FBI warnt vor Cyber-Attacken

Ein Rundschreiben schürt Ängste rund um Anti-WTO-Proteste in Seattle

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In einem Rundschreiben über terroristische Bedrohungen im Inland (USA) warnt das FBI Sicherheitsabteilungen von Unternehmen über mögliche Bedrohungen im Kontext der Proteste gegen den Auftakt zur Millenniumsrunde der Welthandelsorganisation in Seattle. Bereits jetzt haben sich zahlreiche Vertreter von NGO's für die am 29.11.1999 beginnende Konferenz und Gegenkonferenzen eingefunden.

Das FBI schreibt, es verfüge über "glaubwürdige Informationen", dass "einige Elemente unter den Protestierenden" vorhätten, die offizielle Konferenz zu stören. Die potentielle Bedrohung durch Gewalt, einschließlich krimineller Akte zivilen Ungehorsams, sei niedrig bis mittelhoch. Insbesondere sei auf Umwelts- und Tierschutzaktivisten zu achten, sowie auf anarchistische Gewalttäter. Die verschiedenen Protestgruppen, die ihre Web-sites unter dem Label N30 zusammengeschaltet haben, rufen allerdings explizit zu friedlichem Protest auf.

Es gebe laut FBI auch "starke Anzeichen dafür, dass computergestützte Angriffe auf WTO-bezogene Web-sites geplant seien ebenso wie auf Sites von Industrie- und Finanzunternehmen." Die Cyber-Proteste würden voraussichtlich aus sogenannten "Denial of Service"-Attacken und virtuellen Sit-ins bestehen. (siehe auch Eine Online-Kampfansage an die WTO)

Allerdings herrscht selbst unter sogenannten "Hacktivisten" Uneinigkeit darüber, ob das scriptgesteuerte Überfluten eines Servers mit Requests eine angemessene Protestform ist, die zu irgendeinem Resultat führt, außer Systemverwalter zu ärgern. Auch führte die Inflation von Web-Siteverunstaltungen in letzter Zeit dazu, dass kaum noch jemand hinter dem Ofen hervorzulocken ist, wenn wieder einmal ein Server gecrackt wurde. So macht sich z.B. ein Artikel auf Slashdot darüber lustig, dass viele sogenannte Hacks eigentlich "script kiddie stuff" seien.

Unterdessen scheinen den Verantwortlichen bei der WTO und anderen internationalen Organisationen die Augen darüber aufzugehen, dass die öffentliche Unterstützung für weitere Liberalisierungen des Welthandels schwindet. Im Vorfeld der WTO-Konferenz konnte auch nicht, wie geplant, eine Agenda für die kommenden 3 Jahre an Welthandelsgesprächen festgelegt werden. So erschienen heute gleichzeitig Statements von Michael Moore, neuer Welthandelspräsident und James D. Wolfensohn, Präsident der Weltbank, welche die öffentliche Meinung noch herumzureissen versuchen. Mike Moore sprach davon, dass "es große Ungerechtigkeiten im Welthandelssystem gibt" und dass nicht alle Kritiker der WTO im Unrecht seien. Und in einer Vorschau auf die Rede, die James D. Wolfensohn am 30.November halten wird, heißt es: Wir müssen die Gunst der Stunde nutzen und flexibel und kreativ auf ein Welthandelssystem hinarbeiten, das für die Entwicklungsländer wirklich einen Unterschied macht".