Es geht gegen Papst Franziskus

Seite 2: Katholisch im Rheinland: Ist der "Kölner Winter" zurückgekehrt?

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Die auffällig starke Beteiligung bayerischer Bischöfe am Einspruch gegen die neue, ökumenisch ausgerichtete Pastoral nährt mannigfache Spekulationen, zumal der weltkirchlich engagierte Bamberger Hirte nicht unbedingt zu den Erzkonservativen gezählt wird.

Weitaus höhere Wellen schlagen allerdings die aktuellen Geschehnisse im Erzbistum Köln. Kardinal Rainer Woelki hat sich schon im letzten Jahr in der Herder-Korrespondenz als Skeptiker (bzw. Bremser) in Sachen Ökumene offenbart und verbietet in seinem Bistum die Beteiligung am ökumenischen Modell für den schulischen Religionsunterricht, das andere nordrhein-westfälische Bischöfe mittragen.

Der Ortsbischof von Köln ist also keineswegs rein zufällig die erste Absender-Adresse beim Brandbrief gegen die "Kommuniongemeinschaft" von christlichen Ehepaaren. Zeigt er seit dem letzten Herbst immer mehr so etwas wie ein "wahres Gesicht" als extrem rückwärtsgewandter Oberhirte?

R. Woelkis Promotion erfolgte 2000 an der römischen Universität des Opus Dei, was ohne eine gewisse Affinität zum umstrittenen "Werk" bzw. entsprechende Vernetzung wohl kaum möglich gewesen wäre. Ob man seine theologische Doktorarbeit, die sich durch ein für laufende Pastoralpläne relevantes Thema auszeichnet, wirklich nicht per Fernleihe zu Gesicht bekommen kann, erprobe ich seit zwei Wochen. (Am einfachsten wäre es, wenn der Erzbischof seine wissenschaftliche Untersuchung zur "Pfarrei" allen Gläubigen als PDF zugänglich macht, was ja ohne jeden Einsatz von Geldmitteln möglich ist. Auch Druckausgaben mit ISBN können heute ohne vorgängige Investitionen angeboten werden.)

Der noch unter Kardinal Meisner ernannte Kölner Weihbischof Dr. Dominik Schwaderlapp bekennt sich zum Opus Dei, auch wenn er diesem als Weltpriester nur indirekt angehören kann. Vor drei Wochen hat Erzbischof Dr. Rainer Woelki den zuvor von ihm eigentlich in den Hintergrund gerückten Opus-Dei-Mann Dr. Markus Hofmann zu seinem Generalvikar erwählt, so dass das "Werk" jetzt auch die Verwaltungsspitze des Bistums Köln stellt.

Im Opus Dei stellen sich Theologen wie Martin Rhonheimer oder der peruanische Kardinal Juan Luis Cipriani gegen die befreiungstheologisch inspirierte Kapitalismuskritik von Papst Franziskus, stellen dabei mitunter sogar Grundsäulen der katholischen Soziallehre in Frage.

Wie weit reicht die Identifikation von Kardinal Rainer Woelki mit dem in Francos Spanien mächtig gewordenen und von Aussteigern z.T. als totalitär kritisierten Opus? Verspricht er sich angesichts der überwältigenden Herausforderungen in seinem riesigen, milliardenschweren Bistum etwas von durchgreifenden Leuten mit fundamentalistischen Ambitionen? Oder üben fundamentalistische Netzwerke im Bistum gar Druck aus? Die jüngsten Entwicklungen geben Anlass zu vielen Spekulationen.

Ein hauptamtlicher Kirchenmitarbeiter hat mir vor zwei Wochen folgende Einschätzung zur Lage der Kirche mitgeteilt: "Der Kölner Winter ist zurück!" Da es trotz des Kirchenauszugs vieler reformwilliger Christen noch immer genügend bekümmerte Katholikinnen und Katholiken gibt, ist für Öffentlichkeit gesorgt.