"Es geht nur um Männer in dieser Welt …"

Ein Interview mit Akif Pirinçci, der seinen Auftritt bei Pegida bedauert und vor einem Sex-Krieg warnt

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Der 1959 in Istanbul geborene Akif Pirinçci war jahrzehntelang einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Belletristik-Autoren. Letztes Jahr schrieb er einen Bestseller, in dem er im rechtspopulistischen Stil und mit vielen Kraftausdrücken gegen Gutmenschen, Linke, Schwule, Ausländer polemisierte (vgl. Sarrazin für Fortgeschrittene) und damit nach Sarrazin in der antimuslimischen, ausländerfeindlichen und nationalen Bewegung punktete. Dann trat er auf einer Pegida-Demonstration auf und kommentierte die Äußerung eines CDU-Politikers, der gemeint hatte, Bürger, die mit der aktuellen Politik nicht einverstanden sind, könnten Deutschland ja jederzeit verlassen, wie folgt:

Offenkundig scheint man bei der Macht die Angst und den Respekt vor dem eigenen Volk so restlos abgelegt zu haben, dass man ihm schulterzuckend die Ausreise empfehlen kann, wenn es gefälligst nicht pariert. Es gäbe natürlich andere Alternativen. Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb.

In vielen Schlagzeilen wurde die Bemerkung so verkürzt wiedergegeben, dass der Eindruck entstand, der Autor habe sich gewünscht, dass es noch KZs gebe. Danach kündigten Verlage Pirinçcis Verträge und Buchhändler bis hin zu Amazon nahmen seine Werke aus dem Sortiment. Ein nordrhein-westfälischer Händler hat für das Wochenende sogar eine öffentliche Buchvernichtung angekündigt, zu der Kunden ihre Pirinçci-Bücher mitbringen sollen.

Herr Pirinçci, in einem Beitrag auf Ihrer Homepage haben Sie angedeutet, dass die momentane Berichterstattung zu Ihrer Person für Sie gefährlich sei. Fürchten Sie um Ihr Leben?

Akif Pirinçci: Ab heute schon.

Weshalb, gab es konkrete Drohungen?

Akif Pirinçci: Nein, außer den üblichen Beschimpfungen. Allerdings las ich auf meiner Amazon-Seite eine Rezension zu meinem Katzenbuch Felidea, welches sich 2,5 Millionen verkaufte, sinngemäß: Akif Pirinçci, sein Verleger und seine Leser sollten auch vergast werden. Im Kölner Express war zu lesen, mit einem Foto von mir auf der Titelseite, Pirinçci habe Hausverbot in allen Kneipen Bonns, dabei gehe ich gar nicht in Kneipen. Auf der Rückseite des erwähnten Blattes wurde mein Haus abgebildet. Das hat wohl nichts mehr mit Journalismus zu tun, was möchten denn diese sogenannten Reporter mit der Abbildung meines Wohnsitzes bezwecken?

Seit Ihrem Auftritt bei Pegida haben Sie wegen Ihrer dort gehaltenen Rede eine Welle der Empörung ausgelöst. Die Pegida-Veranstalter, von denen Sie eingeladen wurden, haben sich anschließend von Ihnen distanziert.

Akif Pirinçci: Was Pegida macht, ist mir scheißegal.

Bereuen Sie es inzwischen, dort aufgetreten zu sein?

Akif Pirinçci: Ja, das war ein großer Fehler, zumal ich ein lausiger Redner bin.

Sie sind doch ein Medien-Profi, wie können Sie dann behaupten, Sie wussten nicht, was Sie auf der Pegida -Kundgebung erwartet? Das finde ich nicht sehr glaubwürdig.

Akif Pirinçci: Haben Sie mein Buch "Deutschland von Sinnen" gelesen?

Nein!

Akif Pirinçci: Dort vertrete ich ja ähnliche Thesen, wie ich sie in meiner Pegida-Rede geäußert habe.

Richtig, Sie überspitzen und provozieren, verdrehen und verdrängen seit längerer Zeit öffentlich. Weshalb kam es jetzt zu so einer öffentlichen Ächtung, was ist der Unterschied zu Ihren früheren Tiraden?

Akif Pirinçci: Der Unterschied ist Pegida. Dort läuft es ab wie auf einem Rockkonzert, zumindest nach meinem persönlichen Eindruck. Meine Texte lassen sich kaum als Wortbeiträge rüberbringen, wie es auf diesen Versammlungen üblich ist.

Waren Sie deshalb erstaunt, als das Publikum Sie gegen Ende ausbuhte und Lutz Bachmann Ihren Vortrag unterbrach?

Akif Pirinçci: Na klar. Auf meinen Lesungen, wenn ich meine Bücher vorstelle, begegne ich ja meistens nur Fans, die meine Werke schon kennen und mich loben: "Akif Pirinçci, Du bist der Größte", die mit mir diskutieren oder auch nur ein signiertes Exemplar erwerben möchten. Was die Veranstaltung angeht, da habe ich gedacht, ich lese dort etwas, so wie ich schreibe. Das war aber ein Fehler und für eine Rede dort gar nicht geeignet. Dort möchte man wohl eher hören "Hallo Dresden, hört Ihr mich?", "Solidarität", "Clap your Hands" und ähnliche Schmonzetten. Es war eine falsche Entscheidung, dort gelesen zu haben."

Akif Pirinçci. Foto: © Eckhard Henkel, Wikimedia Commons, ACC BY-SA 3.0 DE

Inhaltlich bereuen Sie also gar nichts?

Akif Pirinçci: Nein. Was die Presse jetzt macht, indem man sich ein paar Sätze herauspickt, diese aus dem Zusammenhang reißt, halte ich für infam. Mittlerweile ist man schon dazu übergangen, Sachen einfach zu erfinden. Irgendwo war zu lesen, fragen Sie mich bitte nicht wo, es gibt so viele Artikel über mich, ich hätte was von "Asylschlampen" gesagt.

Das haben Sie wohl nicht. Sie verwendeten aber Begriffe wie "Muslim-Müllhalde" oder "Muslimsaft" und ähnliche Schmähbegriffe.

Akif Pirinçci: Moment,diese Begriffe waren darauf bezogen, dass eine Volkshochschule in Berlin aufgrund der Präsenz von Flüchtlingen Akte von der Wand genommen hat, worauf ein Vertreter einer islamischen Gemeinde geäußert hat, das wäre auch richtig so, da die Flüchtlinge traumatisiert seien und beim Anblick der nackten Körper geschockt wären. Daraufhin habe ich überspitzt formuliert, die Flüchtlinge würden einen Herzinfarkt bekommen, nachdem sie über die Frauen hergefallen wären und ihren "Muslimsaft" hineingepumpt hätten - als Witz bezogen auf die vorher getätigten Erklärungsversuche.