Equal Pay im Fußball? D'accord, aber auf dem Level der Frauen!
Seite 3: Fußball heute: Geschäftsleute, die sich zum Spiel treffen
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Mit ihnen (und wichtigen Leuten hinter ihnen) zogen das große Geld und die Selbstinszenierung in den Fußball ein. Aus Kameraden, die eine Gemeinschaft bildeten und zusammen Fußball spielten, wurden gewiefte Geschäftsleute, die sich zum Training und zum Spiel treffen und ansonsten ihrer Wege gehen.
Der Fußball wurde dem Kapital nun auch reell subsumiert, was heißt: nach Form und Inhalt kapitalistisch verfasst. Der Historiker Hans Woller hat diese Prozesse in seinem sehr lesenswerten Buch "Gerd Müller oder Wie das große Geld in den Fußball kam" beschrieben.
Fußball könnte gerade in der heutigen Zeit ein anschauliches Beispiel geben, dass die Zukunft von uns allen darin liegt, auf Befriedigungsersatz zu verzichten und stattdessen Lebensqualität zu gewinnen.
Der Kapitalismus aber wirft uns als Entschädigung für den Verlust all dessen, was wir eigentlich wollen: lebendige Gemeinschaft, sinnvolle Tätigkeit und die Gelegenheit, uns und unsere Fähigkeiten zu entwickeln, ein paar schäbige Brocken hin.
Dem phrygischen König Midas, dem Dionysos den Wunsch erfüllte, dass alles, was er berührte, zu Gold werde, wurde seine Gier fast zum Verhängnis, weil er buchstäblich verhungert wäre, wenn sich die Götter seiner nicht erbarmt hätten.
Im Abschied vom Habenwollen, das diese Gesellschaft als einzige Haltung gelten lässt, läge eine große und vielleicht unsere einzige Chance. Statt den Menschen weiszumachen, dass es so schlimm schon nicht kommen werde und dass im Wesentlichen alles so bleiben können, wie es war und ist, sollten wir ihnen klarmachen, dass im Geringeren, im Nachlassen ungeahnte Möglichkeiten liegen.
Der Neoliberalismus ist der Midas-Kult der Moderne, und wir können ihn nur überwinden, wenn wir Tugenden des Unterlassens entwickeln und das Sein endlich dem Haben vorziehen.
Statt irgendwelchen meist vollkommen sinnlosen und entbehrlichen Gütern nachzujagen und vom nächsten Handymodell zu träumen, sollten wir wieder lernen, dem Gesang einer Amsel und dem Rauschen der Blätter im Wind zu lauschen.
Götz Eisenberg ist Sozialwissenschaftler und Publizist. Er arbeitete jahrzehntelang als Gefängnispsychologe im Erwachsenenstrafvollzug. Er ist unter anderem Verfasser einer dreibändigen "Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus", deren dritter Band unter dem Titel "Zwischen Anarchismus und Populismus" 2018 im Verlag Wolfgang Polkowski in Gießen erschienen ist. Seit 2020 erscheint fortlaufend bei der GEW Ansbach seine "Durchhalteprosa", die Alltagsbeobachtungen mit gesellschaftskritischen Essays mischt.
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