Eng begrenztes Einwegplastikverbot tritt in Kraft

Auch die Meere sind voll davon: Plastikmüll in idyllischer Landschaft. Foto: RitaE auf pixabay (Public Domain)

Plastikgeschirr verschwindet, aber beim Einkauf in Supermärkten und Drogerien steht die umweltbewusste Kundschaft vor alten Problemen

In Supermärkten und Drogerien, wo ein Großteil des Plastikmülls anfällt, wird es sich kaum bemerkbar machen, aber am morgigen Samstag tritt in der gesamten EU das Produktions- und Handelsverbot für Einwegplastikprodukte wie Geschirr, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonstäbe in Kraft. Auch "To go"-Becher und Einwegbehälter aus Styropor dürfen in der Europäischen Union nicht mehr produziert und verkauft werden. Für Gastronomie, Lieferdienste und Catering-Firmen bedeutet dies eine Umstellung.

Aus der Sicht von Umweltverbänden und einer zunehmend umweltbewussten Kundschaft fehlt aber ein effektives Regelwerk für Lebensmittelgeschäfte, Supermärkte und Drogerien, die ihre Waren nach wie vor in teils aufwendigen Plastikverpackungen anbieten dürfen. Bei Obst und Gemüse gibt es in der Regel eine Wahlmöglichkeit; Joghurt ist auch in Pfandgläsern zu haben. Bei Lebensmitteln wie Kochsahne oder auch entsprechenden veganen Alternativen wird es schwierig.

Im Hygiene- und Kosmetikbereich hat sich zwar in den letzten Jahren viel getan - feste Shampoos in Recycling-Pappe gibt es mittlerweile für alle Haartypen mit verschiedenen Duftnoten; und das nicht nur in Reformhäusern. Nachfüllstationen für flüssiges Wasch- und Geschirrspülmittel werden von Drogeriemarktketten wie dm zumindest in einigen Städten erprobt, aber bisher keineswegs flächendeckend angeboten. Produkte wie Sonnencreme ohne Plastikverpackung sind selbst in den Kosmetikabteilungen von Reformhäusern Mangelware.

Interaktive Deutschlandkarte für den Einkauf ohne Plastikmüll

Damit derartige Produkte nicht bei Amazon bestellt werden müssen, hat die Umweltorganisation Greenpeace nun eine interaktive Deutschlandkarte für verpackungsfreies Einkaufen veröffentlicht. Die "ReUse Revolution Map" zeigte bundesweit am Freitag rund 1.500 Läden, Märkte, Bäckereien oder Imbisse, die Produkte unverpackt anbieten oder ihr gesamtes Sortiment entsprechend umgestellt haben. Nutzerinnen und Nutzer können aber weitere Verkaufsstellen eintragen. Die Zahl der "Unverpackt-Läden" wächst zwar, für die meisten Großstadtmenschen ist aber das nächste Geschäft dieser Art noch nicht zu Fuß zu erreichen.

Hinzu kommt, dass die Betreiber wegen zurzeit noch geringer Abnahmemengen keine vergleichbar günstigen Lieferantenpreise aushandeln können wie große Supermarktketten. Dementsprechend können sie nur schwer mit deren "Super-Spar-Angeboten" konkurrieren. Eine Gesetzgebung zugunsten der konsequenten Plastikmüllvermeidung könnte diesen Wettbewerbsnachteil schnell beseitigen.

Das ab Samstag geltende Einwegplastikverbot kritisierte Greenpeace daher als "symbolisch". Es werde den Verpackungsmüll kaum verringern, so die Umweltorganisation. Der erhöhte Verbrauch von Einwegverpackungen während der Corona-Pandemie habe die Menge des Verpackungsmülls in Deutschland allein im Jahr 2020 um zehn Prozent gesteigert. Aufgrund des bestehenden verpackten Sortiments in Supermärkten und Drogerien sei es hier auch weiterhin fast unmöglich, alle benötigten Produkte unverpackt oder in Mehrwegbehältern zu erwerben.

"Gegen die Plastikkrise hilft nur eine bundesweit geltende Mehrwegpflicht mit einheitlichen Mehrwegbehältern, die von München bis Flensburg abgegeben werden können", erklärte Greenpeace-Kreislaufwirtschaftsexpertin Viola Wohlgemuth. "Dafür müssten auch Supermärkte Einweg-Verpackungen drastisch reduzieren, Pfandsysteme ausbauen und auf flächendeckende Systeme zum unverpackten Einkaufen umstellen."

Plastiktüten, Plastikflaschen, Einweg-Geschirr und Verpackungsfolien seien die vier Produkte, die schon heute am häufigsten die Meere verschmutzen. Sie machten laut Wissenschaftsmagazin Nature fast die Hälfte des von Menschen verursachten Abfalls aus.