Energieverbrauch: Mehr Wind, Sonne, aber auch Kohle

Kohlekraftwerk in Mehrum im Landkreis Peine mit mehreren Windrädern im Vordergrund. Bild: Crux / CC BY-SA 2.5

Der Atomstrom hat sich halbiert. Der Erdgasverbrauch ist ebenfalls rückläufig. Warum ist der deutsche Energieverbrauch trotzdem weiter viel zu stark fossil geprägt?

Wie steht es um die deutsche Energieversorgung im Jahre Null des Abschieds vom russischen Erdgas? Darüber geben die neuesten Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) für das Jahr 2023 Aufschluss.

Demnach ging der Primärenergieeinsatz im vergangenen Jahr erneut zurück und befindet sich damit auf dem niedrigsten Stand seit 1990. Unter Primärenergie wird die ursprünglich eingesetzte Energie verstanden, von der Umwandlungs- und Transportverluste abgehen, bis die Nutzenergie übrigbleibt. Ein Rückgang der eingesetzten Primärenergie kann bedeuten, dass effizienter mit Energieträgern umgegangen wird, dass weniger Energie genutzt wurde, dass effizientere Energieträger zum Einsatz kamen oder eine Mischung aus allen drei Faktoren.

Ein Teil des Rückgangs ist mit Sicherheit ein statistisches Artefakt, hervorgerufen durch den Rückgang in der Atomkraftnutzung. Diese wird nämlich von den Statistikerinnen und Statistikern mit einem Wirkungsgrad von 33 Prozent angesetzt.

33 Kilowattstunden Atomstrom werden also als 100 Kilowattstunden eingesetzter Primärenergie verrechnet. 33 Kilowattstunden Wind- oder Solarstrom tauchen in der Statistik hingegen als 33 Kilowattstunden Primärenergie auf. Ersetzt der Grünstrom die Energie aus dem Atommeiler, wie es 2022 geschehen ist, dann sinkt rechnerisch der Primärenergieeinsatz.

So viel zu den statistischen Finessen. Die Zahlen im Einzelnen: Atomstrom ging 2022 gegenüber dem Vorjahr um rund 50 Prozent zurück. Der Erdgasverbrauch fiel um knapp 15 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 2014.

Zuwachs gab es hingegen bei der Windenergie um zwölf Prozent – wobei das Vorjahr allerdings ausgesprochen windarm gewesen war – und bei der Sonnenenergie sogar um 21 Prozent. Letzteres lag nicht nur am wieder anziehenden Ausbau der Solaranlagen, sondern auch an den ganz außergewöhnlich vielen Sonnenstunden, die 2022 wie berichtet zu bieten hatte.

Nach den Zahlen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme haben Wind und Sonne rechnerisch rund zwei Drittel des weggefallenen Atomstroms ersetzt, wenn man nur die ins Netz eingespeiste Energie in Betracht zieht und den nicht unerheblichen Eigenbedarf der Kraftwerke außer Acht lässt.

Bedenklich fürs Klima ist derweil, dass vom Erdgas abgesehen der Verbrauch fossiler Energieträger 2022 wieder zugelegt hat. Demnächst an dieser Stelle mehr dazu, was das für Treibhausgasemissionen und Klimaziele bedeutet.

Derweil die Zahlen im Einzelnen: Der Verbrauch von Mineralöl nahm um drei und Steinkohle um fünf Prozent zu. Letzterer wurde vor allem in den Kraftwerken mehr verbrannt, während in der Stahl- und Hüttenindustrie der Verbrauch wegen schwächelnder Konjunktur zurückging. Auch Braunkohle, die zu rund 90 Prozent in den Kraftwerken verbrannt wird, hat um fünf Prozent zugelegt.

Die AGEB stellt regelmäßig Statistiken über den deutschen Energiebedarf und die verwendeten Energieträger zusammen. In ihr arbeiten die wichtigsten Verbände sowohl der konventionellen als auch der erneuerbaren Energiewirtschaft zusammen.

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