Explosiver Held

Bomberman Generation

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Er blickt auf eine ähnlich lange Geschichte zurück wie Mario: 1985 hatte Bomberman seinen ersten Videospiel-Auftritt auf dem NES. Seither erschienen mehr als 50 Spiele mit dem niedlichen Kerl und seinen explosiven Waffen auf nahezu allen Konsolen und Gameboy-Generationen sowie auf dem PC und in den Spielhallen. Vivendi Universals Bomberman Generation für den GameCube ist das erste - sieht man einmal von dem nur in Japan für die PS2 erschienenen "Bomberman Kart" ab - echte Bomberman-Spiel auf einer Next Generation Konsole.

Genau genommen besteht Bomberman Generation aus zwei Spielen: einem Action Adventure und einem Kampfspiel, das im Wesentlichen dem Spielautomaten von 1991 entspricht, der in Deutschland allerdings weit gehend unbekannt sein dürfte. Obwohl in beiden Spielvarianten das richtige Timing beim Platzieren der Bomben entscheidet, gibt es recht wenige Gemeinsamkeiten. Das Kampfspiel nutzt die moderne Grafik lediglich zur isometreschen Darstellung der zweidimensionalen Arena, das normale Spiel bietet große dreidimensionale Level, wobei sich die dritte Dimension überwiegend auf niedrige Plattformen, Aufzüge und fliegende Gegner beschränkt.

Das Spielfeld im klassischen Bomberman, das wie Bomberman Generation von der japanischen Entwicklerschmiede Hudson Soft stammt, bestand aus quadratischen Feldern, seine Bomben explodierten in vier Richtungen. Der Reiz des Spieles lag vor allem darin, dass Bomberman selbst ständig Verfolgter war, seine Bomben aber die Gegner besiegten. Weder ständig Verfolgter wie Pacman, der nur mit Kraftpillen zum Jäger wurde, noch mit Schusswaffen ausgestattet wie Space Invaders, sondern als Taktierer, der sich in die Nähe der Gegner wagen muss, um seine Bombe zu legen und dabei ständig der Gefahr ausgesetzt ist, vom Gegner oder gar seinen eigenen Waffen getroffen zu werden.

Bomberman 1985 und 2002 - Pixel-Grafik versus Cel-Shading

Mit BombJack, jenem maskierten Helden, der im 1984 erschienen Spielautomat von Tehkan Neuschwanstein und andere Bauwerke vor Bombenangriffen rettet, hat Bomberman übrigens nichts zu tun - BombJack ist der Meister des Entschärfens, Bomberman hat sich aufs Platzieren spezialisiert.

1991 am Spielautomaten und 1993 am Super NES brachte Bomberman zum ersten Mal Multiplayer aufs Spielfeld - abgesehen von der Grafik und zusätzlichen Optionen entspricht das Kampfspiel in Bomberman Generation den Klassikern.

Wie Mario (vgl. Zur Sonne, zur Freizeit) hat auch Bomberman Ausflüge in andere Genres hinter sich - zuletzt im Rennspiel Bomberman Kart auf der PS2, das allerdings nie in Deutschland verkauft wurde. Eine weitere Parallele zu Nintendos Videospiellegende ist das markante Aussehen - auch Bomberman maß ursprünglich 16 x 16 Pixel, seine Markenzeichen waren - und sind bis heute - weißer Helm, blaues Oberteil sowie rosa Schuhe und Handschuhe.

Der erste Gehversuch in der dritten Dimension mit dem 1997 erschienen Bomberman 64 für N64 ersetzte die klassische Explosion durch kugelförmige Detonationen. Mit diesem Stilbruch tat sich das Spiel bei Kritikern und Fans übrigens seinerzeit ziemlich schwer.

Eine Sammlung von diversen Bomberman-Derivaten, Freeware-Clones und auch ROMs für Emulatoren hat gibt es auf der Site Bomber Man.

Im normalen Spiel schlägt sich Bomberman durch sechs Welten, um den "Hige Hige Bandits" Bombenteile abzujagen. Insgesamt sechzehn normale Levels und ganze elf Endgegner muss er dafür überwinden. Anders als im Kampfspiel ist der Schlüssel zum Erfolg weniger die Position als mehr die Art der gelegten Bomben. Im Laufe des Spiels erweitert Bomberman seine einfache Bombe um vier weitere Typen und kann so beispielsweise mit Eisbomben Wasser gefrieren oder mit Wasserbomben Feuer löschen.

Die fünf Bombenelemente: Feuer, Wasser, Eis, Wind und Licht

Außerdem trifft der Spieler auf zwölf so genannte Charboms, Pokémon-ähnliche Wesen, die das Bomben-Handling beeinflussen. Mit ihnen kann Bomberman beispielsweise Explosionen per Fernzündung herbeiführen oder seine explosive Fracht höher und weiter werfen. Sechs zusätzliche Charboms entstehen durch Kreuzung der zwölf Basiswesen und vereinen deren Fähigkeiten.

Die Wahl des richtigen Charboms ist nur an wenigen Stellen - überwiegend in den Endgegnerkämpfen - wirklich von Bedeutung. Schnell gewöhnt man sich aber an den Komfort einer ferngezündeten Bombe. Der Bombentyp ist häufiger von Bedeutung, wobei jene Situationen äußerst offensichtlich nach einem bestimmten Typ verlangen. Dass die Rätsel, um ein Level zu durchqueren, durchweg einfach zu lösen sind, macht es einem manchmal etwas zu leicht. Oft ist nur ein Baum zu fällen, ein Stein in den Fluss zu rollen oder ein Schalter zu betätigen. Besser versteckt sind jedoch einige Gegenstände, was zum wiederholten Spielen bereits gelöster Level anregt, zumal der Weg zu manchen Verstecken Bombentypen erfordert, die Bomberman beim ersten Anlauf noch nicht besitzt.

Elf Endgegner gilt es zu besiegen

Alle Level sind übersichtlich und - abgesehen von den versteckten Gegenständen - geradlinig. Der Spieler verirrt sich nicht, und dank der begrenzten Dreidimensionalität und dem Verzicht auf eine automatische Kameradrehung, leidet Bomberman auch nicht unter der Krankheit eines Super Mario Sunshine oder Harry Potter und die Kammer des Schreckens (vgl Harry und die virtuelle Kammer des Schreckens), bei denen sich die Kamera teilweise im falschen Moment dreht oder die Spielfigur gar völlig von anderen Objekten verdeckt wird. Bomberman zeichnet sich durch eine lobenswerte Übersichtlichkeit aus.

Großes Gewicht fällt bei Bomberman Generation auf die Endgegner, und einige dieser Kämpfe sind recht anspruchsvoll. Man merkt förmlich, mit welchem Ehrgeiz das Entwicklerteam von Hudson Soft sich auf die Boss-Strategien gestürzt hat und äußerst unterschiedliche Typen von der Mumie mit bösem Blick über ein Schiff mit Oktopusrumpf bis zum dreiköpfigen Feuervogel entworfen hat. Fans von Boss-Kämpfen kommen bei Bomberman Generation voll auf ihre Kosten.

Mehrspieler-Kampfmodus heute und 1991

Im Kampfspiel tritt Bomberman gegen bis zu drei andere Bombenexperten auf einem Spielfeld an, das wie das erste Bomberman-Spiel (vgl Kasten) aus quadratischen Feldern besteht. Der Klassiker hat nichts von seinem Reiz verloren und macht mit seiner Mischung aus einfachem Spielkonzept mit Taktieren und Reagieren ähnlich süchtig wie Tetris. Trotz anspruchsvollen Computer-Gegnern bringt das Kampfspiel allerdings erst mit menschlichen Mitspielern richtig Spaß.

Neben dem Standard-Kampf gibt es die vier Varianten Reversi, Münzkampf, Ausweichkampf und Revanchekampf. Außerdem können die Spieler Teams bilden, Handicaps einstellen, um gleiche Voraussetzungen für alle zu schaffen, und verfügbare Objekte bestimmen.

I'm a poor lonesome Bomb-Boy

Bomberman Generation ist ein sehr schönes Action Adventure, das den Spieler viele Stunden gefangen nimmt. Die Betonung liegt mehr auf Action als auf Adventure, fordert mehr Aktion und Reaktion als Rätsellösung. Langatmige Schiebe-Puzzle oder Schalterprobierorgien bleiben dem Spieler zum Glück erspart. Dauerhaftes Highlight bliebt das Kampfspiel, das sich neben Super Smash Bros Melee und Super Monkey Ball (vgl Würfelspiele) in die besten Multiplayer-Spiele für den GameCube ein.