Für die Coronavirus-Pandemie ist die KP-China verantwortlich

Seite 3: 3. Wann tauchten die ersten Corona-Fälle auf?

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Wir kommen zu der entscheidenden Frage, seit wann die ersten Infektionen mit Covid-19 bekannt sind, wer davon wusste, wer davon hätte wissen können und hätte handeln müssen. Wesentliche Quelle ist die "South China Morning Post", 1903 gegründet und bis heute die Tageszeitung, die bei den Lesern in Hong Kong das größte Vertrauen genießt, obwohl sie seit 2015 zur Alibaba-Gruppe gehört.

Aus Peking berichtet seit mehr als zwanzig Jahren Josephine Ma für die SCMP. Sie hat den Ausbruch der SARS-Epidemie erlebt und journalistisch begleitet, den Aufstand in Tibet, die Flucht des Dalai Lama und die Olympischen Spiele 2008. Wenn man so lange vor Ort ist, hat man gute Quellen, um an Material zu kommen, und wahrscheinlich auch Zuträger, die an die Öffentlichkeit bringen wollen, was in chinesischen Medien nicht ans Tageslicht kommen würde. Josephine Ma berichtete am 13. März 2020 mit Update am 14. März. Sie konnte regierungsamtliche Aufzeichnungen einsehen, nach denen der erste Covid19-Fall auf den 17. November 2019 datiert war. Dabei handelte es sich um einen Mann aus der Provinz Hubei [Hauptstadt Wuhan] im Alter von 55 Jahren. Dieser Mann konnte nicht als "Patient Null" identifiziert werden. Dennoch konnten diese Unterlagen den Wissenschaftlern helfen, die Spuren des Virus genauer zu verfolgen.

Die ersten neun Erkrankten im November 2019, vier Männer und fünf Frauen, waren zwischen 39 und 79 Jahren alt und auch von ihnen wurde niemand als "Patient Null" identifiziert. Wie viele von ihnen aus Wuhan kamen, ist unbekannt. Immer noch ist "Patient Null" nicht identifiziert, bei dem die Krankheit vom Tier auf den Menschen übersprang. Im Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 3. April 2020 (abends) wird beim Storytelling in den Überschriften durchgehend so getan, als ob der Patient Null am 17. November 2019 ermittelt worden sei. Die Dramatik der Darstellung baut darauf in jeder Zwischenüberschrift auf. Das ist aber falsch. Im Text selbst schreibt Lea Deuber aus Peking, "Patient Null ist bisher nicht gefunden."

Am 15. Dezember 2019 waren bereits 27 Virusinfektionen festgestellt.3 Seitdem kamen an jedem Tag zwischen einer und fünf Infektionen dazu, der erste zweistellige Zuwachs wurde am 17. Dezember verzeichnet - und am 20. Dezember 2019 waren es bereits 60 Infektionen. Am 27. Dezember 2019 meldete Zhang Jixian vom Hubei Provincial Hospital für integrierte chinesische und westliche Medizin den Behörden, dass es sich um einen neuen Coronavirus handele. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits 180 Menschen, bei denen die Infektion eindeutig diagnostiziert war - mit einer nicht bekannten Dunkelziffer. Am 31. Dezember 2019 war die Anzahl der Kranken auf 266 gestiegen, am 1. Januar 2020 auf 381. Der Weltgesundheitsorganisation WHO wurden am 31. Dezember 2019 Fälle von Pneumonien mit unbekannter Ursache und am 3. Januar 2020 aus Wuhan 44 Fälle gemeldet.

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine öffentliche Bekanntgabe der neuen Epidemie. Die hohe Anzahl an Erkrankten ließ jedoch bereits klare Schlussfolgerungen zu, auf welchem Weg sich die Krankheit verbreitete und welches hohe Tempo die Übertragung erreichte. Laut WHO wurde der erste Fall von Covid-19 in China auf den 8. Dezember 2019 datiert. Die WHO ermittelt keine eigenen Daten, sondern gibt die Daten der Meldeländer weiter. Noch am 12. Januar 2020 verbreitete die WHO eine Meldung der chinesischen Gesundheitsbehörden, nach der es keinen klaren Hinweis dafür gibt, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragen werde. Am 21. Januar 2020 sah die WHO immer noch keinen Anlass, eine Notlage zu erklären.

Josephine Mo von der South China Morning Post geht auf eine weitere Quelle ein. Danach berichtet "The Lancet" von Ärzten aus dem Jinyitan Hospital in Wuhan, nachdem dort die erste Infektion am 1. Dezember 2019 behandelt wurde. Dr. Ai Fen, die erste Whistleblowerin, berichtete der Zeitschrift Renwu in einem Online-Interview im März 2020, das sofort gelöscht wurde, im Rückblick auf die entscheidenden Tage, dass im Wuhan Central Hospital der erste Fall eines unbekannten Coronavirus am 16. Dezember 2019 diagnostiziert wurde. Sie leitete dort die Notaufnahmen. Am 27. Dezember 2020 sei in ihre Notaufnahme nahe des Fischmarkts ein weiterer Patient mit ähnlichen Symptomen einer Lungeninfektion gekommen, einen Tag später fünf weitere. Die Proben schickte sie an ein Labor und ahnte, dass es ein neuer Virus in der Art von SARS ist. Nachdem sie am 30. Dezember 2019 mit Vorgesetzten und anderen Ärzten darüber gesprochen hatte, wurde sie am 1. Januar 2020 vor die Disziplinarkommission des Krankenhauses geladen und vom Vertreter der Partei dazu verdonnert, keine weiteren Gerüchte zu verbreiten, weil sie die Stabilität Wuhans gefährde.

Offenbar war die neuartige, aber SARS-ähnliche Viruserkrankung an mehreren Krankenhäusern der 11-Millionen-Metropole Wuhan gleichzeitig aufgetaucht. Die massiven Versäumnisse in den ersten Wochen haben dazu beigetragen, dass das Virus mit mehr als 31.000 Krankheitsfällen am 7. Februar 2020 zur ernsten Bedrohung zunächst in China wurde. In seinem Interview mit der "New York Times" wenige Tage vor seinem Tod hatte Li Wenliang gesagt: "Wenn die Behörden die Nachricht über die Epidemie früher bekanntgegeben hätten, wäre alles viel besser verlaufen." Wären die Maßnahmen zur Eindämmung früher erfolgt, hätten zwei Drittel, möglicherweise 95 Prozent der Infektionen verhindert werden können - so eine Studie der Universität Southampton.