Energieagentur fordert Umbau der Öl- und Gasindustrie
Internationale Energieagentur (IEA) fordert weniger Investitionen in fossile Projekte. Unternehmen könnten auf saubere Technologien ausweichen. Was im Bericht steht.
Die Öl- und Gasindustrie muss sich schnell und grundlegend wandeln, um in Zukunft schlimmere Wetterextreme zu verhindern. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA), die am Donnerstag vorgestellt wurde.
In dem Papier mit dem Titel "The Oil and Gas Industry in Net Zero Transitions" untersucht die IEA, wie sich das Bestreben der Staaten, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, auf die Energiekonzerne auswirkt.
Derzeit fließen jährlich rund 800 Milliarden US-Dollar in Projekte zur Förderung von Erdöl und Erdgas. Um das Klimaziel zu erreichen, müsste diese Summe halbiert werden. Projekte mit langer Vorlaufzeit seien nicht mehr notwendig. Ferner müssten auch einige laufende Projekte eingestellt werden.
Zukünftige Nachfrage nach Öl und Gas
Die IEA geht davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Öl und Gas auch unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen bis 2030 ihren Höhepunkt erreichen wird. Sollten die Staaten jedoch ehrgeizigere Klimaziele verfolgen, sind weitergehende Maßnahmen erforderlich, die die Nachfrage nach beiden Energieträgern noch schneller reduzieren würden.
Wenn die Regierungen ihre nationalen Energie- und Klimaverpflichtungen vollständig einhalten, so die IEA, würde die Nachfrage bis 2050 um 45 Prozent unter das heutige Niveau sinken. Auf dem Weg zu einem Netto-Null-Emissionsniveau bis Mitte des Jahrhunderts, um das Ziel einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C in Reichweite zu halten, würde der Öl- und Gasverbrauch bis 2050 um mehr als 75 Prozent zurückgehen.
Der aktuelle Beitrag der Öl- und Gasindustrie zum Klimaschutz
Der Öl- und Gassektor, der mehr als die Hälfte der globalen Energieversorgung liefert und weltweit fast 12 Millionen Menschen beschäftigt, ist bisher nicht durch große Beiträge zum Klimaschutz aufgefallen. Dem Bericht zufolge entfallen nur etwa ein Prozent der weltweiten Investitionen in saubere Energien auf Öl- und Gasunternehmen – und 60 Prozent davon auf nur vier Unternehmen.
"Während die Welt unter den Auswirkungen einer sich verschärfenden Klimakrise leidet, ist es weder sozial noch ökologisch vertretbar, so weiterzumachen wie bisher", sagte IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. "Die Öl- und Gasproduzenten der Welt müssen weitreichende Entscheidungen über ihren künftigen Platz im globalen Energiesektor treffen".
Technischen und wirtschaftlichen Grenzen der Kohlenstoffabscheidung
Die Industrie müsse sich verpflichten, der Welt wirklich dabei zu helfen, ihren Energiebedarf zu decken und ihre Klimaziele zu erreichen. Dazu müsse sie sich jedoch von der Illusion verabschieden, dass die Technologien zur Abscheidung und unterirdischer Speicherung von Kohlenstoff die Lösung seien.
Wenn die Weltgemeinschaft das 1,5-Grad-Ziel bis 2050 einhalten will, aber keine konsequenten Maßnahmen ergreift, helfen auch solche Technologien nicht weiter. Denn dann müssten 32 Milliarden Tonnen Kohlenstoff abgetrennt und gespeichert werden. Eine völlig unvorstellbare Menge, wie es in dem Bericht heißt.
Rund 23 Milliarden Tonnen Kohlendioxid müssten dann direkt aus der Luft abgeschieden und unterirdisch gelagert werden. Das wäre wirtschaftlich und technisch kaum machbar. Denn für den Betrieb dieser Technologien wäre eine Strommenge nötig, die laut Bericht größer wäre als der gesamte heutige weltweite Strombedarf.
Beitrag der Industrie zur Entwicklung sauberer Energietechnologien
Trotz der Notwendigkeit, Investitionen und Emissionen zu reduzieren, wird die Öl- und Gasindustrie laut IEA nicht verschwinden. Einige Investitionen werden weiterhin notwendig sein, um die Sicherheit der Energieversorgung zu gewährleisten und Brennstoffe für Sektoren bereitzustellen, die schwer zu dekarbonisieren sind.
Ansonsten sind die Fähigkeiten und Ressourcen des Sektors laut IEA gut geeignet, um die Entwicklung sauberer Energietechnologien wie Wasserstoff, Kohlenstoffabscheidung, Offshore-Windenergie und flüssige Biokraftstoffe zu unterstützen. Diese könnten im Jahr 2050 bis zu 30 Prozent des Energieverbrauchs ausmachen.
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