Euro-Rechenschwächen?

Lernen für den Euro

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Seit dem 1. Januar 1999 ist der Euro als Buchgeld in den teilnehmenden Ländern eingeführt worden und wird hauptsächlich im gewerblichen Bereich eingesetzt. Mit dem 1. Januar 2002 wird es die neuen Münzen und Banknoten geben und für maximal zwei Monate kann noch parallel gezahlt werden. Solange gilt die Umrechnungsformel 1 Euro = 1.95583 DM.

In vielen Geschäften findet man schon länger eine doppelte Auszeichnung der Preise, doch die Kinder lernen in den Schulen immer noch ausschließlich mit der Deutschen Mark zu rechnen. Hier bietet das Lernprogramm ADDY Euro als erstes Lernprogramm die Chance, sich vorab mit dem Euro auseinander zu setzen und sich einiges Hintergrundwissen anzueignen.

Nach der Rechtschreibreform kommt mit der Einführung des Euros eine Währungsreform, der sich niemand mehr entziehen kann. Zwar laufen noch einige Klagen, doch an der Einführung der neuen Währung wird kaum noch zu rütteln sein. Die Mehrzahl der deutschen Bevölkerung begegnet dieser neuen europäischen Währung Umfragen zufolge ziemlich skeptisch. In England sprachen sich in einer Umfrage 71 Prozent gegen den Euro aus, bei Yahoo halten 66 Prozent (344.998 Gesamtstimmen seit dem 7.Oktober 1999) den Euro für keine stabile Währung. Eine Verfassungsbeschwerde gegen den Euro wegen einer mangelnden wirtschaftlichen und sozialen Homogenität in Europa wurde inzwischen "als offensichtlich unbegründet" verworfen. Schon im Maastrichter Vertrag war die Mitwirkung Deutschlands an einer Währungsunion festgelegt worden und diese Verträge wurden bereit 1993 als verfassungsgemäß erklärt.

Die europäische Union ist der Auffassung, dass die verschiedenen Währungen in den Teilnahmeländern ein Hindernis für den freien Handel von Waren und Dienstleistungen darstellen. Die neue einheitliche Währung soll eine Preistransparenz im europäischen Binnenmarkt gewährleisten. Man glaubt, dass der Euro eine der zwei wichtigsten Währungen der Welt werden könnte. Die EU scheut auch nicht den direkten Vergleich zum US-Dollar und glaubt, dass viele Transaktionen in Zukunft statt in US-Dollar auch in Euro vorgenommen werden. Der Vorteil wäre, dass Provisionen bei Devisenwechsel entfallen, was somit zur Stabilität der neuen Währung beitragen soll.

Mit der Einführung des Euros wird es bekanntlich sieben neue Banknoten in Werten von 5, 10, 20, 50, 100, 200 und 500 Euro sowie acht Münzen in den Werten von 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Cent sowie 1 und 2 Euro geben. Dabei sind die kleineren Cent-Münzen aus Kupfer, die mittleren aus Nickel. Die Münzen im Wert von 1 und 2 Euro werden aus zwei verschiedenen Metallen hergestellt. Ganz einfach wird der Umgang mit den Münzen nicht, denn nur eine Seite ist immer gleich, während die Rückseite von den Mitgliedsländern unterschiedlich gestaltet sein wird.

Wegfallen werden die gängigen Begriffe wie Pfennig, Groschen und Mark. Dafür müssen Begriffe wie Cent und Euro in Fleisch und Blut übergehen. Höchste Zeit, besonders für die Schulkinder, sich so langsam aber sicher an die neue Währung zu gewöhnen. Doch wenn man ehrlich wäre, müssten sich auch die Erwachsenen ans Lernen machen. Die Bundesregierung zumindest plant ihre Informationskampagne erst für 2001.

Lernen für den Euro

Coktel bietet als erster Hersteller von Lernprogrammen im Rahmen der Addy-Lernreihe Übungen zum Euro an. In vier verschiedenen Lern- und Übungseinheiten gibt es mehr als 40 Übungen, um das Wissen über den Euro zu vertiefen. Daneben werden noch Informationen über die europäische Wirtschaft und die europäische Geschichte vermittelt. Nach Angaben der Hersteller richtet sich das Programm an 10- bis 14-jährige Kinder.

Der kleine Außerirdische mit der quäkigen Stimme führt wie gewohnt durch die übliche Programmoberfläche. In seinem Zimmer kann man allerlei entdecken: In der Arbeitsecke geht es zu den Übungen, eine Juke-Box bietet Musik bzw. akustische Untermalung an, eine Punkte-Stand-Maschine die bisherigen Lernergebnisse in Form eines Punktestandes oder eine Spielkiste stellt entsprechend des Punktestandes Spiele zur Verfügung. Zu den Spielen gehören ein Breakout-Game, Sokoban oder Gobliins II. Letzteres ist zwar schon eine etwas ältere Version, aber dafür bietet es viel Spielvergnügen. Alle anderen sind eher für ein Spielchen zwischendurch geeignet.

Dieser Aufbau ähnelt anderen Addy-Produkten. Auf dem Desktop kann viel entdeckt werden und wenn man fleißig war, kann man mit dem Addy-Übeprogramm zur Unterhaltung auch nur spielen oder malen. Jedoch sind insbesondere die Klickgeschichten nicht immer unbedingt für die angestrebte, etwas ältere Altersgruppe der 10- bis 14-jährigen Kinder geeignet. Diese werden sich bei den einfachen Ausmalfunktion recht schnell langweilen. Pädagogen werden das allerdings nicht so schlimm finden, wenden sich die Kindern dann doch vielleicht schnell dem eigentlichen Lernen zu.

Coktel hält das vorliegende Programm "ADDY - Der Euro" ab der 5. Klasse für unterrichtsergänzend und liefert ein "Pädagogisches Handbuch Sekundarstufe" gleich mit. Im Vorfeld heißt es aber, sich erst einmal als "Disk-Jockey" zu betätigen, denn zuerst muss das Basisprogramm installiert werden und erst dann kann die "Euro-Einheit" installiert werden. Doch nachdem 40 MByte auf die Festplatte geschaufelt worden sind, kann es endlich losgehen.

Die Menüoberfläche bietet einen Karteikasten mit einem Stichwortverzeichnis, hier können alle Texte und Multimediaelemente gefunden werden. Aktenordner symbolisieren einen interaktiven Kurs, der zahlreiche Texte, Landkarten, Zeittafeln und Fotos enthält. Der Kurs hat mehrere Kapitel, die sich jeweils direkt auf die Aufgaben beziehen. Hinter einem Federmäppchen verbirgt sich der Aufgabenbereich zum Üben.

Ein wenig nervig ist die Tatsache, dass man im Menü immer auf den Ausgang klicken muss, um ein Bild oder ein Dokument zu verlassen. Hier hätte man der rechten Maustaste ruhig eine Funktion überlassen können. Einen wirklich schnellen Zugang zu den Fakten der neuen Währung erhält man im Stichwortverzeichnis. Kleine Icons weisen darauf hin, ob es sich bei der Information um Bilder oder Texte handelt. Gut informiert kann man sich anschließend an die Übungen machen. Hier gibt es zwei Kapitel: "Der Euro, ein Zahlungsmittel" und "Der Euro, die Währung Europas". Im ersten Kapitel gibt es 22 Übungsfragen.

Eine Beispielfrage lautet: "Der 50-Euro-Schein ist orange", hier soll man sich für den "Richtig-" oder "Falsch-Button" entscheiden. Bei einer falschen Antwort werden noch einmal die Farben der Euroscheine bis zum 50er aufgezählt und anschließend die richtige Antwort korrigiert. In einer anderen Aufgabe müssen Puzzlesteine in Euroscheine richtig eingesetzt werden. Bei richtiger Lösung wird zum jeweiligen Geldschein immer eine Hintergrundgeschichte erzählt. Ansonsten kann der Lernende in anderen Aufgaben immer noch nach der Addy-Methode "try and error" die Antworten herausfinden. Alle Übungen arbeiten immer nach der gleichen Methode: Wenn eine falsche Antwort kommt, wird eine Erklärung abgegeben und gleich die "richtige" Lösung angezeigt. Didaktisch wäre es für die vorgesehene Altersgruppe zweckmäßiger, wenn den Lernenden noch eine zweite Lösungschance angeboten werden würde. Hat der Lernende aber zu wenig "richtige" Lösungen gegeben, werden keine Punkte vergeben und Addy fordert den Schüler zur Wiederholung der Übung auf. Die Texte erweisen sich als eher langweilig, von daher sollte man vielleicht gleich mit den Übungen beginnen. Für Lehrer wird die CD-ROM sowieso nur unterrichtsergänzend sein. Coktel sei empfohlen, endlich die rechte Maustaste mit Funktionen zu belegen und das Programm insgesamt zu beschleunigen. Die Übungen und die Erklärungen müssen deutlich abwechslungsreicher gestaltet werden, denn sonst wird es dem Lernenden schnell langweilig und er malt eher mit dem Programm oder spielt die schon freigepunkteten Spiele. Aber freiwillig wird sich auch niemand ein Euro-Lernprogramm antun.

Websites zum Euro:

Eine Chronik zum Euro
Einführung zum Euro, für Anfänger und Fachleute
Die Europäische Kommission zum Euro
Das Europäische Parlament zum Euro
Euro-Info-Forum der Commerzbank
Infodienst der Sparkassen und des Wirtschaftsmagazin DM: www.euro-aktuell.de/
Euro-Guide der Deutschen Versicherungsgesellschaft

Planspiel zum Euro
Simulation der TU Chemnitz für Anfänger, Fortgeschrittene oder Experten
Comenius Schulprojekt mit Schülern aus Deutschland, Spanien und Italien: Die neue Währung: Der Euro
Presseerklärung der Kläger zur Verfassungsklage gegen den Euro