Dürre im April

Bild: Pixabay License

Die Energie- und Klimawochenschau: Vom Lobbyismus und den Verlusten fossiler Unternehmen, Fahrradspuren und der erneuten Forderung nach einem Tempolimit

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die meisten Menschen werden sich wohl über das anhaltend sonnige Aprilwetter freuen, zumal es ihnen ermöglicht, eine Weile dem Koller in den eigenen vier Wänden für einen Spaziergang oder Sport im Freien zu entfliehen.

Leider erinnert der außergewöhnlich warme und extrem trockene April uns an die Klimakrise, die auch in Zeiten von Covid-19 keine Pause macht. Schon fragen viele Medien, ob Deutschland in diesem Jahr ein neuer Dürresommer droht. Um diese Frage zu beantworten, ist es noch eindeutig zu früh, wie die befragten Meteorologen erklären. Dennoch lassen sich in Bezug auf die Änderung des Aprilwetters deutliche Trends feststellen.

"Megadürre"

Den Temperaturreihen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist zu entnehmen, dass die Temperatur seit der Jahrtausendwende in fast jedem Jahr überdurchschnittlich hoch war und die Niederschläge seit 2009 durchweg zu gering ausfielen. Auf Twitter meldete der DWD, dass in der ersten Aprilhälfte nur 3 Prozent der für den Monat typischen Niederschlagsmenge gefallen seien, in einigen Landesteilen, wie in Brandenburg, war es sogar noch weniger. Auf der Hälfte der Fläche gilt dort auch bereits die höchste Waldbrandgefahrstufe.

Nicht nur Teile Europas sind von aufeinanderfolgenden Dürrejahren geplagt, an der nordamerikanischen Westküste sprechen Wissenschaftler sogar von einer "Megadürre". Im Westen der Vereinigten Staaten und im Norden Mexikos ist nach einer neuen Studie von Wissenschaftlern des Earth Institute der Columbia University eine historisch unvergleichliche Megadürre im Gange, und der Klimawandel spielt dabei die entscheidende Rolle.

Obwohl verlässliche Wetteraufzeichnungen nur etwa bis zum Jahr 1900 zurückreichen, haben die Forscher anhand der Jahresringe von Bäumen die Bodenfeuchte bis zurück ins Jahr 800 n. Chr. rekonstruieren können. Auch in vergangenen Jahrhunderten traten Dürren und selbst Jahrzehnte andauernde Megadürren auf, die jetzige wird aber durch den menschengemachten Klimawandel und die damit angestiegenen Durchschnittstemperaturen noch verstärkt.

"Es spielt keine Rolle, ob dies die schlimmste Dürre aller Zeiten ist", sagt Co-Autor Benjamin Cook. "Was eine Rolle spielt, ist, dass sie durch den Klimawandel viel schlimmer ausfällt." Die Auswirkungen der Dürre sind spürbar: Lake Mead and Lake Powell, die die Landwirtschaft mit Wasser versorgen, sind deutlich geschrumpft, Wald- und Buschbrände nehmen zu und ausgetrocknete Wälder bieten Angriffsfläche für Schadinsekten.

Klimastreik im Netz

Auch in der Corona-Krise müssen dringend Weichen für die künftige Klimapolitik gestellt werden. Der Klimaschutz darf weder in den Wartestand geschickt werden, noch dürfen Konjunkturprogramme aufgelegt werden, die erneut die fossilen und klimaschädlichen Branchen stärken, wie nun von verschiedener Seite gefordert wird. Dass sich die fossilen Lobbys hier erneut durchsetzen, gilt es unbedingt zu verhindern.

Gegen derartige Forderungen wird mit Sicherheit auch beim "Netzstreik fürs Klima" am 24. April protestiert werden. Es sollte der dritte weltweite Klimastreik der Fridays-for-Future-Bewegung werden, der nun angesichts eines fast globalen Lockdowns nicht auf der Straße stattfinden kann.

"Alle Konjunkturpakete, die jetzt auf den Weg gebracht werden, müssen sozial gerecht sein und können, richtig eingesetzt, neben der Förderung von Beschäftigung und Wertschöpfung gleichzeitig den Klimaschutz voranbringen", erklärt das Unterstützerbündnis.

Fossile Unternehmen nutzen die Gunst der Stunde

In den USA sollen Verstöße gegen Umweltauflagen vorerst nicht mehr geahndet werden, wenn die verschmutzenden Unternehmen nur glaubhaft versichern, dass sie wegen der Corona-Krise Luft und Wasser verschmutzen müssen. Dies wurde bereits Ende März beschlossen.

Zudem wird versucht, in Zeiten beschränkter Möglichkeiten des Protests die Pipeline Keystone XL fertigzustellen, die Öl aus kanadischen Teersanden in der Provinz Alberta nach Nebraska transportieren soll, von wo es über bereits existierende Infrastruktur weiter zum Golf von Mexiko gelangen würde.

Das Projekt war 2015 vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama gestoppt und 2017 von seinem Amtsnachfolger Donald Trump per Dekret wieder genehmigt worden. Nun wurde Anfang April ausgerechnet inmitten der Corona-Pandemie, die Gegenproteste unmöglich macht, wieder mit Bauarbeiten begonnen, wie der Guardian berichtet.

Es ist zu vermuten, dass auf diesem Wege ähnliche Massenproteste indigener Bevölkerung und solidarischer Aktivisten wie gegen die Dakota Access Pipeline im Reservat Standing Rock umgangen werden sollen.

Als wäre dies noch nicht schlimm genug, weckt die Tatsache, dass für den Bau in den Zeiten einer tödlichen Epidemie Arbeiter aus dem ganzen Land in die Nähe oder auf indigene Territorien gebracht werden, Erinnerungen an dunkle Kapitel nordamerikanischer Geschichte, als Indigene in großer Zahl Krankheiten erlagen, die durch weiße Siedler eingeschleppt und teilweise mutwillig weitergegeben wurden, wie Bill McKibben in seinem Guardian-Artikel beschreibt.

Glücklicherweise gibt es zunächst wieder Entwarnung. Am 15. April entschied ein Gericht in Montana, dass die Bauarbeiten gestoppt werden müssten, solange keine hinreichende Umweltverträglichkeitsprüfung vorliegt, wie sich das Projekt auf gefährdete Arten auswirkt.

Fragwürdig erscheinen derartige Infrastrukturprojekte nicht nur in Hinblick auf die unabsehbaren Folgen für Menschen und Umwelt sowie der Tatsache, dass die kanadischen Teersande zur Einhaltung des Pariser Klimaziels im Boden bleiben müssten. Sie scheinen sich auch nach einem Bedarf an fossilen Brennstoffen zu orientieren, der gar nicht mehr vorhanden ist. Der Auf- und Ausbau einer Infrastruktur für die Förderung fossiler Brennstoffe ist aber immer auch eine Weichenstellung für die Zukunft.

In der Corona-Krise fällt der Ölpreis in den Keller, der Preis für die amerikanische Sorte WTI rutschte sogar ins Negative. Das ist zwar der gesonderten Situation geschuldet, in der weniger Auto gefahren und fast gar nicht mehr geflogen wird und Produktionslinien teilweise stillstehen.

Das Center for International Environmental Law (CIEL) vertritt jedoch die These, dass sich Öl-, Gas- und Plastikindustrie ohnehin im Niedergang befinden und die Auswirkungen der Pandemie diesen nur beschleunigen.