Entwaffnete Bakterien

Möglicher Antibiotika-Ersatz gefunden

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Wissenschaftler der Universität von Santa Barbarahaben womöglich eine neue Waffe im Kampf gegen Mikroben gefunden. Im Erbgut von Salmonellen wurde eine Art Hauptschalter entdeckt, ein Gen, das die Aktivität von mindestens zwanzig krankheitserregenden Genen kontrolliert. Wird dieses Gen inaktiviert, so verhält sich Salomonella typhimurium, ein Bakterium, das bei Menschen zu einer Lebensmittelvergiftung führt, bei Mäusen typhusähnliche Symptome hervorruft, wie ein harmloses Darmbakterium.

Weltweit gehen 17 Millionen Tote jährlich auf das Konto von Krankheitserregern

Untersuchungen an Salmonellen haben gezeigt, daß die Erreger in Kulturschalen völlig ungefährlich sind. Erst im Inneren eines Opfers werden die Bakterien gefährlich. Diese Eigenschaft machte sich das amerikanische Forschungsteam zunutze. Sie verglichen die Genaktivität der Bakterien in Kulturschalen mit der infizierter Gewebeproben. Dabei stießen sie auf ein Enzym mit dem Namen DNA Adenin Methylase (DAM). Das Enzym reguliert die Aktivität von mehr als 20 Genen, die es dem Bakterium ermöglichen, das Immunsystem seines Opfers zu umgehen und weitere Organe und Gewebe zu infizieren. Des weiteren fanden die Forscher heraus, daß DAM von einem einzigen Gen kodiert wird.

Salmonella-Keime, bei denen dieses Gen ausgeschaltet wurde, konnten sich zwar auf der Darmwand ansiedeln, jedoch nicht weiter ausbreiten. Die genveränderten Bakterien waren für eine echte Infektion zu schwach, riefen aber eine starke Immunantwort hervor. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher, als sie 17 Mäuse mit den veränderten Bakterien infizierten. Den auf diese Weise immunisierten Versuchstieren wurden fünf Wochen danach normale, nicht abgeschwächte Bakterien injiziert. Während die nicht immunisierten Kontrolltiere starben, überlebten die 17 Versuchstiere, berichteten die Wissenschaftler in Science.

Damit eignen sich die „ausgeschalteten" Bakterien hervorragend als Lebendimpfstoff - und das nicht nur gegen Salomonella typhimurium. Der „DAM-Hauptschalter" wurde auch bei anderen human-pathogenen Bakterien entdeckt, beispielsweise bei den Erregern von Cholera, Typhus, Meningitis, Pest und Syphilis. DAM-inhibierende Stoffe könnten sogar das einstige Wundermittel Antibiotika ersetzten - im Kampf gegen die ständig ansteigende Zahl antibiotikaresistenter Keime wäre das ein großer Erfolg.