Forencheck: Hitzewelle in Spanien, LNG aus den USA und Sonnenaktivität
Seite 2: Sind höhere LNG-Importe aus den USA überhaupt realistisch?
- Forencheck: Hitzewelle in Spanien, LNG aus den USA und Sonnenaktivität
- Sind höhere LNG-Importe aus den USA überhaupt realistisch?
- Sonnenaktivität als Faktor für die Klimaerwärmung?
- Auf einer Seite lesen
Der Artikel "Gasspeicher: Wie sicher ist die Versorgung in Deutschland? wird folgendermaßen kommentiert:
Die Gasspeicher in Deutschland füllen sich noch mit russischem Gas. Sollte es wegbrechen, stünde Deutschland vor einem Problem: In den USA fordern Teile der Industrie einen Stopp der LNG- Exporte nach Europa.
Gasspeicher können "sich" nicht füllen. Da muß vorher jemand bei irgendjemandem Gas bestellen. Wer also wieviel bei wem und zu welchem Preis? (...)
Vor Monaten hat der "Energiezar" der USA, A.Hochstein mal in einem Interview erklärt, die Regierung könne gar nichts tun oder lassen, um die EU mit LNG zu versorgen. Man habe schließlich eine freie Marktwirtschaft und das Gas ginge da hin, wo die höchsten Preise zu erzielen seien. Wenn die Europäer besser zahlten als die Asiaten, dann bekämen sie auch Gas. Nun sieht es so aus, als müßte die einheimische Wirtschaft beide überbieten. Oder ist es doch keine ganz so "freie Wirtschaft".
Ja, Gasspeicher füllen sich nicht von allein. Die Betreiber der Gasspeicher müssen dafür von gasexportierenden Unternehmen beliefert werden. Wer dabei welche Gasmengen zu welchem Preis bekommt, ist zwar eine interessante Frage, da es sich um Verträge zwischen Unternehmen handelt, werden die genauen Konditionen wohl nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Und in der Regel werden wohl längerfristige Lieferverträge geschlossen. Beim Bundeswirtschaftsministerium heißt es dazu:
Langfristige Gasimportverträge geben den Produzenten Sicherheit über zukünftige Absatzmengen und werden als Finanzierungsinstrument für die erforderlichen hohen Investitionen in Exploration, Produktion und Infrastruktur eingesetzt. Für die importierenden Staaten stellen diese Verträge einen wichtigen Bestandteil für eine langfristige Versorgungssicherheit dar. Die Lieferverträge haben zum Teil Laufzeiten von 20 Jahren und länger.
Im Prinzip sind die Gasimporteure auch an langfristige Verträge mit Gazprom gebunden, verhängt die EU aber ein Gasembargo, sind sie von ihren Verpflichtungen qua "höherer Gewalt" befreit. Staaten haben hier also einen Einfluss auf die Lieferungen, vor allem wenn es darum geht, dass etwas nicht geliefert werden soll. Genauso könnte die US-Regierung einen Ausfuhrstopp für LNG beschließen oder hohe Exportzölle erheben.
Das würde aber die Arbeit einer eigens zwischen der US-Regierung und der EU eingerichteten Taskforce für Energiesicherheit konterkarieren. Diese traf sich am 28. April. Dabei sei es zum einen darum gegangen, die Erdgaslieferungen nach Europa zu diversifizieren, zum anderen, wie Europa seinen Erdgasbedarf reduzieren könne.
"Die beiden Seiten erörterten auch die EU-Energiebeschaffungsplattform und Pläne zur Schaffung eines Rahmens für die beschleunigte Diversifizierung der Gasversorgung, einschließlich zusätzlicher LNG-Lieferungen.
Den Vorsitz bei diesem Treffen hatte der im Kommentar erwähnte "Energiezar" Amos Hochstein, der seit August 2021 Berater für Energiesicherheit im Außenministerium der Vereinigten Staaten ist. Zuvor war Hochstein bis 2020 Aufsichtsrat beim ukrainischen Gaskonzern Naftogaz, von 2017 bis 2020 war er außerdem bei dem LNG-Hersteller Tellurian beschäftigt.V(on daher wäre es interessant zu wissen, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Rolle Hochstein interviewt wurde.)
Die Personalie Hochstein sowie die Intransparenz der Taskforce für Energiesicherheit werden übrigens von Umweltorganisationen wie Friends of the Earth kritisiert: "Ein ehemaliger LNG-Manager, der offizielle Bemühungen zur Steigerung der LNG-Exporte leitet, ist gelinde gesagt beunruhigend", sagte Lukas Ross, Programmmanager bei Friends of the Earth. "Dieser Interessenkonflikt steht in krassem Widerspruch zu Präsident Bidens Klimazusagen".
Zudem ist der Umweltorganisation zudem ein Dorn im Auge ist, dass LNG-Exporteure wie das Unternehmen Cheniere Energy in der Taskforce mit am Tisch sitzen. Das dürfte allerdings dafür sprechen, dass das Interesse an LNG-Exporten nach Europa weiterhin groß ist.