Ein Plädoyer für Abrüstung

Seite 2: Wann macht Landgewinn keinen Sinn mehr?

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Ein Land wie Russland aber, welches sowohl über Bodenschätze in unvorstellbarer Menge, wie auch über ausreichend Raum und Platz für die relativ wenigen Menschen sowie riesige landwirtschaftliche Flächen verfügt, hat ebenfalls Interesse an der Vergrößerung der eigenen Einflussbereiche. Hierbei liegt das Augenmerk verstärkt auf der Gewinnung von "Märkten".

Aus ökonomischer Sicht macht die militärische Eroberung von benachbarten Marktregionen keinen erkennbaren Sinn. Entweder wird das vorhandene Territorium durch ertragsschwache und ressourcenarme Gebiete erweitert oder man erhält teilweise völlig überbevölkerte und ressourcenschwache Gebiete, die heute bereits zu den besten Kunden im Bereich Energie und oder landwirtschaftlicher Produkte zählen und damit dringend zur Tilgung der eigenen Staatschulden benötigt werden.

Eine Binsenweisheit sagt: Erschieße niemals Deine Kunden

Aus der Sicht Russlands kann es daher nur eine einzige Konsequenz geben: Die eigene Verteidigung so gut auszubauen, dass es auch einem stark überlegenen Gegner unmöglich wird, einen Eroberungsfeldzug zu führen, und auf der anderen Seite möglichst gute Handelsbeziehungen zu den Nachbarn zu pflegen.

Bei der Betrachtung der zur Anwendung kommenden Militär-Budgets, ist dieses aus Sicht des Autors von Russland effektiv umgesetzt worden. In den letzten Jahren konnte Russland sogar seine Fähigkeiten bei der Landesverteidigung unter anderem in Syrien zur Schau stellen. Den russischen Ambitionen, den eigenen Waffenexport anzukurbeln, hat dies sehr genutzt. Insbesondere Verkäufe des Luftabwehrsystems S-400 sind in letzter Zeit vermehrt in der Presse aufgefallen.

Das Budget der USA unterscheidet sich dagegen deutlich. Traditionell auf die Möglichkeit ausgelegt, jederzeit jedes beliebige Land überfallen zu können, erklärt sich der daraus resultierende auch notwendige Unterschied in den Ausgaben. Die Fähigkeit und der Wille, jederzeit beliebige Gegner zu zerschlagen, führt zu dem stark erweiterten Militäretat.

Dass die Verteidigung des eigenen Territoriums eine untergeordnete Rolle spielt, sieht man an dem Vergleich mit Russland. Wenn es allein um die Verteidigung ginge, wäre nach Meinung des Autors ein Budget auf Augenhöhe oder unter dem russischen Etat ausreichend.

Fazit

Für Angreifer wird es teuer, wer friedliche Absichten hat, kommt mit wenig aus. Das könnte das Fazit sein. Sofern es Schule machen würde, könnten weltweit die "Verteidigungsausgaben" drastisch gekürzt werden und müssten Mehrausgaben ehrlicherweise in "Angriffsausgaben" umbenannt werden. Angesichts dieser Zahlen und historischer Tatsachen gehört der Spruch "Angriff ist die beste Verteidigung" auf den Scheiterhaufen der Geschichte.

Fortschrittliche Militärtechniken sind heute mehr denn je in der Lage mit minimalem Aufwand für die Sicherheit einer großen Region zu sorgen. Für die westliche milliardenschwere Militärindustrie ist so ein Szenario sicherlich unerfreulich. Der Spielverderber dabei ist Russland, welches durch seine konsequente Ausrichtung auf Verteidigung einfach kein ernstzunehmender Gegner sein will. Mediales Marketing schließt diese Lücke nur teilweise und versäumt es, schlüssig zu erklären, wie ein um den Faktor 10 unterlegener Gegner eine ernsthafte Gefahr für die westlichen Atommächte darstellen könnte.

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