"Einmal die Kombi gegen Mumps, Windpocken, Rauchen und Koksen bitte"

Kinder in Großbritannien sollen zukünftig auch gegen Drogensucht geimpft werden

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Gute Vorsätze helfen wenig – was verboten ist, macht ja erst besonders scharf. Doch auch wenn alle Drogen legal wären, hinge nicht jeder an der Nadel – manchen reizen Drogen einfach nicht. Englische Wissnschaftler glauben nun, man könne Kinder gegen Drogen immunisieren wie gegen ansteckende Krankheiten.

Es klingt wie in dem Österreicherwitz: "Liebe Mutti, wir sind heute gegen Erdbeben geimpft worden". Doch der Independent berichtet in seiner Sonntagsausgabe, dass englische Minister genau dieses Vorgehen überlegen, um Jugendliche von einer Drogenkarriere abzuhalten: Ebenso, wie Kleinkinder heute per Reihenimpfung gegen Röteln, Mumps und Masern immunisiert werden und sie dann ihr ganzes Leben nicht mehr bekommen sollen, soll schon im Kindesalter ein Desinteresse an Nikotin, Heroin und Kokain wortwörtlich eingeimpft werden. Die starken Reaktionen, die normal auf diese Drogen entstehen und dazu führen, dass man süchtig wird, würden bei den als Kind dagegen geimpften Personen unterbleiben. Und wenn es nicht "flasht" und "dröhnt", dann besteht kaum ein Grund, Drogen zu nehmen.

Die Pharmaindustrie arbeitet bereits an geeigneten Impfstoffen und will sie innerhalb von zwei Monaten am Markt haben, so der Independent. Ausgedacht hat sich die Impfkampagne das "Brain Science, Addiction and Drugs project". Eine treibende Kraft des Projekts ist Professor David Nutt, Inhaber des Lehrstuhls für Psychopharmakologie an der Universität von Bristol, der auch ein leitendes Mitglied des Advisory Council on the Misuse of Drugs ist und verspricht:

People could be vaccinated against drugs at birth as you are against measles. You could say cocaine is more dangerous than measles, for example. It is important that there is a debate on this issue. This is a huge topic – addiction and smoking are major causes of premature death.

Obwohl England nicht gerade als Drogenhochburg verschrien ist, steige die Crack-Abhängigkeit alarmierend an und die Drogenabhängigkeit koste die Wirtschaft im Jahr Unsummen. Der Independent spricht von über 12 Billionen englischen Pfund, lässt jedoch offen, ob hiermit die gesamte Weltwirtschaft oder nur England gemeint ist. Das britische Biotechnik-Unternehmen Xenova hat bereits eine Anti-Koks-Impfung getestet, bei der 58 Prozent der Patienten auch nach drei Monaten kokainfrei blieben und 42 Prozent nach sechs Monaten.

Leider sind die Vergleichszahlen nicht behandelter Kokainabhängiger nicht bekannt und die Anzahl der Getesteten mit 22 für statistische Aussagen eigentlich noch zu gering, doch auch die rückfällig gewordenen Patienten berichten, dass sie nicht mehr so stark auf Kokain reagieren. Xenova arbeitet nun an Impfstoffen gegen Heroin und Ecstasy, während der Anti-Raucher-Impfstoff bereits in der zweiten Stufe der klinischen Tests ist.

Bislang ist die Impfung nur für bereits an Drogen geratene erwachsene Menschen gedacht. Bei Kindern könnte sie völlig andere Auswirkungen haben. Neben der Impfung hofft die englische Regierung deshalb auch auf einen neu entdeckten, Kokain im Körper spaltenden Virus ("Mutti, die Viren haben unser Koks gefressen!"), ist sich aber im Klaren, dass es vorläufig keine Wunderwaffe gegen die Drogensucht geben wird.