Einzigartige Nova am Nordhimmel erwartet: Ein himmlisches Spektakel
Astronomen fiebern einem seltenen Ereignis entgegen: Bald könnte eine Nova am Nordhimmel aufleuchten. Doch was macht diese Nova so besonders?
Es gibt eine Reihe regelmäßig wiederkehrender astronomischer Erscheinungen. Einige ‒ wie etwa große Kometen oder Sonnenfinsternisse ‒ sind spektakulär, andere wie zum Beispiel die Mondphasen der Venus nur mit Teleskopen beobachtbar. Doch haben diese Erscheinungen eines gemeinsam: Sie finden in unserem Sonnensystem statt.
Nun erwarten Astronomen für dieses Jahr jedoch ein besonderes Ereignis, das nur etwa alle 80 Jahre eintritt und zuletzt 1946 zu beobachten war: Im Sternbild Corona Borealis (Nördliche Krone), lauert in einer Entfernung von rund 2 500 Lichtjahren ein Stern namens T Coronae Borealis, der auf eine Explosion zusteuert, die den Stern vorübergehend zu einem der hellsten Objekte am Nachthimmel machen wird.
Irgendwann in den nächsten Monaten wird diese Nova wahrscheinlich den Nordhimmel erhellen. Aus historischen Aufzeichnungen wissen wir, dass T Coronae Borealis (kurz T CrB) seit mindestens acht Jahrhunderten einmal alle 80 Jahre getan aufgeflammt ist.
Es wird spannend
Jetzt warten die Astronomen mit Spannung darauf; vor allem wegen der Fülle von Daten, die sie über diese Art von Sternexplosion, die klassische Nova, sammeln können. Denn die Technologie, die jetzt zur Verfügung steht, übertrifft diejenige bei Weitem, die es im Februar 1946 gab.
So riesig das Weltall auch ist, diese Nova ist etwas Besonderes. Denn es gibt nur relativ wenige wiederkehrende Novae mit kurzen Zyklen. In der gesamten Milchstraße sind lediglich fünf bekannt. Deshalb sind wiederholte Ausbrüche in einem Menschenleben selten, und so relativ nahe an unserem eigenen System einzigartig. Es ist wahrhaftig ein Sitzplatz in der ersten Reihe.
Klassische Novae sind "kleinere" Explosionen, die den Stern mehr oder weniger unversehrt lassen. Sie sind nicht zu verwechseln mit den katastrophalen Explosionen, die als Supernovae bekannt sind und Sterne erlöschen lassen.
Altes Doppelsternsystem als Ursache
Der Grund, warum T CrB wiederholt und planmäßig explodiert, ist eine Eigenart seines Sterntyps. Es handelt sich um ein Doppelsternsystem mit den Überresten eines kollabierten Kerns eines sonnenähnlichen aber sehr alten Sterns, eines sogenannten Weißen Zwerges und einem ebenfalls recht alten und deshalb aufgeblähten Roten Riesen als Begleiter.
Weiße Zwerge sind vorher bereits in einer Supernova explodierte Sonnen und nun winzig und sehr dicht. Obwohl ihre Größe lediglich zwischen jener der Erde und des Mondes liegt, enthalten sie so viel Masse wie 1,4 Sonnen. Wenn sie und ihre binären Begleiter auf ausreichend engen Umlaufbahn umeinander wirbeln, geht Material vom Roten Riesen auf den Weißen Zwerg über ‒ vor allem Wasserstoff.
Mit der Zeit sammelt sich der auf der Oberfläche des Weißen Zwerges an und wird durch die Anziehungskraft und den neu eintreffenden Nachschub stetig verdichtet. Schließlich werden der Druck und die Hitze in der unteren Schicht des Wasserstoffs so stark, dass sich das Ganze in einer thermonuklearen Explosion entzündet.
Spektakuläre Explosion
Dabei wird ein guter Teil des Wasserstoffs auf spektakuläre Weise in den Weltraum geschleudert. Das ist die Nova; und für T CrB dauert dieser Prozess etwa 80 Jahre.
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In den letzten zehn Jahren nun haben die Astronomen beobachtet, dass das Doppelsternsystem ein ähnliches Verhalten zeigt, wie es schon vor der Explosion im Jahr 1946 beschrieben worden war. Auffällig ist insbesondere ein Einbruch der Helligkeit, die das Nahen der Eruption ankündigt. Ihre Analyse legt nahe, dass der Ausbruch sehr bald stattfinden könnte - noch vor September 2024.
Das bedeutet, dass die Astronomen einen kleinen Himmelsfleck mit Sternbildern - Lyra, Herkules, Boötes - und einem kleinen Sternenbogen dazwischen sehr genau im Auge behalten: die Corona Borealis.
Mit dem bloßen Auge sichtbar
Die Corona Borealis ist das ganze Jahr über am nördlichen Sternhimmel zu sehen. Jetzt, im Sommer, zieht das Sternbild hoch über den Nachthimmel. Dann erreicht es schon abends ihren hohen Scheitelpunkt im Süden. Im August und September muss man den früheren Abend nutzen, um sie im Südwesten und später im Westen noch im Finstern sehen zu können.
Die Nova wird am Himmel aufblühen und für das bloße Auge sichtbar werden, um dann im Laufe einer Woche allmählich zu verschwinden. Sie wird wahrscheinlich sogar so hell wie der Nordstern werden.
Wer Zeit und Lust hat, um hinauszugehen und sie zu beobachten, sollte das unbedingt machen. Auch Bürgerwissenschaftler sind aufgerufen, Daten zu sammeln.
Neue Erkenntnisse wahrscheinlich
Je mehr Augen auf T CrB gerichtet sind, desto besser werden wir seine auffälligen Ausbrüche verstehen können. Und natürlich werden sich so viele Teleskope wie möglich einschalten und das Phänomen untersuchen ‒ von den längsten Radiowellenlängen bis hin zu den stärksten Röntgen- und Gammastrahlen.
Dennoch: Auch wiederkehrende Novae bleiben unvorhersehbar und sie verhalten sich oft widersprüchlich. Es ist keineswegs sicher, dass sie immer dasselbe Muster wiederholen; manchmal weichen sie auch völlig davon ab. Wir müssen also abwarten, wie sich T CrB verhält.
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