Ein Preis für Metternichs Erben
Big Brother Awards Austria ausgeschrieben
Nach Großbritannien und den USA sollen heuer erstmals auch in Österreich Big Brother Awards verliehen werden. Die Ankündigung des Preises erfolge in einem "Stadium der allgemeinen politischen Bresthaftigkeit und Lähmung in AT-Land", hieß es in der montäglichen Lieferung des um Drastik selten verlegenen Newsletters q/depesche. Kandidaten für die nicht gerade heiß begehrte Auszeichnung seien "Spitzelfirmen, Lauschangreifer & Überwacher aller Art".
Als Grund für die Ausschreibung des Preises geben die Organisatoren an, dass die technischen Möglichkeiten des Sammelns und Auswertens elektronischer Informationen immer mehr Organisationen zum Missbrauch verführe. Im Zeitalter der globalen Kommunikation sei die Sicherung der Privatsphäre eine wesentliche demokratische Herausforderung. Ziel der Aktion sei es, jene beim Namen zu nennen, die den gläsernen Menschen möglich machen.
Dass nach den angelsächsischen Hochburgen der Zivilgesellschaft ausgerechnet das in Sachen Bürgerrechte wenig empfindliche Österreich die Idee der Big Brother Awards aufgenommen hat, mag auch daran liegen, dass sich der Handlungsbedarf hierzulande zuletzt deutlich erhöht hat. Erst wenige Wochen ist es her, dass ein vom Innenministerium heimlich angeschafftes Gerät zum Abhören von Mobilfunknetzen, ein sogenannter IMSI-Catcher, bekannt wurde. Kurz davor war einem Schwarzafrikaner im Zuge seiner Abschiebung - sinnfälliger geht's nicht - der Mund von der Polizei so gründlich zugeklebt worden, dass er daran erstickte.
Zu den Veranstaltern der Big Brother Awards zählen neben den einschlägig bekannten Netzaktivisten von VIBE, quintessenz, und Public Netbase, auch die Österreichische Gesellschaft für Datenschutz ARGE DATEN.
Kandidaten für den Big Brother Award können in den fünf Kategorien "Behörden", "Politik", "Business", "Kommunikation" und "Lifetime Achievement" nominiert werden. Die Preisverleihung findet am 26.Oktober statt. In Österreich ist das der Nationalfeiertag.