Erste Covid-19-Infektion soll in Frankreich bereits am 16. November aufgetreten sein
Eine retrospektive Untersuchung von Lungenscans des Albert Schweitzer Hospital in Colmar kam zu dem überraschenden Ergebnis - in China wurde bislang der erste Fall auf den 17. November datiert
Ein Befund aus Frankreich könnte einen neuen Blick auf die Ursprünge von Covid-19. Fieberhaft wird versucht, die Entwicklung des Sars-CoV-2-Virus nachzuvollziehen, um zu sehen, wo und in welchem Tier er entstanden ist. Das könnte das Wissen zur Verhinderung einer nächsten noozotischen Epidemie erhöhen und deutlich machen, ob das Virus, wie Donald Trump suggeriert, aus dem Forschungslabor in Wuhan stammt oder, wie die meisten Wissenschaftler vermuten, in Fledermäusen aus Yunnan, bei denen die "Fledermausfrau" Shi Zhengli vor 15 Jahren Hunderte von Coronaviren gefunden hat. Die meisten sind harmlos, aber es gab auch Dutzende von Sars-ähnlichen Viren, die, wie sie nachwies, menschliche Lungenzellen in Petrischalen infizieren und in Mäusen Sars gleichende Krankheiten verursachen konnten.
Nach einer Studie von Shi Zengli und Kollegen, die im Februar in Nature erschienen ist, ergaben Gen-Sequenzierungen, dass Sars-CoV-2-Viren zu 96 Prozent genetisch mit denen von Fledermäusen aus den Höhlen in Yunnan identisch sind. Wissenschaftler vermuten aufgrund der Mutationsgeschwindigkeit, dass Sars-CoV-2-Viren möglicherweise schon vor Jahrzehnten existierten und bereits Monate vor Ausbruch der Epidemie in Fledermäusen so mutiert waren, dass sie Menschen infizieren können.
Der erste bestätigte Fall der Infektion eines Menschen ist auf den 17. November datiert, allerdings handelt es sich nicht um den Patienten Null. China hatte erst am 31. Dezember erstmals der WHO von Pneumonien mit unbekannter Ursache berichtet.
Am Donnerstag gab Michael Schmitt vom Albert Schweitzer Hospital in Colmar bekannt, dass es schon am 16. November den ersten Covid-19-Infizierten in Frankreich gegeben haben soll. Bislang galten zwei Franzosen, die aus Wuhan wieder ins Land kamen, als die ersten Infizierten - am 24. Januar. Schmitt ist Leiter der Abteilung für medizinische Bildgebung und hat nach einem Aufruf der WHO, Lungenentzündungsfälle ab Ende 2019 zur Aufklärung über die Covid-19-Verbreitung zu untersuchen, retrospektiv 2456 Thorax-Scans ab dem 1. November bis 30 April durchgeführt. Fast alle Covid-19-Erkrankten weisen bei CT-Bildern Veränderungen der Lunge wie milchglasartige Infiltrate auf.
Nach der Analyse der Scans hatte der erste Patient am 16. November bereits Covid-19, danach erfolgte die Ausbreitung bis Ende Februar sehr langsam. Dann kam es zu einer sehr schnellen Verbreitung mit einem Höhepunkt Ende März. Schmitt ist der Ansicht, dass das Virus schon Anfang November in Frankreich unterwegs war. Es seien einige ungewöhnliche Krankheitsfälle beobachtet worden, die aber als Grippe bezeichnet wurden, weil der Ausbruch der Pandemie damals noch unbekannt war. Weihnachtsmärkte und Familienfeiern könnten ihn verbreitet haben, Ende Februar sei es dann in Mulhouse bei einem Gottesdienst einer Freikirche zu einer Explosion gekommen.
Bislang ging man davon aus, dass Covid-19 sich ab Ende Januar 2020 in Europa verbreitet hatte. Am 3. Mai wurde allerdings eine Studie von französischen Wissenschaftlern veröffentlicht, nach der Covid-19 sich bereits Ende Dezember in Frankreich verbreitet haben soll. Berichtet wird von einem Patienten, der Ende Dezember in die Intensivabteilung eines Krankenhauses im Norden von Paris mit einer Hämoptyse (Bluthusten) gekommen war. Nachträglich wurde an aufbewahrten Proben aus den Luftwegen eine Covid-19-Infektion nachgewiesen.
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