Euro-Krise: Wohin mit dem gesparten Geld?
Die Eurozone und ihr drohender Zerfall: Notfallprogramme für Verbraucher gibt es natürlich nicht
Was vor ein paar Wochen kaum jemand aus der in ihrer Profitgier vereinigten Finanzindustrie zu sagen oder gar zu denken wagte, greift nun um sich: die Gedanken an das Zerbrechen der Eurozone. "Institute, Firmen, Zentralbanken, Aufseher und Politiker in Europa und international (arbeiten) entsprechende Notfallpläne aus" (Financial Times Deutschland, 4. 12. 2011). Auch dem einstigen Vorzeigemanager mit 10 Millionen Euro Jahresverdienst und von Staatsanwälten durchsuchtem Büro, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nach "steht die Weltwirtschaft am Rand des Abgrunds". Ähnlich "George Soros: Europa ist in Todesgefahr" hieß es schon am 28. November 2011. "Und wenn doch alles zusammenbricht?" fragt das Handelsblatt.
An die Verbraucher denkt niemand…?
Die vorhin erwähnten Notfallpläne sind geheim, darüber redet niemand, mögliche finanzielle Schäden bei den Bürgern interessieren keinen. Und man darf ja auch die Bürger gar nicht informieren, denn das könnte Panik auslösen und zu einem Sturm auf die Banken führen. Die kleinen Sparer könnten ihr sauer verdientes Geld aus den Banken abziehen. So was muß vermieden werden, denn nur die "Finanzmärkte" dürfen Geld abziehen und in ihrem Krieg gegen die Wohlfahrtsstaaten nationale Verwüstungen durchführen.
Notfallpläne - das heißt Währungsreform. Etwas, das wohl in der nächsten Zeit Griechenland bevorsteht. Wer sich über die Auswirkungen von Währungsreformen - in Deutschland und Österreich gab es die letzte nach dem Zweiten Weltkrieg - ausführlicher informieren will, ist bei Wikipedia informationsmäßig gut bedient.
Die Euro-Bargeldeinführung 2002 war übrigens keine Währungsreform, sondern eine simple Währungsumstellung, die nur zu anderen Geldeinheiten führte und keine Auswirkung auf die Ersparnisse und das Geld der Bürger hatte, sieht man von den oft besonders stark "gefühlten" Preissteigerungen und den tatsächlichen in der Gastronomie einmal ab.
Bei den Währungsreformen nach dem Zweiten Weltkrieg gab es ordentliche Einschnitte für jene Bürger, die Bargeld oder Geld auf der Bank hatten, Unternehmen wurden demgegenüber geschont. Auch wurde in West-Deutschland eine Zwangshypothek auf Immobilien eingeführt, die von den Eigentümern abgezahlt werden musste.
Wie geht die Krise weiter und was kommt danach?
Natürlich weiß das keiner so genau. Jedoch, die Reichen rechnen offenbar mit gravierenden Veränderungen, sonst würden sie ihr Geld nicht abziehen. 25 Prozent der Einlagen wurden bereits aus den griechischen Banken gezogen, in Italien, Spanien und Frankreich merken das die dortigen Banken nun auch schon. Ein bevorzugter Weg führt nach Skandinavien: Dänemark, Schweden und Norwegen haben ja keinen Euro, Norwegen steht mit seinen Rohstoffvorräten und problemlosen Staatshaushalt besonders gut da. Wer mehr als hunderttausend Franken hat, ist auch in der Schweiz willkommen.
Was könnte jemand tun, der etwa 25.000 Euro als eiserne Reserve angespart oder geerbt hat und der bei all dem Krisengerede, mit dem die politischen Akteure die Bürger nun auf Schlimmes vorbereiten wollen, um sein Geld fürchtet? Es schadet jedenfalls nicht, wenn man seinem Staat skeptisch gegenüber steht (Skepsis ist immer sinnvoll, siehe Vorratsdatenspeicherung, Staatstrojaner usw.) und sich rechtzeitig Gedanken macht. Zuerst vielleicht am besten über die EU-weit eingeführten Geldwäschebestimmungen.
Bargeld lacht - eher nicht mehr so
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich1 in Basel hat schon vor geraumer Zeit Geldwäschebestimmungen vorgeschlagen, die dann auch in einer EU-Richtlinie zur Verhinderung der Nutzung des Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung und national in allen EU-Staaten umgesetzt wurden.
Vereinfacht gesprochen, wer mit mehr als 15.000 Euro bar bezahlt oder in einem Spielcasino mehr als 2.000 in Jetons einwechselt, generell bei einer Kontoeröffnung, bei Lebensversicherungen usw., mus beim Unternehmen seine Identität feststellen lassen. Und bei der Einreise in die EU muß man Bargeld in dieser Höhe melden, sonst kann es haarig werden.
Welche Ängste wovor?
Ist man sehr skeptisch, dann sollte man sich mit zwei bedrohlichen Szenarien auseinandersetzen. Das eine ist der Wertverlust des eigenen Geldes durch hohe Inflation und/oder durch eine Währungsreform (Rückkehr zur Drachme bzw. Drachme neu, um bei Griechenland zu bleiben).
Das zweite wäre, dass sich der Staat beim Geld (und/oder auch bei den Immobilien) seiner Bürger bedient, um die Staatsschulden loszuwerden, das war ja nach dem Zweiten Weltkrieg so. Nun gut, also wohin mit dem Geld?
Immobilien
Grundstücke, Wohnungen, Häuser sind im Prinzip vernünftige Werterhaltungsmittel, unter einer wichtigen Voraussetzung: wenn deren Lage gut ist. Randlagen können an Wert verlieren, Stadtviertel können verslumen, im schlimmsten Fall kann sich neben einem Haus eine Fabrik oder eine Straße breit machen oder ein anderes Haus einem die Aussicht verbauen.
Immobilienmärkte neigen ohnedies zur "Blasenbildung", siehe USA, Irland, Spanien. Seit einiger Zeit flüchten Wohlhabende auch in Europa in Immobilien. Zu teuer gekauft gibt dann später auch einen heftigen Wertverlust.
Aber: mit den erwähnten 25.000 Euro gibt es außer einer sanierungsbedürftigen Schrebergartenhütte irgendwo weit weg in der Einöde (also mit teuren und in Zukunft steigenden Verkehrskosten!), gar keine Immobilie.
Alternative: man könnte sich mit zwei, drei Freunden zusammentun und eine passable ältere Eigentumswohnung kaufen, die man vermietet.
Gold
Der Kurs für eine Feinunze (31,1 Gramm) begann 2011 mit 1.400, stieg auf 1.900 und fiel wieder während letzter Woche auf 1.600 US-Dollar, also deutliche Kursrisiken. An- bzw. Verkaufsspesen fallen an, jedoch kann man Gold anonym in kleineren Mengen kaufen, jedoch fallen bei kleinen Mengen (Barren, Münzen) etwas höhere Spesen an. Ein weiterer Nachteil ist, Edelmetalle können, wenn in der Wohnung verwahrt, natürlich auch gestohlen werden.
Da die Zentralbanken hohe Goldreserven haben und viele Anleger in ihrer Verzweiflung auf Gold setzen oder gesetzt haben, ist der Goldpreis eine ziemlich fremdbestimmte und verworrene Angelegenheit.
Ist Platin vielleicht besser? Es wird wenig als Schmuck benutzt, da es schwer zu verarbeiten ist, edelmetallfixierte Sicherheitsanleger beachten es auch kaum. Wenn schon Gold, dann eher doch Platin, könnte man sagen (heute 1.600, aber 2008 zwischen 2.250 und 800 U-Dollar per Feinunze wert).
Jedoch Vorsicht: nur Anlage-Gold (Barren und Münzen mit höchstem Feingehalt) ist von der Umsatzsteuer befreit, Platin und Silber sind nicht (in Deutschland gibt es für bestimmte Silbermünzen eine geringere Steuer - die reguläre Umsatzsteuer ist: in D 19 %, A: 20 %, CH: 8 %). Das heißt, die bezahlten 19 Prozent sieht man als Verbraucher beim Verkauf nicht mehr wieder.
Geld (Bargeld) in Fremdwährung
Bei den erwähnten 25.000 Euro müßte man mehrmals in die Schweiz fahren, um es problemlos zu wechseln und wieder einzuführen. Fremdwährungsrisiko (1 Euro war heuer einmal 1,6 Schweizer Franken wert, nun etwa 1,2). Diebstahlrisiko. Banknoten können übrigens nicht nur gestohlen werden oder verloren gehen, sondern auch verbrennen. Langfristig noch zu beachten: Staaten tauschen immer wieder ihre Banknoten aus.
Tagesgeld oder Festgeld in Fremdwährung
Das ist gewissermaßen ein Sparbuch (Tagesgeld - täglich fällig, Festgeld - bspw. 3 Monate gebunden) bei einer heimischen Bank, aber nicht in Euro, sondern etwa in Norwegischen Kronen. Allerdings zweimal Wechselspesen, Kursrisiko (heuer war 1 Euro einmal 7,95, dann 7,5 Norwegische Kronen wert). Und, kein Schutz, wenn der Staat im Fall des Falles auf die Bankkonten seiner Bürger zugreifen und sich was abschneiden will.
Andererseits, falls die heimische Bank kracht und nicht vom Staat aufgefangen wird, die Einlagensicherung bezieht sich im Regelfall auf Konten in allen EWR-Währungen und bis zu 100.000 Euro pro anlegender Person. Zudem, Anlagen auf Sparbüchern, Taggeld- oder Festgeldkonten bringen Zinsen; Zinserträge werden jedoch besteuert.
Sparkonto (Tagesgeld oder Festgeld) im Ausland
Fürs erste ist da das gesparte Geld dem eigenen Staat entzogen, etwa mit einem Konto in zum Beispiel Norwegen und in Norwegischen Kronen. Macht ein Staat einen Kontenschnitt bei seinen Sparern, wäre man damit entronnen.
Aber Vorsicht: das heimische Finanzamt kann über dieses Konto Bescheid wissen. Die Staaten überwachen ihre Bürger längst auch jenseits der nationalen Grenzen und informieren sich, tauschen Ertragssteuern (auf die Zinsen) aus.
Am besten wäre es, man hätte da einen Onkel in Norwegen, der sich als Treuhänder für das Sparbuch hergibt, nachdem man die Geldüberweisung halbwegs hinbekommen oder man ihn öfter besucht hat. Natürlich stellen Treuhänder immer ein gewisses Risiko dar.
Alles hat sein Risiko
Wir erleben heute gerade das "Ende des Mythos der risikofreien Geld- und Kapitalanlage". Konnte man in den 1980er oder 1990er Jahren noch beruhigt zum Sparbuch oder zum Kauf von nationalen Staatsanleihen raten (und von allem, was darüber hinausging, nämlich Fonds, Aktien und den noch weit spekulativeren Dingen abraten), so ist heute überhaupt nichts mehr risikolos.
Alles kann sich auflösen, auf Vieles kann der Staat zugreifen. Auch privaten Goldbesitz können Staaten verbieten und Zwangsumtausch vorschreiben. Wie es eben immer schon war - letztlich zahlt stets der Bürger oder der Sparer, die Politiker zahlen nie und die Unternehmen sehr selten.