"Es wird böse enden"
Seite 3: Der Staat soll sich aus dem Geldwesen ganz zurückziehen
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- Irrglaube der ständigen Ausweitung der Geldmenge
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Wir reden ja oft von einer "freien Marktwirtschaft", aber in Währungsfragen gibt es keine Alternativangebote für den Bürger. In den Vereinigten Staaten gibt es in einigen Bundesländern Bestrebungen Alternativwährungen wie etwa Gold oder Silber einzuführen. Warum ist es so schwer in der derzeitigen Lage dem Bürger die Entscheidung einzuräumen, sich zwischen konkurierenden Zahlungsmitteln zu entscheiden?
Detlev Schlichter: Es wäre gar nicht schwierig. Man könnte das schnell zulassen, und als Befürworter der freien Marktwirtschaft wäre ich sofort dafür. Allerdings verspreche ich mir von solchen Initiativen momentan nicht sehr viel. Geld ist ein Gut mit unglaublich starken Netzwerkeffekten. Es ist für jeden Geldbenutzer derart einfach und daher vorteilhaft, für Transaktionszwecke das derzeit am weitesten verbreitete Geldgut zu benutzen - und das ist eben das jeweilige etablierte Staatsgeld -, dass es Alternativwährungen extrem schwer haben.
Die von mir soeben aufgezählten fatalen Nachteile des Papiergeldes schränken seine unmittelbare Nützlichkeit im Verkehr ja keineswegs ein, solange es weiterhin akzeptiert wird, und die Erfahrung zeigt uns, dass das auch bei steigender Inflation überraschend lange der Fall ist. Auf neues Geld umzustellen ist immer mit Kosten und Unsicherheit verbunden. Die krassen Verwerfungen, die das Papiergeld in der Wirtschaft verursacht, berühren den einzelnen Geldbenutzer in dem Moment, in dem er Transaktionen tätigt, ja gar nicht.
Zum Zwecke der Wertaufbewahrung wird ohnehin schon vermehrt auf Gold statt auf Papiergeld zurückgegriffen. Das ist verständlich und es erklärt den Goldboom der letzten Jahre. Zu Transaktionszwecken wird aber weiterhin das etablierte Papiergeld benutzt. Auch mir wäre mein Gold zum Ausgeben ja viel zu schade.
Eine Katastrophe kann nur verhindert werden, indem das absurde Gelddrucken und die Niedrigzinspolitik eingestellt werden, und sich der Staat aus dem Geldwesen ganz zurückzieht. Zentralbanken und Geldpolitik passen zur Marktwirtschaft genauso wenig wie Behörden zur Preisfestlegung für Seife und Backwaren, oder eine Behörde für Investitionspolitik oder Arbeitszeitpolitik. Das Ganze ist absurd.
Zentrale Kreditzuweisung und Zinsfestlegung: Die Marktwirtschaft wird weitgehend ausgehebelt
Freiheit ist ein Begriff, der heute mehr denn je inflationär gebraucht wird. Kann eine Gesellschaft wirklich frei sein, wenn das Geld unter staatlicher Kontrolle steht und es keine Wahlfreiheit in diesem Bereich für den Bürger gibt?
Detlev Schlichter: Nein, eine funktionierende Marktwirtschaft und eine freie Gesellschaft sind mit einem staatlichen Papiergeldsystem unvereinbar. Es gilt hier das eiserne Gesetz der Interventionen in den Markt: Wenn erst einmal an einer Stelle interveniert wird, so entstehen immer unbeabsichtigte Nebenwirkungen, die durch erneute Interventionen korrigiert werden müssen, soll die ursprüngliche Intervention nicht rückgängig gemacht werden. Das bedingt aber erneute Verzerrungen und weitere unvorhergesehene Nebenwirkungen. Letztendlich steuert das staatliche Papiergeldsystem auf die vollständige Verstaatlichung von Bank- und Finanzwesen zu.
Die Banken sind zunächst Nutznießer des Papiergeldsystems, da es essentielle Bankrisiken sozialisiert und eine ungehemmtere Geldschöpfung erlaubt. Gleichzeitig kommt es zu einer Kartellierung der Banken um die Zentralbank; der Wettbewerb unter den Banken wird deutlich eingeschränkt. Gleichzeitig werden die Banken zu Transmissionsriemen für die Geldpolitik.
Einerseits werden sie jetzt vor dem selbstverursachten Scheitern gerettet; man kann sie nicht mehr untergehen lassen. Andererseits haben sie aufgehört, private, marktwirtschaftliche Unternehmen zu sein. Sollten sie aufgrund ihrer aufgeblähten Bilanzen nicht mehr in der Lage sein, geldpolitische Impulse weiterzureichen, wie jetzt geschehen, so greifen die Zentralbanken direkt in die Finanzmärkte ein. Siehe hier die momentane Diskussion um Aufkäufe von Privatkrediten in den europäischen Problemländern durch die EZB.
Das Ganze läuft auf zentrale Kreditzuweisung und Zinsfestlegung hinaus. Ohne einen freien Kapital- und Kreditmarkt ist aber eine freie Wirtschaft nicht möglich. Die Marktwirtschaft ist hier schon weitgehend ausgehebelt. Letztendlich werden wir auch Kapitalverkehrskontrollen sehen. Es wird böse enden.
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