Erdogans militarisierte Außenpolitik irritiert den Westen

Seite 3: Neoosmanische Ambitionen?

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Dabei gibt es auch in der Türkei Stimmen, die den Truppenstützpunkt in Katar eher kritisch sehen und nicht in den Machtkampf zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran hineingezogen werden wollen. Doch Erdogan bleibt bei seiner Linie, hinter der manche Kritiker neoosmanische Ambitionen vermuten. Die Türkei werde Katar notfalls gegen Saudi-Arabien militärisch verteidigen, schätzt Al-Monitor-Kolumnist Metin Gurcan.

Die Krise um Katar hat die Zusammenarbeit sogar noch beschleunigt. Die nötige gesetzliche Grundlage in der Türkei fehlte nämlich noch, doch nach Ausbruch der Krise wurde die beiden entsprechenden Gesetze schnell durch das türkische Parlament gepeitscht. Erdogan kann die Zahl der türkischen Soldaten am Golf jetzt nach eigenem Ermessen erhöhen. Katar bleibt das Sprungbrett für Erdogan an den Golf.

Soldaten und Karten

Damit stehen türkische Truppen jetzt in unterschiedlichsten Einsätzen in Somalia, Katar, Nordirak, Nordsyrien, Afghanistan, Nordzypern, Aserbaidschan und vor der Küste des Libanon. Diskutiert wurde auch schon über weitere Basen in Pakistan, Indonesien, Malaysia und Saudi-Arabien. Metin Gurcan spricht von einer Militarisierung der türkischen Außenpolitik. Dazu gehört auch Aufrüstung: So habe Erdogan erklärt, die Türkei gehöre zu den zehn Ländern, die Kriegsschiffe bauen können, als neues Ziel den Bau eines Flugzeugträgers propagiert. "Nimmt man alle Aktivitäten und Pläne zusammen, dann hat die Türkei ihre Außenpolitik schrittweise militarisiert von Soft Power zu Hard Power", so Metin Gurcan.

Schon länger setzt Erdogan dabei auf neue alte Landkarten: So stellte er schon 2016 den Vertrag von Lausanne infrage, aus dem die heutigen Grenzen der Türkei hervorgehen. Auch das deutet daraufhin, dass Erdogan am Status Quo nicht mehr festhalten will.