Fall Khashoggi: "Saudi-Arabien ist viel besser als sein Ruf"

Seite 2: Khashoggis Kontakte: Von Osama Bin Laden bis zum Emir von Katar

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Khashoggis Protektor in der Saud-Familie, Prinz Turki al-Faisal ("In Saudi Arabia, you need to attach yourself to the right prince", As'ad AbuKhalil), war von 1977 bis zum 1. September 2001, "dem Tag, an dem er aus unerklärlichen Gründen zurücktrat" (Bradley), saudi-arabischer Geheimdienstchef. Khashoggi machte in jungen Jahren auch die Bekanntschaft von Osama Bin Laden in Afghanistan, wo auch Khashoggi als Kämpfer posierte, wie ein Bericht von Moon of Alabama ausführlich schildert.

Dort werden die zwielichtige Gestalt und die politischen Verwicklungen durch den "Vorfall" in Istanbul als Komplex dargestellt, der zu größeren politischen Eskalationen führen kann - es sei denn die Türkei und Saudi-Arabien einigen sich unter Führung der USA auf eine Version der Geschichte, die man der Öffentlichkeit gut verkaufen kann.

Außenminister Pompeo ist in Saudi-Arabien gelandet, hieß es heute Morgen. Das ist "Krisendiplomatie" in mehrfachem Sinn. Die oben genannten US-Medien stehen allesamt nicht auf der Seite Trumps. Mit der Khashoggi-Story lässt sich Druck auf den US-Präsidenten machen, der im Mai letzten Jahres die Freundschaft mit dem König und dem Kronprinzen beim Schwerttanz gefeiert hat. Trump braucht Saudi-Arabien und sein Öl für die Front gegen den "Schurkenstaat Iran".

Eine an interessanten Einzelheiten reiche Hintergrundgeschichte zu Khashoggi, die bar ist von biederen politischen Wunschbildern, bietet der amerikanische-libanesische Autor As'ad Abu Khalil. Dort wird Khashoggis politische Ausrichtung entzaubert:

Khashoggi war reaktionär; er unterstützte alle Monarchien und Sultanate in der Region und behauptete, dass sie "reformierfähig" wären. Aus seiner Sicht verweigerten nur die säkularen Republiken wie der Irak, Syrien und Libyen, in angespannten Verhältnissen zu Saudi-Arabien Reformen und sollten gestürzt werden. Er wollte die Islamisierung der arabischen Politik nach den Linien, wie sie die Muslimbrüder vorgeben. Seine Vision war die von arabischen Aufständen, die vom saudischen Regime angeführt werden.

As'ad Abu Khalil

Das erstaunt. Anscheinend staunte auch Khashoggi später darüber, dass der Kronprinz seiner Vision nicht folgen wollte. Der Bruch kam in der Darstellung von Abu Khalil erst spät. Khashoggi soll noch die Aktion des Kronprinzen unterstützt haben, der im Ritz auf spektakuläre Weise reiche Saudi-Araber so lange festhielt, bis sie sich mit vielen Millionen freikauften.

"Katar ist Feind Nummer 1 für Saudi-Arabien"

Als Motiv für den Einsatz der saudischen Fachkräfte in Istanbul, der zum Tod Khashoggis führte, erwähnt As'ad Abu Khalil, der im Blog "Angry Arab" seit vielen Jahren kritisch über Saudi-Arabien berichtet, die Verbindungen von Khashoggi zu Katar. Eine saudische Zeitung soll ihm sogar unterstellt haben, dass er sich mit dem Emir in New York getroffen habe und Khashoggi auch geheimdienstliche Verbindungen nach Katar gehabt haben soll.

"Katar ist Feind Nummer 1 für Saudi-Arabien, schlimmer als Iran", merkt Abu Khalil an. Zudem werde Khashoggi als Abtrünniger ("defector" ) betrachtet, dergleichen erlaube das saudische Regime nicht.