Energiewende: Das Ende der Erpressbarkeit?

Seite 2: Versorgungssicherheit: Sonne und Wind effizient nutzen

Die Notwendigkeit der Energiewende wird immer mit dem Klimawandel begründet, aber die Versorgungssicherheit ist angesichts der geostrategischen Lage ein sicher ebenso wichtiges Argument. Wir müssen Öl und Gas durch Sonne und Wind ersetzen, einen anderen Weg gibt es nicht, um unsere Energieversorgung langfristig zu sichern.

Leider ist das nicht in einer Hauruck-Aktion zu schaffen, sondern die vollständige Umstellung wird sicher mehr als zehn Jahre in Anspruch nehmen. Und inwieweit wir auf die fossilen Brennstoffe wirklich vollständig verzichten können, ist auch noch fraglich. Aber es ist sicher ein Unterschied, ob wir 100 Millionen Tonnen Öl im Jahr benötigen oder in Zukunft vielleicht nur noch eine Million Tonnen. Ähnlich sieht es beim Gas aus.

Technologiewandel und Energiesicherheit: Die Herausforderung

Das große Problem bei der Energiewende ist, dass wir nicht nur die Produktion des Solar- und Windstroms "auf Teufel komm raus steigen" und die Netze dafür ausbauen müssen, sondern gleichzeitig auch noch die Heiz- und Verkehrstechnologie von Öl und Gas auf Strom umstellen müssen. Das ist ein vollständiger Technologiewandel, der nicht nur die gesamte Industrie, sondern unsere gesamte Gesellschaft betrifft.

Und die Umstellung muss simultan verlaufen, denn weder können wir Elektroautos und Wärmepumpen betreiben, wenn wir dafür nicht genug Strom haben, noch können wir es uns leisten, große Ökostromerzeugungskapazitäten abzuregeln, weil wir den Strom nicht verwerten können (etwa ein Drittel des Offshore-Stroms in Deutschland wird derzeit abgeregelt, weil er mangels Übertragungsleitungen nach Bayern und Thüringen nicht genutzt werden kann). So etwas können wir uns nicht leisten.

Lösungsansätze für Ökostrom-Speicherprobleme

Aber auch wenn es die Übertragungsleitungen gibt, wird es immer eine Herausforderung bleiben, die aktuelle Ökostromerzeugung mit dem momentanen Verbrauch zu synchronisieren. Da der Ökostrom unregelmäßig anfällt, wenn Sonne und Wind liefern, muss man ihn dann auch verbrauchen. Das geht nur, wenn wir bei einem Überangebot von Strom Speicher zuschalten und laden.

Dazu benötigen wir aber neben Speichern auch noch eine Steuerung und Regelung, die diese genau dann zuschaltet, wenn es notwendig und sinnvoll ist.

Als Speicher kommen neben stationären Akkuspeichern und den Batterien der E-Autos auch die in großer Zahl vorhandenen elektrischen Warmwasserspeicher in Betracht. Diese haben zwar pro Gerät nur zwei bis drei Kilowatt Anschlussleistung, aber es dauert meist ein bis zwei Stunden, bis ein entleerter und mit kaltem Wasser gefüllter Speicher wieder voll aufgeheizt ist.

Und bei Millionen im Netz vorhandenen Speichern sind das dann schon einige Gigawattstunden Heizstrom. Mit fortschreitender Verbreitung von E-Autos kommen auch noch wachsende Mengen Ladestrom für diese hinzu.

Für den Übergang zur Elektromobilität und Wärmepumpenheizungen müssen die Stromnetze stark ausgebaut werden. Da ist es sinnvoll, die Kapazität nicht nur durch neue Leitungen zu erhöhen, sondern auch die Auslastung der vorhandenen Leitungen zu verbessern. Die Leitungen eines Netzes müssen grundsätzlich auf Spitzenlast ausgelegt sein.

Warum meist weniger Strom als möglich fließt

Wird diese überschritten, kommt eine Sicherung und der Stromkreis wird abgeschaltet. Aber die meiste Zeit fließt viel weniger Strom als maximal möglich. Wenn man den zusätzlichen Strom in diesen Zeiten transportiert, kann man sich viele neue Leitungen sparen. Das setzt allerdings ein intelligentes Netzmanagement voraus.

Der erste Schritt dazu wurde mit dem Gesetz zum Smartmeter-Rollout gemacht. Jede Wohnung und jede Verbrauchsstelle, die an das öffentliche Stromnetz angeschlossen ist, muss für die Abrechnung einen geeichten Stromzähler haben. Dieser muss nach bestimmten Zeiten ausgetauscht werden, da die Gültigkeit der Eichung abläuft.

Dabei werden ab sofort bei Häusern mit PV-Anlagen, Wärmepumpenheizungen und/oder Wallboxen für E-Autos fernabfragbare digitale Zähler, sogenannte Smartmeter, verbaut. Diese messen laufend den aktuellen Stromverbrauch und senden die Daten automatisch an den Netzbetreiber. Dieser kann dann in Notsituationen entscheiden, dass die Wärmepumpe bzw. die Wallbox gedrosselt oder abgeschaltet wird, um eine Überlastung des Netzes und dadurch einen Blackout zu vermeiden.

Angstszenario Stromrationierung

Gegen diesen Smartmeter-Rollout wurde und wird von Gegnern der Energiewende Stimmung gemacht, indem behauptet wurde, dass man damit Stromabschaltungen, also quasi eine Stromrationierung vorbereitet. Das ist Unsinn. Eine Stromrationierung wäre theoretisch auch heute sofort möglich durch Stromsperren beziehungsweise Flächenabschaltungen.

Das wird gegenwärtig aber nur im Katastrophenfall durchgeführt, wenn zum Beispiel bei Überschwemmungen die Verteilerkästen geflutet werden. Allerdings fällt dann die gesamte Stromversorgung in dem abgeschalteten Gebiet aus, was zur Folge hat, dass auch das Telefonnetz und das Internet ausfällt und auch sämtliche Kühlschränke und Kühltruhen nicht mehr arbeiten, wenn sie nicht über eine Notstromversorgung verfügen. Die Folgeschäden dürften jedem klar sein.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.