Eskapismus ohne Moralismus

Bild: Sony Pictures

Der perfekte Weihnachtsfilm: Jake Kasdans "Jumanji: Welcome to the Jungle"

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"Jumanji: Welcome to the Jungle" ist eine unmittelbare Fortsetzung von "Jumanji" (1995) von Joe Jonston. Seinerzeit erzählte das Fantasy-Abenteuer, wie sich ein lebensgefährliches Spiel verselbstständigt und in die Wirklichkeit eingreift. Diese Grundidee überträgt Jake Kashdan in die Gegenwart. Spielten damals Robin Williams und eine kaum bekannte Kirsten Dunst die Hauptrollen, sind es nun Ex-Wrestler Dwayne "The Rock" Johnson ("The Fast & the Furious") und Karen Gillan ("Dr.Who", "The Circle").

"Spaß? Sollen wir hier etwa bespaßt werden?"

"Jumanji: Welcome to the Jungle"

"Welcome to the Jungle" singen Gun's & Roses ... Am Ende des Fantasy-Abenteuers von 1995 war das lebensgefährliche Brettspiel seinerzeit von den Hauptfiguren in einen Fluss geworfen worden. Doch die letzte Szene zeigt, wie der Koffer mit dem Spiel an einen belebten Strand gespült wurde.

Hier, im Jahr 1996, setzt die Exposition ein, in der zu sehen ist, wie ein Jogger den Koffer findet, mit nach Hause nimmt und seinem Sohn gibt. Bald darauf wird dieser von dem Spiel "verschluckt".

Verzicht auf Pseudo-Mythologie

Ohne diese Auftaktszenen könnte es sich bei "Jumanji" um eine jener typischen Highschool-Komödien des amerikanischen Unterhaltungskinos handeln.

Aus der Perspektive eines liebenswerten Außenseiters namens Spencer lernt man in den ersten Minuten eine Handvoll Kids in der heilen Suburbia-Welt in einer netten durchschnittlichen Kleinstadt in New Hampshire kennen: Die Sportskanone Fridge, die selbstsüchtige Prinzessin Bethany, die ihre Zeit vor allem mit der Gestaltung ihres Instagram-Profils zubringt, und die humorlose Streberin Martha - "Sport bringt mich nicht nach Princetown" - gehen auf dieselbe Schule.

Eskapismus ohne Moralismus (15 Bilder)

Bild: Sony Pictures

Spencer selbst ist ein typischer Nerd, der den größten Teil seiner Zeit mit Computerspielen zubringt. Alle vier haben kaum etwas miteinander gemeinsam, außer dass sie vom Schuldirektor zusammen zum Nachsitzen verdonnert werden. Sie sollen einen vollgestopften Keller aufräumen.

Dort entdecken sie im Gerümpel das zwanzig Jahre alte Video-Game, zu dem sich Jumanji aus dem Brettspiel entwickelt hat. Spencer gelingt es das Spiel auf einem Fernseher zum Laufen zu bringen - und Sekunden später wird das Quartett in das Video-Spiel hineingesogen.

Dort stecken sie den Avataren ihrer zuvor gewählten Game-Charaktere, die in vieler Hinsicht körperlich ihr jeweiliges Gegenteil darstellen und mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet sind: Spencer ist zum muskulösen Abenteurer Dr. Bravestone mutiert, den Dwayne "The Rock" Johnson verkörpert, das Sportass Fridge zum unsportlichen Zoologen Moose Finbar (Kevin Hart), die unsportliche Martha zu einem blendend aussehenden Lara-Croft-Verschnitt, die Kampfsportlerin Ruby Roundhouse (Karen Gillan), und das It-Girl Bethany in einer besonderen Pointe zum männlichen (!) Kartografen Shelly Oberon (Jack Black).

Bei Jumanji handelt es sich um die Welt eines tropischen Dschungels, deren gigantische prachtvolle Naturkulissen - gedreht wurde auf Hawaii und in Australien - von allerlei gefährlichen Tieren - menschenfressende Nashörner, ekelige Spinnen, schwarze Mambas - bevölkert sind. Doch auch der Ort selbst steckt voller Todesfallen und anderer überraschender Herausforderungen, und manche der menschlichen Bewohner trachten ebenfalls nach dem Leben der Figuren - um wieder in die Real-Welt zurückzukehren, müssen sie einen grünen Riesenedelstein finden, und an dessen Bestimmungsort zurückbringen.

Auf dem Weg liegen aber, verschiedenen Spiel-Levels gemäß, alle möglichen Herausforderungen - einziger Trost: Jeder Spielkörper kann dreimal "sterben", erst dann ist er verloren. Todesgefahr ist in "Jumanji" also etwas überaus relatives. Ein direkter Bezug zum ersten "Jumanji" ist auch noch in die Handlung integriert, indem die vier Helden im Dschungel eine Hütte entdecken, die einst Alan Parrish gehörte - der Name von Robin Williams' Figur 1995.

So weit, so phantastisch: "Jumanji" ist ein Fantasy-Abenteuer-Märchen, das es nicht auf tiefere Bedeutung anlegt, und die Pseudo-Mythologien anderer Kinofantasy noch nicht einmal andeutet. Es geht um Mainstreamkino "für die ganze Familie" und weil der Film zu dieser Absicht auch ganz unverhohlen steht, ist das auch ganz legitim so.

Vor allem ist es viel schwerer, als es aussieht, dass so ein Unterfangen glückt. Erst recht ist der Film erstaunlich differenziert für Verhältnisse, in denen Massenunterhaltungsfilme scheinbar nur zwei Alternativen bleiben: Verfilmungen von Comic-Büchern, pardon: von "graphic novels", oder hyperaktive Klamotten.

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Hier geht es um Achterbahnfahrten der Sinne, um Effekte, um kurzweilige Spannung, und das Auskosten der Situationen, in die der Plot die Hauptfiguren hineinwirft. Diesem fehlen jegliche Abgründe und tiefere Psychologie wird nicht einmal behauptet. In all dem erinnert "Jumanji" an klassische, fast schon vergessene, weil nicht auf "Seriosität" angelegtes Hollywood-Klassiker, wie Ernest B. Schoedsack/Merian C. Coopers berühmten "The Most Dangerous Game" von 1932 und den ersten "King Kong" (1933) von den gleichen Regisseuren.

Aber auch an Steven Spielbergs "Indiana Jones"-Trilogie und Robert Zemeckis "Romancing the Stone" kann man hier denken: Kino als Geisterbahn, das mit immer neuen Schock-Effekten die Sinne herausfordert und den Geist nie zur Ruhe kommen lässt.

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