Folgen der Coronakrise: Familien unter Dauerbelastung

Bild: Tumisu auf Pixabay

Die Einschränkungen in der Pandemie haben Familien langfristig belastet. Stress der Eltern erwies sich als besonders schlecht für Wohlbefinden der Kinder. Das sind die Studienergebnisse.

Kinder haben in der Coronapandemie besonders gelitten. Wie sich Lockdowns und Schulschließungen auf ihr Wohlbefinden auswirkten, wurde in den vergangenen Jahren untersucht. Auch die Folgen von Schulschließungen und Homeschooling waren Gegenstand von Studien.

Weniger stark untersucht wurde dagegen, wie sich die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf die Familien auswirkten und wie es sich der familiäre Stress auf die Kinder auswirkte. Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München haben nun dazu eine neue Studie vorgelegt.

Untersucht wurde in der Studie das psychosoziale Wohlbefinden von Kindern über die verschiedenen Phasen von Lockdown und Lockerungen. Für die Studie haben die Wissenschaftler über 4.000 Eltern online zu vier verschiedenen Zeitpunkten zwischen Frühjahr 2020 und März 2021 befragt.

"Es ist die erste Studie, die allgemeine Effekte der Pandemie von Lockdown-spezifischen Effekten auf das kindliche Wohlbefinden unterscheiden kann", erklärte Markus Paulus, Professor am Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie der LMU.

"Die Lockdowns waren schon hart"

Die Wissenschaftler konnten zeigen: Auch unabhängig von direkten Beschränkungen, wie den Lockdowns, nahm der familiäre Stress konstant und längerfristig zu. Vor allem der Stress der Eltern wurde als großer Risikofaktor für das psychosoziale Verhalten für die Kinder ausgemacht.

"Die Lockdowns waren schon hart", erklärte Studienautor Samuel Essler. "Aber unsere Studie zeigt auch, dass das Wohlbefinden von Familien über den gesamten Zeitraum der Coronapandemie gesunken ist."

Im ersten Lockdown zeigten sich die Probleme noch anders. Die Kinder litten primär darunter, dass sie von Freunden und Gleichaltrigen getrennt wurden. Die Familien konnten in gewisser Hinsicht etwas aufblühen, weil mehr Zeit füreinander war. Dieser Effekt hielt aber nicht lange an.

Die Belastungen durch die Lockdowns entwickelten sich laut Studie wellenförmig: Sie nahmen während den Einschränkungen zu. Auswirkungen, wie soziale Einsamkeit, Hyperaktivität, Traurigkeit, legten sich aber wieder. Und sie nahmen während des nächsten Lockdowns wieder zu.

Der große Risikofaktor für das kindliche Wohlbefinden sei dagegen der zunehmende Stress der Eltern gewesen, heißt es in der Studie. Je gestresster die Eltern waren, desto schlechter ging es auch den Kindern. Das habe sich besonders bemerkbar gemacht, als der zweite Lockdown begann. Und die Stimmung innerhalb der Familien habe sich weniger schnell aufgehellt.

Vor diesem Hintergrund gehen die Forscher davon, dass nur eine gute Eltern-Kind-Beziehung die Kinder vor allzu negativen Auswirkungen der Pandemie schützen könne. Die Studie gibt allerdings keine Auskunft darüber, wie viel – von außen auferlegter – Stress eine gute Eltern-Kind-Beziehung vertragen kann.

In der Süddeutschen Zeitung wird zudem bemängelt, dass die Studie auf daran krankt, dass nur Eltern gefragt wurden – und nicht die Kinder selbst. Das habe die Untersuchung mit den meisten Pandemieerhebungen gemeinsam.

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