Elektronischer Schutzwall gegen Einwanderer
Mit Infrarotkameras und Radar sollen auch kleine Boote frühzeitig entdeckt werden
Nachdem ein Modellversuch positiv abgeschlossen worden sei, wird ein elektronischer Schutzwall auf der spanische Insel Fuerteventura eingesetzt. Noch in diesem Jahr soll das Integrierte Elektronische System zur Außenüberwachung (SIVE) die Ostküste der Kanarischen Insel überwachen. Mit dem System sollen Boote schon etwa 25 Kilometer vor dem Eintreffen an der Küste geortet werden können. Infrarotkameras könnten die Körperwärme von Menschen auf 7,5 Kilometer orten.
Santiago López Valdivielso, Direktor der paramilitärischen Guardia Civil, erklärte nach Angaben der spanischen Zeitung El Pais, dass die Firma Tecosa den Auftrag erhalten habe, drei bewegliche Feststationen (Container) mit den Installationen für SIVE zu bauen. Die Kosten für das gesamte Überwachungssystem beliefen sich auf 10,5 Millionen Euro. Seit einiger Zeit ist an der Meerenge bei Gibraltar ein Prototyp im Einsatz. Großen Erfolg zeige zudem eine mobile Anlage auf Fuerteventura, die seit dem September des letzten Jahres eingesetzt werde und mit der 95 Prozent der illegalen Einwanderer erkannt würden.
Die drei neuen Anlagen auf Fuerteventura seien verbesserte Versionen der Testversionen, deren Technik aktuell in Afghanistan erfolgreich getestet werde. Bis 2004 soll SIVE auf die gesamte Küste Andalusiens ausgeweitet werden, was etwa 130 Millionen Euro kosten soll. Bei einer ersten Probe von SIVE vor Kollegen aus aller Welt erklärte der Guardia Civil Kommandant Gonzalo Pérez im Sommer 2000: "Die Staaten am Rande Europas sind verantwortlich für die Sicherheit des Zentrums." Mit SIVE könnten auch kleinste Boote geortet werden und in den so verbleibenden 20 Minuten könne "Europa" wirksam die "Boote jagen", bevor die Einwanderer an Land gingen.
Jetzt hörte sich das ganz anders an: "Man will schnelle Hilfe für die Leute in der Nussschale herbei schaffen, um sie vor dem Ertrinken zu retten und an Land zu bringen", erklärte der SIVE-Direktor Atilano Hinojosa. Die Argumentation hat sich offensichtlich geändert, damit ein großer Teil der Gesamtkosten (etwa 90 Millionen Euro) aus einem EU-Fonds zur Verhinderung von Schiffbruch fließen kann.
Denn dass die Einwanderer nicht auf spanisches Gebiet kommen sollen, ist ausgemachte Sache. Dafür sprechen nicht nur die Beschlüsse am Wochenende auf dem EU-Gipfel von Sevilla Nur zwei Tage nachdem dort massive Ausweisungen von abgelehnten Flüchtlingen oder Einwanderern beschlossen wurde, gab Spanien neue Zahlen bekannt. Nach Angaben der Regierung seien von Januar bis Mai dieses Jahres 11.799 Menschen, die noch auf dem Meer ertappt wurden, direkt ins Ursprungsland zurück geschafft worden. Im selben Zeitraum des letztes Jahres waren es noch 3.627 Fälle Menschen.