"Es ist der Traum von kollektiver Verantwortung füreinander"

Seite 3: "Berlin wird eine Stadt, in der nur noch reiche Menschen wohnen können"

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Was heißt Gentrifizierung für euch?

Liebig34: Gentrifizierung ist Verdrängung. Berlin wird eine Stadt, in der nur noch reiche Menschen wohnen können und von der auch nur die Oberschicht profitieren kann. All die Menschen, die nicht in dieses Bild passen, sollen aus den Innenstädten verschwinden, werden unsichtbar gemacht oder aktiv von der Polizei aus dem öffentlichen Raum vertrieben. Das ist auch an unserem Beispiel sichtbar. Gentrifizierung ist ein Mechanismus in der kapitalistischen Verwertungslogik. Es ist Unterdrückung und macht uns wütend. Es ist ein riesengroßes Problem hier in Berlin und zieht sich auch durch unser Viertel. Nachbar*innen werden zwangsgeräumt, Freund*innen müssen mehr Jobs annehmen, um die Miete zu bezahlen und nach und nach ziehen die Menschen, die diese Kieze gestaltet haben, weg. Menschen, die in dieser Straße seit Jahrzehnten leben, können es sich nicht mehr leisten, oder haben auch all die Orte verloren, die für sie den Kiez ausgemacht haben.

Nicht nur in Berlin, auch in Buenos Aires, Madrid, Barcelona, Lissabon, Florenz oder Los Angeles ... Ja, aber kann sich denn jeder eurem Kampf & eurer Lebensweise anschließen? Was erwartet ihr von Cis-Männern?

Liebig34: Na klar. Alle Menschen, die sich unserem Kampf anschließen wollen, sind willkommen. Cis-Männer sollten sich mit ihrer eigenen Position in der Gesellschaft auseinandersetzen und sich selbst reflektieren. So wie aber auch andere Personen.

Eure Aktionen sind cool, provokant, energiegeladen - woher nehmt ihr die Kraft?

Liebig34: Wir versuchen immer, auch eine feministische Praxis zu haben. Das heißt auch miteinander und durcheinander Kraft zu schöpfen. Wir reden über unsere Ängste und versuchen, diese gemeinsam aus dem Weg zu schaffen oder eben auch diese zu respektieren. Natürlich klappt das alles auch nicht immer perfekt und wir müssen auch echt viel ausdiskutieren und auch mal streiten. Aber das gehört eben auch dazu. Die Unterstützung von außen, von so vielen Menschen, Gruppen, Strukturen macht auch Mut und zuletzt treiben uns natürlich unsere Überzeugungen an, und unsere Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

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