Energiekrise und Stromkosten: Wenn die ersten Dominosteine fallen

Seite 2: Ist die Liberalisierung des Strommarkts gescheitert?

Man wollte mit der über die EU geforderten Liberalisierung die Strompreise für die Tarifkunden senken.

Das damals entwickelte Energiemarktdesign sowie der europäische und nationale Rechtsrahmen sind jedoch nicht auf einen Krisenfall ausgelegt, wie er aktuell gegeben ist. Man benötigt neue Instrumente, um in die aktuelle Entwicklung regelnd einzugreifen und die enormen Kostenbelastungen der Versorger abzufedern.

Ganz offensichtlich regelt der Markt die aktuelle Entwicklung nicht wie erhofft. In der Branche fordert man schon seit geraumer Zeit, dass es neuer gesetzlicher Regelungen zur Schärfung der Marktaufsicht braucht. Wenn man jedoch die Bundesnetzagentur damit beauftragen will, muss diese auch personell so ausgestattet werden, dass sie diese Aufgaben erfüllen kann.

So fehlt bis heute ein aktuelles Warnsystem für den Marktaustritt von Lieferanten. Die Unternehmen, die dann die Ersatz- und später die Grundversorgung übernehmen müssen, werden von der Entwicklung dann vielmals überrascht und müssen hohe zusätzliche Kosten stemmen.

Die Energiemarktliberalisierung kurz vor der Jahrtausendwende hat für manche Kunden die Möglichkeit geschaffen, sich billiger mit Energie zu versorgen. Sie hat jedoch praktisch nichts zur Sicherung der Energieversorgung oder gar zur Energiewende hin zu einem höheren Marktanteil der erneuerbaren Energien beigetragen.

Mit der Erfahrung der letzten Monate sollte die Frage erlaubt sein, ob die vorliegende Marktliberalisierung der aktuellen Entwicklung gewachsen ist.