EZB: Korrektur der Geldpolitik mit historischer Zinserhöhung
Seite 2: Der Wirtschaftsmotor im Euroraum stottert
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Der eine oder der andere Vorgang würde jedenfalls den Absturz der Wirtschaft in die Stagflation weiter beschleunigen, wovor auch der Autor seit geraumer Zeit warnt. Dass wir in Deutschland und Europa mit Vollgas in ein gefährliches Szenario rasen, das von Stagnation und hoher Inflation geprägt sein wird, ist im Sommer längst klar geworden, als die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal schon stagnierte.
Dass es bei einer Stagnation nicht bleiben würde, war auch längst klar. Denn die starke Rezessionstendenz war längst sichtbar, ohne dass Kredite durch erhöhte Leitzinsen verteuert wurden. Man musste wahrlich kein Experte sein, um deshalb eine Rezession vorhersagen zu können.
Denn es war klar, dass die EZB die bisherige Geldpolitik nicht würde lange durchhalten können und es ist auch klar, dass die steigenden Zinsen die Wirtschaft weiter belasten würden. Dass sich der gefährliche Sturm zusammenbraut, war seit dem Frühjahr absehbar.
Dass die EZB weiter gewartet hat, hat die Lage nur weiter zugespitzt. Damit ist klar, dass die Rezession tiefer gehen wird. Ein frühzeitiges Handeln, gepaart mit einer anderen Energiepolitik und ein konsequentes Einschreiten gegen Spekulation hätte die Lage abmildern können und könnten sie auch weiterhin noch entschärfen. Allerdings gibt es auch an diesen Fronten keiner Anzeichen für eine Besserung.
So spiegeln sich die trüben Aussichten nun auch im EZB-Ausblick wieder. "Nach einer Erholung des Wirtschaftswachstums im Euroraum im ersten Halbjahr 2022 deuten jüngste Daten auf eine erhebliche Verlangsamung hin.
In den "jüngsten von Fachleuten der EZB erstellten Projektionen für das Wirtschaftswachstum", wurden die Prognosen "für den Rest des laufenden Jahres und für 2023 deutlich nach unten korrigiert." Erwartet wird weiter reichlich optimistisch ein "Wachstum von 3,1 Prozent für 2022, von 0,9 Prozent für 2023 und von 1,9 Prozent für 2024."
Ob diese vom Prinzip Hoffnung getragene Prognose eintritt, darf ebenfalls angesichts der Tatsache bezweifelt werden, da der Wirtschaftsmotor im Euroraum doch längst deutlich stottert. So geht zum Beispiel nun das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im kommenden Jahr voraussichtlich um 0,7 Prozent schrumpfen wird.
"Hohe Energiepreise drücken deutsche Wirtschaft in Rezession", lautet der Titel des IfW-Herbstgutachten. Eine Kernaussage lautet:
Im laufenden Jahr dürfte das BIP noch um 1,4 Prozent zulegen, 0,7 Punkte weniger als in der Sommerprognose erwartet.
Das IfW korrigiert aber seine bisherige Prognose für das kommende Jahr sogar um 4 Prozentpunkte nach unten. "Statt einem kräftigen Plus hat die deutsche Wirtschaft ein Minus von 0,7 Prozent zu erwarten", schreiben die Wirtschaftsforscher. Noch im Juni hatte das IfW ein Plus von 3,3 Prozent für 2023 vorhergesagt.
Der Vizepräsident des Instituts, Kooths, erklärte, vor allem energieintensive Produktionen und konsumnahe Wirtschaftsbereiche würden nun mit Wucht getroffen. Die deutsche Wirtschaft befinde sich im Abwärtssog: "Mit den hohen Importpreisen für Energie rollt eine konjunkturelle Lawine auf Deutschland zu", erklärte er
Die deutsche Energieimportrechnung steigt voraussichtlich um 123 Milliarden Euro in diesem Jahr und um weitere 136 Milliarden Euro im nächsten Jahr. "Das Geld fehlt im Inland für Konsum und schmälert die Rentabilität energieintensiver Unternehmen", führt das Institut aus.
In der Folge sinkt Deutschlands Wirtschaftskraft erheblich und liegt im nächsten Jahr 130 Milliarden Euro niedriger als bislang vom IfW erwartet. "Die Kaufkraft der privaten Haushalte dürfte im kommenden Jahr mit 4,1 Prozent so stark einbrechen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland", lautet die pessimistische Prognose aus Kiel.