Ehe für alle und keinen
Ein Kommentar wider den Zeitgeist
"Ich habe nichts gegen Schwule, aber…" Wem ein Satz herausrutscht, der so beginnt, hat schon verloren, egal was er danach noch sagt. Homophob wird das vernichtende Urteil lauten und kaum jemand wird noch weiter zuhören. Homophob" ist das neue "Nazi". Mit Homophoben redet man nicht, man grenzt sie aus; so wie früher einmal Schwule ausgegrenzt wurden.
Im folgenden Text geht es einmal mehr um die Homo-Ehe, bzw. die "Ehe für alle", wie dieses Regenbogen-Projekt nun auch der Bundesrat in einer Entschließung der Länderkammer Anfang Juni genannt hat. Spontan möchte ich diesen Text damit einleiten, dass ich nichts gegen Schwule habe, aber Argumente gegen die Schwulen-Ehe zur Diskussion stellen möchte. Doch da dies eine Art "Textselbstmord" wäre, muss ich anders beginnen.
Ich rufe (zu meiner Entlastung) einen Zeugen auf. Er heißt Paul Goodman. Abgesehen davon, dass er seit 1972 verstorben ist, glaube ich, in ihm den idealen Verbündeten für mein Vorhaben gefunden zu haben, die Idee der Homo-Ehe kritisch zu beleuchten.
Paul Goodman war nämlich schwul. Nicht nur das, er war berühmter Vorreiter der Schwulenbewegung in den USA und damit weltweit.
Goodman war auch Therapeut. Nicht nur das, sondern auch theoretischer Begründer der Gestalttherapie. Zusammen mit dem Ehepaar Perls hat er die Gestalttherapie entwickelt und vorangetrieben. Für den Leser, der noch nie von Gestalttherapie gehört hat, will ich hinzufügen: Gestalttherapie ist die Psychotherapie der "Linken". Sie war (und ist vielleicht noch heute) die progressivste Richtung unter den s.g. humanistischen Therapierichtungen, die ihren Siegeszug in den 70ern des letzten Jahrhunderts feierten.
Schließlich ist Paul Goodman linker Anarchist. Und ich werde ihn gleich auch als politischen Zeugen für die Kritik an der Homo-Ehe aufrufen.
Bei dieser Kritik geht es tatsächlich kaum um Schwule. Von den vielleicht 5% Homosexuellen in der Bevölkerung sind es wiederum nur eine Minderheit, die überhaupt eine Schwulen-Ehe für sich erwägen würden. 2013 zählte die Statistik in Deutschland nur ca. 35.000 eingetragene Lebenspartnerschaften. Warum sollte man diesen paar Leuten nicht ihr "Ehe"-Vergnügen gönnen?
Die traditionelle Ehe ist doch nichts anderes als ein Erbe christlicher Engstirnigkeit.
Allein schon, dass der Diskurs über die Schwulen-Ehe fast nie über diese falsche Behauptung hin-ausgeht, sollte uns zu denken geben.Tatsächlich ist Ehe viel älter als das Christentum. Regelungen zur Ehe finden sich in allen Völkern und wir finden Aufzeichnungen zum Eherecht in den ältesten erhaltenen Schriften.
"Die Natur überwinden", Ehe und der Anspruch auf Kinder
Die durchaus vielfältigen Vorstellungen der Völker zum Eherecht haben jedoch mindestens eines gemeinsam: Sie regeln seit je her die für die jeweiligen Völker gültigen Voraussetzungen der menschlichen Fortpflanzung.
Erstmals in der Menschengeschichte wird nun in immer mehr westlichen Staaten die Ehe von der Fortpflanzungsabsicht grundsätzlich entkoppelt und soll "für alle" (gemeint sind aber nur schwule und lesbische monogam/exklusive Zweierbeziehungen) geöffnet werden. Damit wird die "Ehe für alle" von der vielleicht ältesten und wichtigsten Institution der gesamten Menschheit zu einem hippen Lifestyle-Produkt für die letzten Menschen entwertet.
Die älteste Form der Ehe war wahrscheinlich die Gruppenehe im Matriarchat. Hier stand das Recht der Mutter im Vordergrund. Die Mutter symbolisierte das Leben, die Natur, die Fruchtbarkeit, Mutter Erde. Mit dem Patriarchat setzte der Anspruch auf Sicherstellung der Vaterschaft (Urheberrecht) ein. Zugleich mit dieser Hybris setzte auch der schleichende Verfall der Ehe ein. Der gegenwärtige Angriff auf die Ehe durch die "Ehe für alle" zeugt nicht etwa von einer Überwindung des Patriarchats. Im Gegenteil feiert hier das lebensfeindliche Patriarchat seine Hoch-Zeit.
Der Schlachtruf des Patriarchats lautet: "Macht euch die (Mutter) Erde untertan." Es geht bei der Einführung der Homo-Ehe längst nicht mehr darum, gleichgeschlechtlichen monogam Paaren einen auch staatlich anerkannten Rahmen für eine "Lebenspartnerschaft" in trauter Zweisamkeit zu bieten. Dies ist ja längst erfolgt.
Es geht jetzt vielmehr darum, die Natur im wörtlichen engen Sinn (=Geburt) zu überwinden. Es geht um den Anspruch auf Kinder auch ohne praktiziertem Zeugungsakt und Geburt. In dem Entschließungsantrag des Bundesrat "Ehe für Alle" wird dieses Ziel auch ausdrücklich genannt: "die Schaffung eines vollen gemeinschaftlichen Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche Paare."
Im Jahr 2013 standen 817 zur Adoption vorgemerkten Kindern 5.362 Bewerbungen gegenüber. Bei etwa der Hälfte der in 2013 durchgeführten Adoptionen handelte es sich um Verwandtenadoptionen.
Geht man davon aus, dass ein großer Teil der gleichgeschlechtlichen Eheschließungen mit einem Kinderwunsch verbunden sind, wird die Nachfrage nach Kindern steigen. Und es wird mit der Legalisierung der "Homo-Ehe" zu einem Paradigmenwechsel kommen.
Eine biologistische Kritik?
Ging es bisher noch eher darum, für ungewollte Kinder ein dauerhaftes Zuhause zu finden, wird es nun darum gehen müssen, den Anspruch der Homosexuellen nach Kindern zu befriedigen. Wird es doch bereits heute in weiten Kreisen als das ganz normale Recht auch von Homosexuellen angesehen, eine "ganz normale" Familie zu gründen. Und da homosexuelle Paare nicht durch gewöhnlichen Geschlechtsverkehr zu Kindern kommen können, bleibt ihnen ja nur der "selbstver-ständliche Anspruch" auf Kinder entweder aus der Retorte oder eben durch Adoption.
Der Hinweis von Kritikern auf den natürlichen Unterschied zwischen homo- und heterosexuellen Kontakten, der durch rechtliche Gleichstellung nicht beseitigt werden könne, wird von Befürwortern der Homo-Ehe, zum Beispiel der SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi, als "biologistisch" abgetan.
Aber stimmt das überhaupt? Ist Schwulen und Lesben der Zugang zu natürlichem Nachwuchs versperrt? Anders als es dem heutigen Zeitgeist entspricht, würde Goodman hier protestieren. Der Gestalttherapeut sieht Homosexualität als eine neurotische Fixierung. Er erwartet von homosexuell fixierten Menschen, dass diese sich auch für heterosexuelle Erlebnisse öffnen.
Ich empfehle dem Leser, an dieser Stelle zunächst das Interview mit Paul Goodman zu lesen. Der Anspruch von Goodman, sich auch der heterosexuellen Erfahrung gegenüber zu öffnen, darf auf keinen Fall verwechselt werden mit der meist christlich motivierten Ex-Gay-Bewegung. Es geht Goodman alles andere als darum, homosexuelles Verhalten zu verteufeln.
"Neurotisch" ist für Goodman regelmäßig weniger das, was man "verrücktes" tut, sondern was man lieber lässt. Und umgekehrt erwartet Goodman auch durchaus von heterosexuell fixierten Menschen, sich für homosexuelle Erlebnisse zu öffnen.
Nach heute herrschender Meinung ist Homosexualität (so wie auch Pädophilie) ein Wesenszug, an dem man nichts ändern kann. Gemäß dieser essentialistischen Argumentation ist eine Therapie der homosexuellen Fixierung nicht nur aussichtslos, die Grünen wollen sie sogar verbieten.
Dass eine solch essentialistische Argumentation im Widerspruch zur Gender-Ideologie steht, wonach es sich bei den Geschlechtern um reine soziale Konstruktionen handelt, stört die Gender- und Regenbogenfraktion wenig.
Wer nun meint, Goodman als Pionier hätte sich hier nur verrannt, dem biete ich Verstärkung durch den französischen Philosophen Michel Foucault. Ein berühmter Satz von Foucault, der bekanntlich ebenfalls schwul war, lautet: Es kommt nicht darauf an, schwul zu sein, sondern schwul zu werden. Foucault bestreitet, wie Goodman, entschieden, dass es eine "wahre" tief in unserem Inneren verborgende "Identität" gibt, ein Selbst, dass wir nur finden und "aktualisieren" müssten.
Hedonistische Ansprüche und andere Eheformen
Trifft also die Auffassung von Goodman und Foucault zu, dass wir uns unsere sexuelle Orientierung sehr wohl "aussuchen" können, dann bricht die Begründung für das Projekt Schwulen-Ehe als Menschenrecht einer Minderheit in sich zusammen.
Vor allem das Sonder- und Vorrecht auf Adoption durch homosexuelle Paare entfällt dann. Es ist ihnen dann durchaus zuzumuten, den natürlichen Weg zu wählen, wenn sie gern Kinder wollen.
Worin liegt dann der Unterschied zwischen einem Mann, der auf Sex mit Männern fixiert ist, und einem Mann, der es vorzieht, beim Geschlechtsverkehr zuzuschauen, statt selbst den Geschlechts-Akt auszuführen (Voyeurismus, SM, "Cuckold"-Vorliebe)?
"Fetischismus darf nach ICD-10 [.. ]dann diagnostiziert werden, wenn er so ausgeprägt ist, dass er die wichtigste oder sogar einzige Quelle sexueller Erregung darstellt und den Geschlechtsverkehr für den Betroffenen fast zwanghaft oder qualvoll werden lässt" heißt es im Wiki zum Begriff Paraphilie.
Die Fixierung auf homosexuelle Handlungen wird unter diesem Stichwort nicht einmal mehr erwähnt. Woraus sich nun ergibt, dass die Fixierung auf Onanie etwa bei Cuckolds oder Fetischisten behandelbar sein soll, die Fixierung auf homosexuelle Handlungen aber nicht, bleibt wohl Geheimnis der Schwulenlobby.
Neben dem geplanten hedonistischen Anspruch auf Kinder ohne Zeugung/Geburt durch die Sonderehe für homosexuell Fixierte stellt sich zwingend die Frage, mit welchem Grund sich die "Ehe für alle" dann solchen echten Eheformen weiterhin verschließen will, wie zum Beispiel der oben bereits genannten Gruppenehe.
Auch die im Islam je nach Auslegung erlaubte Ehe eines Mannes mit mehreren Frauen (Polygamie) oder die Ehe unter Geschwistern (Inzest) soll verboten bleiben, genau wie die in vielen islamischen Ländern legale Ehe zwischen einem Erwachsenen und einer Minderjährigen.
Warum eigentlich? Anders als die fälschlich als "Ehe für alle" bezeichnete Homo-Ehe haben nämlich die anderen bekannten Eheformen zwei Argumente auf ihrer Seite, mit der die Homo-Ehe nicht dienen kann: 1. gibt es sie bereits, teilweise seit Anbeginn der Menschheit und 2. erfüllen sie das für den Begriff "Ehe" wesentliche Kriterium, dass sie eine Basis für die natürliche Fortpflanzung bieten sollen.
"Wir sind polymorph pervers!" - Zwangsgesellschaften und Freiheiten
Zurück zu Paul Goodman und zur politischen Bewertung der West-Propaganda pro Homo-Ehe.
Wir müssen auf Grundlage der Überzeugung weiter machen, dass die Zwangsgesellschaft sehr gut die Handlungen kennt, welche ihr gefährlich sind und welche nicht: Handlungen, die Zwangsmaßnahmen hervorrufen, haben anarchistische Kraft; solche, die früher bestraft wurden, heute aber toleriert werden, haben diese Kraft verloren; sie sind dann nicht etwa neutral, sondern haben zwanghafte Folgen.
Dieses Zitat von Paul Goodman hat mein ganzes politisches Leben begleitet und befruchtet. Trifft es auch auf die geplante Homo-Ehe zu?
In den 70ern war Homosexualität noch verboten. Unter dem Stichwort "Sexuelle Revolution" gab es bekanntermaßen eine breite Befreiungsbewegung, die sich damals zunächst gegen das ge-samte als "Sittenrecht" verworfene Sexualstrafrecht wandte und (weniger bekannt) auch gegen das von Freud aufgestellte Primat der Genitalität.
"Wir sind polymorph pervers!" war unsere progressive Losung in den Hörsäalen. Unser Ziel war damals, Sexualität insgesamt vom Geruch des "Bösen" zu befreien und auch fantasievolle Formen von Lust zu entwickeln, die weit über einen "Stellungswechsel" (damals gab es noch die berühmte "Missionarsstellung" als traurigen Standard in vielen Ehebetten) und der Einführung eines "Vorspieles" hinausging. Ein Verbot, gegen das wir damals Sturm liefen, war der berühmte Paragraf 175, also das Verbot homosexueller Handlungen.
Da wir seitdem die "Zwangsgesellschaft" nicht überwunden haben, stellt sich also die Frage, was nun aus dem "Verbrechen" Homosexualität mit seiner Legalisierung durch diese Zwangsgesellschaft geworden ist.
Aus der Befreiungsbewegung ist eine kulturimperialistische und elitäre Bewegung geworden
Stimmt es, was Goodman behauptet, dass die nun legale Homosexualität selbst zwanghafte Folgen hat? Ich meine, eindeutig ja! Aus der Befreiungsbewegung für die Akzeptanz von homoerotischer Lust ist eine kulturimperialistische und elitäre Bewegung geworden. Phänomene wie Conchita Wurst oder die Regenbogenfahne werden als imperiale Waffen des Westens gegen andere Völker eingesetzt.
Wenn etwa vor russischen Botschaften in Stockholm und Oslo die Zebrastreifen in Regenbogen-farben übermalt werden und die Schwulenlobby entsprechende Aktionen auch für Deutschland anregt, dann ist das in der gegenwärtigen Lage Fortsetzung der westlichen antirussischen Kriegspropaganda mit anderen Mitteln. Auch die Universalisierung eines angeblichen "Menschenrechts" für Schwule auf die Homo-Ehe ist Kulturimperialismus.
Und die Verunglimpfung von Kritikern als "homophob" ist in meinen Augen beinahe faschistisch. Denn "Homophobie" wird, anders als der Name suggeriert, nicht als Diagnose, eventuell verbunden mit einem therapeutischen Hilfsangebot verwendet, sondern als Selektions-und Ausschlusskri-terium.
Vielleicht noch wichtiger ist die immer weitere Etablierung des jüdisch/christlichen Freiheitsbegriffes, wonach die Freiheit jedes einzelnen bei der Freiheit des anderen endet. Es gilt mittlerweile als selbstverständlich, den anderen in keiner Weise zu belästigen. Wer das Interview mit Goodman gelesen hat, ist sicher über folgende Stelle ziemlich am Schluss gestolpert:
Als ich zwölf oder dreizehn oder siebzehn war, wurde ich im Park manchmal von irgendwel-chen alten Kerlen verfolgt. Sie waren hinter mir her wie der Teufel hinter der armen Seele. Ich er-innere mich, dass ich manchmal dachte: "Komm, lass ihn doch. Für ihn ist das so ein Riesending, und mir macht es ja eigentlich nichts aus." Es erstaunt mich, zu sehen, wie selten diese großzügige Haltung heute noch anzutreffen ist."
Hinter dieser heute undenkbaren Forderung nach "Großzügigkeit" steckt der ursprüngliche Freiheitsbegriff. Danach bin ich nur dort frei, wo ich dem anderen zu nahe treten darf, wo ich, so die Etymologie von "Freiheit" zu den Lieben gehöre.
Der neoliberal pervertierte herrschende Freiheitsbegriff dagegen verbietet bereits den unerwünschten Blick (etwa auf ein Dekolleté), wertet den Versuch eines "Ex", eine langjährige Beziehung durch "Nachlaufen" zu retten, als "Stalking" und verbietet erst recht das Nachstellen und Grenzen überschreiten als "übergriffig", wo noch in einer Generation vor uns den "Kuss in Ehren" niemand verwehren konnte.
Das, was unter Stichworten wie "sexual correctness" heute als korrektes Verhalten beschrieben wird, erinnert denn auch eher an Zwang zur Isolation, als an Freiheit. Die heute herrschende Regenbogenelite, nicht die Schwulen, nicht die Lesben, sind Teil der Unterdrückung durch die Zwangsgesellschaft geworden.
Nach zehn Jahren Hartz 4 hat sich das Bundesverfassungsgericht nicht bequemen können, etwa die 100%-Sanktionen oder auch die Zwangsehe (Einstandsgemeinschaft) als das zu bezeichnen, was sie sind: menschenunwürdig und verfassungsfeindlich. Aber es vergeht kein Jahr, in dem das Bundesverfassungsgericht nicht die völlige Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaft fordert.
Die staatlich sanktionierte Ehe und mit ihr die Familie liegt im Sterben. Daran gibt es wohl kaum noch einen Zweifel. Die Homo-Ehe wird der traditionellen Ehe und der natürlichen Familie den Todesstoß versetzen. Dass sie kommen wird, auch daran besteht wohl kaum noch eine Zweifel.
Wer heute noch ein Kind natürlich zeugt, mit diesem Partner gemeinsam aufzieht, wenigstens 20 Jahre zusammen bleibt und sein Kind während dieser Zeit vor staatlichen Übergriffen weitgehend schützt, statt es dem Staat zur Aufbewahrung zu überlassen, darf sich inzwischen mit vollem Recht Widerstandskämpfer nennen.
Dies ist ein Meinungsartikel. Er gibt nicht die Meinung der Redaktion wieder.