Dürre: Große Probleme für Atomkraftwerke

Frankreich: Selbst im Frühling ist die Trinkwasserversorgung nicht mehr überall im Land gewährleistet. Den Atompark stellt das vor besondere Schwierigkeiten.

Die Winterdürre in Frankreich ist dabei, sich vor allem im Süden zu einer Frühjahrsdürre auszuweiten. Im eigentlich regenreichen Winter hatte es an 32 Tagen im ganzen Land nirgends geregnet.

Im Departement Pyrénées-Orientales wurde deshalb nach 150 Jahren wieder eine alte Tradition ausgegraben: Bauern haben im Südosten des Landes, in Perpignan, wieder dafür gebetet, dass es endlich richtig regnet. Dort ist die Lage besonders dramatisch, wie auch neue Waldbrände zeigen, die angesichts einer "historischen" Dürre bereits im April wüten.

Sogar im Frühjahr fehlt vielen Gemeinden schon Trinkwasser. Vor zehn Tagen wurden zum Beispiel die Bewohner in Bouleternère, eines der emblematischen Dörfer des Têt-Tals, und in drei angrenzenden Dörfer davor gewarnt, das Wasser zu trinken, das noch aus den Wasserhähnen fließt.

Statt das Trinkwasser ganz abzudrehen, wird jetzt Wasser aus landwirtschaftlichen Brunnen ins System eingespeist. Das sei aber weder geeignet "für die Zubereitung von roh gegessenen Lebensmitteln noch für die Zahnhygiene", berichtet eine lokale Zeitung aus einer SMS, die den Bewohnern zugeschickt wurde.

Im gesamten Departement hat sich die Niederschlagsmenge zwischen September und März halbiert, berichtet die Zeitung Le Monde. Mit Wasserflaschen werden die etwa 3.000 betroffenen Bewohner in den vier Dörfern nun versorgt, weil der Grundwasserspiegel viel zu tief abgesunken ist.

Im ganzen Land bis in den Norden hinein werden Gebiete ausgewiesen, die schon so früh im Jahr unter "Beobachtung" stehen, sich bereits im "Alarmzustand" befinden oder sogar im "verschärften Alarmzustand" wie die Pyrénées-Orientales. Das zeigt eine Karte der Regierung.

Probleme für Landwirtschaft und Atomkraft

Zunehmend geraten verschiedene Großverbraucher in verstärkte Konkurrenz zueinander. Allen voran die Atomkraft und die Landwirtschaft, wie wir bereits berichtet hatten.

"Wegen des Klimawandels werden wir bis 2050 etwa 30 bis 40 Prozent weniger Wasser zur Verfügung haben als heute", warnte kürzlich auch Präsident Emmanuel Macron.

Konnte Frankreich im Winter den Blackout trotz ausgefallener Atomkraftwerke durch massiven Stromimport aus dem Ausland und dank sehr milder Klimawandel-Temperaturen verhindern, treiben die Dürre und die zu erwartenden hohe Temperaturen den Experten Sorgenfalten auf die Stirn.

Im vergangenen Jahr habe man "das Schlimmste" noch verhindern können, heißt es in einem interministeriellen Inspektionsbericht, aus dem Le Monde zitiert. Gewarnt werde, dass dies nicht mehr gegeben sein könnte, "wenn sich ein ähnliches Phänomen in den nächsten Jahren oder sogar schon 2023 wiederholen würde". Derzeit spricht alles dafür, dass das laufende Jahr noch härter als das Vorjahr wird.

Macron: AKW sollen Wasser sparen. Aber wie?

Dabei musste schon im vergangenen Frühjahr erstmals im Mai ein Atomkraftwerk abgeregelt werden, um im Südwesten des Landes am Atlantik die Gironde nicht noch stärker aufzuheizen. Neben der massiven Korrosion in den Riss-Reaktoren, die für die Abschaltung etlicher Atommeiler sorgt, wird das fehlende Kühlwasser für die Atomkraftwerke nun immer stärker zum Problem.

Mit seinem Wassersparplan hatte Macron auch die Atomkraftwerke aufgefordert, sparsamer Strom zu produzieren. Denn entweder wird das Wasser unwiederbringlich in den Atomkraftwerken verdampft oder die Gewässer werden durch die Rückführung längst stärker aufgeheizt, als deren Wasserstände und Temperaturen dies eigentlich zulassen.

Seit Jahren werden immer neue Ausnahmeregelungen geschaffen, auch um die Meiler wegen Blackout-Gefahren nicht gänzlich abschalten zu müssen.

Nun will Macron angeblich die Atomkraftwerke an die neuen Bedingungen "anpassen und sie umbauen". Doch den Verbrauch zu reduzieren, ist nur sehr schwer möglich.

Das Magazin Le Point zitiert einen Mitarbeiter aus dem Umweltministerium, dass dafür nicht einmal Geld vorgesehen sei. Auf die inzwischen fast vollständig verstaatlichte EDF kämen neue "exorbitante" Kosten zu, während der Experte den "Nutzen gering" einstuft.

Das Magazin schreibt vom "blamablen Fehltritt" des Präsidenten, der in allen Bereichen den Wasserverbrauch bis 2030 um zehn Prozent senken will.