FAZ: Zahl der Syrien- und Irakdschihadisten aus Deutschland vier Mal so hoch wie bislang bekannt
Eine nicht namentlich genannte Quelle "aus Sicherheitskreisen" klagt in der Zeitung über Personalmangel
Gestern sprach Hans-Georg Maaßen, der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfF) im RBB noch von etwa 450 Personen aus Deutschland, von denen man wisse, dass sie in das Kharidschitenkalifat ausgereist sind. Darüber hinaus müsse man von einer "hohen Dunkelziffer" von Personen ausgehen, über die die Ämter nichts wüssten. Heute macht eine nicht namentlich genannte Quelle "aus Sicherheitskreisen" in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) konkretere Angaben zu dieser Dunkelziffer.
Dieser Quelle zufolge rechnet man anhand einer "Analyse der vorhandenen Daten" und unter Einbeziehung von "Kenntnissen über salafistische Netzwerke" intern mit einer "realistischen Zahl" von 1.800 Salafisten aus Deutschland, die in Syrien und im Irak für den Terrorkalifen Abu Bakr als-Bagdadi tätig sind. Dazu zählten dann auch Personen, über die man zwar Informationen hat, aber bei denen man nicht ganz sicher nachweisen kann, dass sie nicht nur in die Türkei ausgereist sind, sondern dort auch "zweifelsfrei" die Grenzen nach Syrien oder in den Irak überschritten. Außerdem werden Dschihadisten mit eingerechnet, die sich nicht dem IS zugehörigen salafistischen Terrororganisationen wie die al-Nusra-Front angeschlossen haben.
Aus einer anderen Äußerung der Quelle geht ein möglicher Anlass dafür hervor, warum sie sich der FAZ gegenüber offenbarte: Nach dem NSU-Skandal kam es ihr zufolge zur massenhaften Versetzung von Personal in die für klassischen Rechtsextremismus zuständigen Abteilungen. Deshalb fehle es nun in den für Islamismus zuständigen Bereichen an Arbeitskräften, die Verdächtige überwachen und sie durch die Information anderer Behörden von einer Ausreise abhalten könnten.
Auch ein Bericht des Nachrichtenmagazins Focus deutet darauf hin, dass deutlich mehr als 450 Männer aus Deutschland im Nahen Osten für Takfiristen kämpfen. Diesem Bericht zufolge hob die Bundesanwaltschaft am 18. Oktober ein Hilfsnetzwerk der al-Bagdadi-Bande aus. Einer der vier dabei Festgenommenen (unter denen sich auch ein tschetschenischer Boxer befindet) soll in einem abgehörten Telefongespräch von "tausenden Familien" gesprochen haben, um die man sich "kümmere". Allerdings ist nicht ganz klar, ob damit Familien in Deutschland, im Kalifat oder in beiden Gebieten gemeint waren.
Salafisten, die aus dem Kalifat zurückkehren oder nicht dorthin ausreisen, könnten in Deutschland gewalttätig werden: Die Kölner Polizei will deshalb mit einem Großaufgebot Tote und Verletzte verhindern, die bei einer heute angekündigten Schlacht zwischen Salafisten und Fußballhooligans drohen.
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