Finca-Falle: Wer hat was gegen wen in den Schubladen?
Silbersteins Facebook-Dirty Campaigning?
Wenn die Aufklärung der etablierten Massenmedien bislang versagt, wenn sich die Massenmedien hinter dem hier fragwürdigen Informanten- und Quellenschutz verstecken (mögliche Mittäterschaft bei einer möglichen Straftat, nämlich der Audio- und Video-Aufnahme ohne Einwilligung), wenn bloßes Publizieren von zugespieltem Material als "Aufdecken" bezeichnet wird, dann braucht es Arbeitshypothesen. Ein solches Vorgehen entspricht ganz dem der wissenschaftlichen Forschungslogik, und hoffentlich auch dem des investigativen Journalismus. Die Wähler und Wählerinnen Österreichs und Europas haben ein Recht darauf, nun die ganze Wahrheit zu erfahren. Und zwar vor der Europawahl in wenigen Tagen.
Silberstein und die Finca-Falle: Ein Zusammenhang?
Eine Arbeitshypothese lautet: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Silberstein-Affäre und der Finca-Falle. Blicken wir zurück auf die Chronologie der Ereignisse in Österreich im Sommer 2017, die in unserer schnelllebigen Zeit gerne vergessen wird:
28. Juni 2017: Die Facebook-Verunglimpfungsseite "Die Wahrheit über Sebastian Kurz", die über Wochen von einem von Tal Silberstein organisierten und von der SPÖ finanzierten Geheim-Team bespielt wird, geht online.
24. Juli 2017: Die FPÖ-Politiker Strache und Gudenus werden in einer Mietfinca auf Ibiza (die online gebucht werden kann!) mit Leihautos, zwei Schauspielern und sechs Kameras in eine Falle gelockt. Das haben also Profis mit ausreichend Budget inszeniert. Die Kontaktaufnahme via Gudenus wurde schon von längerer Hand vorbereitet.
14. August 2017: Tal Silberstein wird in Israel verhaftet.
30. September 2017: "Die Presse" und "Profil" outen Silbersteins SPÖ-Dirty-Campaigning-Unit als Urheber der Seite "Die Wahrheit über Sebastian Kurz", 16 Tage vor der Nationalratswahl 2017. Das für viele Beobachter verstörende Outing wird in Österreich wahlentscheidend.
17. Mai 2019: "Der Spiegel" und "Süddeutsche Zeitung" veröffentlichen das Finca-Video vom 24. Juli 2017, neun Tage vor den Europawahlen 2019. Das noch verstörendere Outing der beiden "Proll-Politiker" dürfte zumindest in Österreich wieder wahlentscheidend werden.
Es kann natürlich reiner Zufall sein, dass sich die Finca-Inszenierung fast zeitgleich mit dem Facebook-Dirty-Campaigning-Launch ereignete. Oder eben auch nicht. Hätte die FPÖ konkrete Anhaltspunkte dafür gefunden, dass Silberstein et al. hinter der Finca-Falle stünden, hätte sie es wohl heute artikuliert. Stattdessen faselte man verschwörungstheoretisch etwas von ausländischen Geheimdiensten. Oder ist da noch mehr, womit die FPÖ erpresst werden kann?
Seit den Irritationen aus dem Jahr 2017 weiß man in Österreich ja nicht mehr, wer was gegen wen in den Schubladen hat, wer wen womit seit wann erpresst und warum was wann und von wem an die Medien weitergespielt wird usw. Der Schaden, der der Politik hier seit einigen Jahren zugefügt wird, ist unermesslich. Aber Hauptsache, der Bundespräsident lächelt so wie am Samstagabend locker vor sich hin. Dass sich die Wähler und Wählerinnen abwenden und der Job des Politikers immer unbeliebter wird, scheint ihm keine Sorgen zu machen. Nikotin macht eben cool!
Sind die nunmehr enttarnten Missstände systemisch?
Man kann nur an die Journalisten und Journalistinnen appellieren, jetzt nicht lockerzulassen. Was hat es mit dem Verein auf sich, der angebliche Millionenspenden für die FPÖ annimmt, die so angeblich am Rechnungshof vorbeigeschleust werden? Was hat es mit den vier genannten Parteispendern Gaston Glock, Heidi Horten, René Benko und Novomatic auf sich? Wie verhält es sich mit dem Drogenkonsum von Strache et al.? Was ist dran an der Aussage mit den "Sexorgien in Drogenhinterzimmern"?
Ich habe ein mulmiges Gefühl: Man könnte schon am Montag wieder zur Tagesordnung übergehen. Österreich ist ein Meister der Verdrängung. Und die angesprochenen Missstände, die sind vielleicht doch systemisch, siehe etwa S. 23 f. hier Das könnte heißen, dass viele ein Interesse daran haben werden, den Dingen nicht auf den Grund zu gehen. Politiker der anderen Parteien und Chefredakteure eingeschlossen.
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