Fahrsimulation bei der Führerscheinprüfung
Ab nächstes Jahr müssen Fahrschüler in Großbritannien ihre Risikowahrnehmung an einem Computerspiel bei der Prüfung demonstrieren
Die britische Regierung wird, wie die Sunday Times heute berichtet, nächstes Jahr eine Art Computerspiel einführen, das zusätzlich zu den anderen Aufgaben während der Führerscheinprüfung bestanden werden muss. Die von der Driving Standards Agency (DSA) in Auftrag gegebene Fahrsimulation soll vornehmlich das Unfallrisiko bei den Anfängern im Alter zwischen 17 und 21 Jahren senken helfen. Sie stellen in Großbritannien wie auch sonst überall einen überproportional hohen Anteil an Fahrern, die in Unfällen mit schweren Verletzungen verwickelt sind.
Ab Ende 2002 wird kein britischer Bürger, der einen Führerschein haben will, mehr daran vorbeikommen, sich vor einen Computerbildschirm zu setzen und am Steuerrad eines Ford Mondeo 14 Minuten lang eine simulierte Fahrt zu bewältigen, auf der einige Gefahrensituationen auftauchen. Wer zuvor sich fleißig in Computerspielen geübt und seine sensomotorischen Reaktionen geübt hat, wird hier vermutlich Punkte machen.
Während der virtuellen Prüfungsfahrt müssen maximal 15 gefährliche Situationen erkannt werden. Je eher der Prüfling dabei auf die Maus drückt, desto mehr Punkte macht er. Sollte er jedoch zu früh oder falsch klicken, werden wieder Punkte abgezogen. Für die Simulation wurden 600 unterschiedliche Situationen mit einer an einem Ford befestigten Kamera aufgenommen. Während des "Spielens" bei der Prüfung wählt der Computer dann bis zu 15 Szenen aus, beispielsweise ein Pferd, das die Straße entlang trabt, oder einen Lastwagen, der am Straßenrand parkt.
Angeblich sollen die Prüflinge mit diesem Test nicht ausgetrickst werden, aber man geht davon aus, dass eine bessere Risikowahrnehmung die Unfallhäufigkeit senken könnte, wenn die Spieler diese nicht nur während der Prüfung, sondern auch dann hinter dem wirklichen Steuerrad ausüben. "Es wird keine Tricks geben", verspricht die DSA. "Wir wollen, dass die Fahrschüler dynamische Risikosituationen erkennen, die sich entwickeln, wenn sie nicht reagieren. Indem sie auf die Maus klicken, erkennen sie die Notwendigkeit, die Geschwindigkeit zu denken oder um ein Objekt herumzufahren."
Wer jedoch bei der Fahrsimulation an ein interaktives Spiel denkt, wie er das gewohnt ist, wird enttäuscht sein. Es sind nur Videoaufnehmen, die nacheinander abgespielt werden. Natürlich gibt es auch Kritiker wie Edmund King von der RAC Foundation, der davor warnt, sich zu sehr auf den Computer zu verlassen: "Wenn junge Menschen die Risikowahrnehmung als ein Spiel und nicht als die Wirklichkeit auf der Straße betrachten, wird ihnen das nutzen?" Aber warum eigentlich nicht? Die Punkte, die im Computerspiel das virtuelle Leben verlängern, erhalten im wirklichen Fahrspiel das Leben. Allerdings kann man im wirklichen Leben nach einem Unfall manchmal nicht wieder von vorne beginnen.