Er lebe hoch, der tote Lumpenprolet!
- Er lebe hoch, der tote Lumpenprolet!
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- Warum Arno Dübel ein besseres Leben verdient hätte
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Linke feiern postum "Deutschlands bekanntesten Langzeitarbeitslosen". Das zeigt ihren Bankrott – politisch und menschlich. Denn Leben und Tod von Arno Dübel waren tragisch.
Deutschlands bekanntester Langzeitarbeitsloser, Arno Dübel, ist gerade einmal 67 Jahre alt geworden. Als wäre das für ihn nicht schon doof genug, bekam er in den vergangenen Tagen auch noch die Nachrufe allerlei Linker hinterhergeworfen. Sie hatten denselben Grundtenor: Arbeit ist irgendwie Mist. Gut, dass wenigstens einer von uns den Mut aufgebracht hat, sie konsequent zu verweigern!
Man feierte die freiwillige Selbstzerstörung eines Menschen von links ab – der Grünen-Wähler im Boomer-Alter war so begeistert wie der antiautoritäre Business-Punk von nebenan; der sozialmedial engagierte Ex-Trotzkist so angetan wie der sich dialektische Feuilletonist der linken Tageszeitung –, und schusterte sich Dübel gar als Vorbild für die zwar bedauernswerte, aber letztlich verständliche, stille Rebellion von Proletariern zurecht.
Und das nur, weil Dübel (angeblich) den, wie es immer so blöd heißt, "Hass" der Kapitalstaatsanhänger und sonstiger braver Bürger auf sich zu ziehen vermochte.
Das stellt aber leider nur die nahezu ebenso falsche Gegenposition zur neoliberalen Selbstoptimierung dar.
Denn Leute wie Dübel treffen sich in ihrer Art der letztlich destruktiven "Selbstoptimierung" als in Talkshows vorzeigbarer Vollzeit-Hartzler mit den besserverdienenden (und ebenso vom Kapitalismus verhetzten) Selbstoptimierern, die sich nicht mit Alkohol, sondern mit Edeldrogen kaputtmachen.
Es geht um die Banalität des Pöbels: Viele Deutsche fanden Arno Dübel wohl vor allem deshalb sympathisch, weil sie insgeheim wissen, dass Leute wie er systemnotwendig sind.
Und bevor sie die kapitalistischen Grundlagen des Systems infrage stellen, ergötzen sie sich lieber an seinem als Nonkonformität und Widerständigkeit missverstandenem, aber auch freimütig und harmlos daherkommenden Elend – ohne dabei die Notwendigkeit der ständigen Erzeugung von Pöbel anzuzweifeln, in welchem nach Hegel "das Böse" entsteht, "dass er die Ehre nicht hat, seine Subsistenz durch seine Arbeit zu finden, und doch seine Subsistenz zu finden als sein Recht anspricht".
Auch quer durch die Intellektuellenszene – und die Linken, um die es hier geht, gelten nun mal, es hilft nichts, nahezu ausnahmslos als Intellektuelle – dürften Existenzen wie Dübels für stete Erleichterung gesorgt haben: Zunächst einmal steigert es das eigene Selbstbewusstsein, dass man um Menschen weiß, die es zu noch weniger im Leben gebracht haben.
Und wie ein Grundbestand an Obdachlosen ein wichtiges Element des bürgerlichen Vernichtungskonkurrenzsystems darstellt, in dem jeder Bettler noch den Arbeitslosen als Mahnung dient, dass auch seine staatlich alimentierte Mietwohnung keinesfalls sicher ist und diese ihm nur gewährt wird, solange er nicht frech wird, gibt der Einzelfall des als frech aufgefassten Arbeitslosen die Versicherung für die prekär und anderweitig Beschäftigten ab, dass ihnen zumindest von dieser Seite her keine Konkurrenz droht.
Der Job des Medienintellektuellen ist umso gemütlicher, je weniger das auf das soziale Abstellgleis gestellte Mitglied der Arbeiterklasse kämpfen kann, um sich in seine gesellschaftliche Wirkungslosigkeit und Isolation einzufügen.
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