Energiepreise: Warum die OPEC+ ihre Produktion drosselt
Chinas Corona-Politik lässt Nachfrage nach Erdöl deutlich schrumpfen. OPEC-Länder befürchten weltweite Rezession, weshalb das Kartell die Preise stützen möchte.
Die Preise für Diesel und Benzin gehen in Deutschland wieder nach oben. Binnen einer Woche verteuerte sich Diesel um elf Cent je Liter, heißt es bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa), die sich auf aktuelle Zahlen des ADAC beruft. Auch Superbenzin habe deutlich zugelegt.
In dem Anstieg zeigt sich auch die Entscheidung des Ölverbundes OPEC+, die Förderung von Erdöl zu drosseln. Ein Großteil des Preisanstiegs sei erst in der zweiten Wochenhälfte erfolgt, heißt es bei dpa, was einen zeitlichen Zusammenhang zum OPEC-Beschluss zumindest nahelegt.
Am Mittwoch hatten sich die Energieminister des Ölkartells in Wien darauf geeinigt, die Ölproduktion um knapp zwei Millionen Barrel pro Tag (bpd) zu drosseln. Die effektiven Kürzungen betragen allerdings nur bis zu 1,1 Millionen bpd, hatte der saudische Energieminister Abdulaziz bin Salman erklärt. Die OPEC-Länder hatten schon zuvor die vereinbarten Ziele nicht erreicht.
In den USA stieß die Entscheidung auf vehemente Kritik und wurde mitunter als Provokation aufgenommen. Saudi-Arabien wurden beschuldigt, sich mit Russland verbündet zu haben. Es wurde auch unterstellt, die Golfmonarchie wolle Einfluss auf die bevorstehenden Wahlen in den USA nehmen und die Republikaner fördern. Einige Demokraten fordern, die Beziehungen zu Saudi-Arabien neu bewerten.
OPEC-Generalsekretär Haitham Al-Ghais trat diesen Anschuldigungen am Freitag entgegen. "Dies war keine Entscheidung eines Landes gegen ein anderes", sagte er. Es sei auch keine Entscheidung von zwei oder drei Ländern gegen eine Gruppe anderer Länder.
"Es gibt starke Anzeichen dafür, dass eine Rezession mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten wird", erklärte er weiter. Deshalb habe man beschlossen, präventiv zu handeln.
Auf den Vorwurf, die OPEC+ wolle die Preise bewusst in die Höhe treiben, erklärte Al-Ghais: "Wir zielen nicht auf einen Preis ab, wir zielen auf ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ab".
Chinas wirtschaftlicher Einbruch lässt Ölpreis abstürzen
Aus der Luft gegriffen ist das nicht, wie auch US-Medien anerkennen. In der New York Times (NYT) hieß es kürzlich, die schwächelnde Wirtschaft in China habe den weltweiten Ölpreis einbrechen lassen; in den letzten Wochen habe der Preis für Brent-Rohöl unter 85 US-Dollar pro Barrel gelegen.
Wenn dagegen Chinas Verbrauch auf dem erwarteten Niveau geblieben wäre, dann läge der Ölpreis bei 125 US-Dollar je Barrel. Allerdings wurden im August fast zwei Milliarden bpd weniger eingeführt als erwartet.
Chinas Energieverbrauch begann sich demnach im März zu verlangsamen, was auch mit der Corona-Politik des Landes zusammenhängt. Für zwei Monate wurde über eines der wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes, Shanghai, ein Lockdown verhangen, was ich auf den Bedarf an Diesel, Benzin, Öl und Strom auswirkte.
Hinzu kommt aber auch die Immobilienkrise in China. Sie hat den Wohnungsbau verlangsamt, was sich auf die energieintensive Stahl- und Zementindustrie beeinträchtigte.
Die Öl- und Gasimporte in China gingen laut NYT im August deutlich zurück. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 9,4 Prozent weniger Rohöl eingeführt. Der Import von raffinierten Produkten wie Diesel ging sogar um 35,4 Prozent zurück.
Arroganz des Wohlstands
Die Kritik aus den USA wies die OPEC zurück. In einer Erklärung hieß es, der Westen sei oft von einer "Arroganz des Wohlstands" getrieben, wenn er die OPEC kritisiere.
Die Industriestaaten würden Öl gern billig kaufen, aber die Förderländer benötigen ein bestimmtes Preisniveau für einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Saudi-Arabien rechnet etwa mit 76 US-Dollar pro Barrel Brent-Öl. Andere Länder sind auf höhere Preise angewiesen.
In der Vergangenheit lagen andere OPEC-Länder deutlich über dem Preisniveau, das für Saudi-Arabien notwendig ist. Libyen etwa benötigte im Jahr 2016 einen Preis von 269 US-Dollar je Barrel, Venezuela 125 US-Dollar und Nigeria 120 US-Dollar.
Selbst bei solchen Preisen ist noch nicht ausgemacht, dass sie den Ländern auch zugutekommen. In einem Bericht der österreichischen Handelskammer zu Nigeria heißt es: Selbst bei einem Preis von 120 US-Dollar je Barrel fließen nur 45 US-Dollar auch tatsächlich in die Staatskasse. Die hohen Produktionskosten (30 US-Dollar je Barrel) und die mehrheitlichen internationalen Ölgesellschaften (Shell, Chevron, Total, ExxonMobil, Eni) schmälern den Ertrag.
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