FPÖ-Fingerprint-Fantasien siegen beim Publikum

Big Brother Awards in Österreich

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In der Nacht auf Samstag wurden zum dritten Mal in Österreich die Gewinner des Big Brother Awards bekannt gegeben. Unter großem Publikumsinteresse schritt man zur Präsentation der BBA-Austria 2001. Prämiert wurden Personen und Organisationen, "die sich besonders um Eingriffe in die Privatsphäre verdient gemacht haben".

Die Hauptpreise: Amerikanische Kakerlaken

Hoch im Kurs stand dieses Jahr der freiheitliche Klubchef, Peter Westenthaler, für seine Forderung nach Einführung von digitalen Fingerprints für alle Österreicher (Terror und Überwachung sind Geschwister). Als er dann in der Kategorie "Politik" knapp von dem Provinz-Bürgermeister Gerhard Köfer (SPÖ) geschlagen wurde, ging ein Raunen durch den Veranstaltungssaal.

Gerhard Köfer, Bürgermeister von Spittal an der Drau, hatte eine Art Kopfgeldaktion im Bereich der Drogenbekämpfung initiiert. Seine Begründung: "Außergewöhnliche Entwicklungen gegen die Gesundheit unserer Kinder erfordern außergewöhnliche Maßnahmen." Köfer will mit der Gendarmerie und den Verwaltungsbehörden eine Anlaufstelle schaffen, an der auch anonyme Hinweise angenommen werden. Die Idee: Jeder Bürger, der der Polizei Hinweise auf mutmaßliche Drogendealer gibt, soll 5.000 Schilling erhalten. Als Sponsoren hat man örtliche Unternehmen im Visier.

Freilich gingen Österreichs Freiheitliche dennoch nicht leer aus. Wie bereits im vergangenen Jahr konnten sie auch dieses Mal wieder einen Big Brother Award einheimsen. Mit überwältigender Mehrheit fiel die Wahl in der Kategorie "People’s Choice" auf den FP-Klubchef Peter Westenthaler. Wie berichtet, fordert Westenthaler in Anlehnung an Otto Schily die Einführung von digitalen Fingerprints. Die damit verbundene erkennungsdienstliche Behandlung aller Österreicher stößt allerdings auf breiten Widerstand.

Für biometrische Verirrungen musste 2001 auch die Ars Electronica büßen. "Für ihren unkritischen und unreflektierten Einsatz eines Fingererkennungssystems auf einer Veranstaltung, die sich eigentlich um Kunst und Zukunft, globalen Trends und deren Folgen auseinandersetzen sollte. Damit lieferte die Ars Electronica einen Beitrag zur Verharmlosung einer sensiblen Technologie, der eher auf einer Computermesse, als im künstlerischen Kontext gepasst hätte", lautete die Begründung der Jury.

In der Kategorie "Behörden und Verwaltung" trug ein "Verharmloser" der Telekommunikationsüberwachung den Sieg davon. "Gewürdigt wird Kripo-Chef Herwig Haidinger für die wiederholte, öffentliche Verharmlosung der Überwachungs-Schnittstellen in der Überwachungsverordnung. Dass sich der Kripo-Chef zudem die entsprechende Verordnung zum Einbau von Schnittstellen für den E-Mailverkehr auszudehnen vorstellen kann, war abzusehen", argumentierten die BBA-Austria-Veranstalter.

Microsoft, nominiert aufgrund des umstrittenen XP-Betriebssystem, kam trotz heftiger Interventionen gegen eine BBA-Nennung im Vorfeld letztlich doch nicht zum Handkuss. Dafür musste aber die Österreichische Post AG in der Kategorie "Telekommunikation und Marketing" einiges einstecken. Dabei ging es primär um die Kooperation mit dem umstrittenen Direktmarketing-Unternehmen Schober. Diese Firma, die bereits in der Vergangenheit mit einem BBA ausgezeichnet worden war, verschickt Fragebögen, die Ähnlichkeiten mit amtlichen Datenerhebungsbögen aufweisen und gelangt so zu marketingrelevanten Kundendaten.

Während die Preisträger aus verständlichen Gründen der BBA-Veranstaltung üblicherweise fern bleiben, gab es heuer eine Premiere. "Walter Trezek, seines Zeichens Geschäftsführer Direktmarketing bei der POST AG war persönlich gekommen, die Trophäe, einen schlichten Zylinder mit lebenden - argentinischen - Kakerlaken, entgegen zu nehmen. In einem kurzen Statement vermerkte er, dass allen Vorwürfen konsequent nachgegangen wird und man bereit sei, in Zukunft gemeinsam mit der ARGE DATEN in einem Monitoringverfahren Fehlentwicklungen zu verhindern", berichtet Jurymitglied Hans Zeger von ARGE DATEN.