Französisches Frühwarnsystem gegen Dschihadisten

Die Regierung Hollande setzt auf Verstärkung der Präventiv-Überwachung, Krisenzellen für Familien und Signale "starker Intuition", um den Dschihadistennachwuchs im eigenen Land rechtzeitig zu entdecken

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Der junge Ex-Fallschirmspringer, dessen Foto gerade auf Twitter-Accounts von Beobachtern der syrischen Dschihadisten zirkuliert, soll zu dieser bizarren Sorte der Auswanderer gehören. Die zum Osterfest freigelassenen französischen vier Journalisten deuteten an, dass sie während ihrer Geiselhaft in den Händen der ISIL-Dschihadisten immer wieder Französisch gehört haben.

Der Außenminister Laurent Fabius bekräftigte gegenüber Medien, dass sich die Gottesstaatler des Islamischen Staats in Syrien und in der Levante (ISIL) hauptsächlich aus ausländischen Dschihadisten zusammensetze - "Franzosen, Belgier, Italiener und Europäer im Allgemeinen".

Während Fabius im Weiteren das Übliche zur Geiselbefreiung sagte, dass Frankreich nämlich auch bei dieser Befreiung kein Lösegeld bezahlte - was wahrscheinlich den Zwischenhändlern aus den Golfstaaten überlassen blieb -, und darüberhinaus die Medienaufmerksamkeit dazu nutzte, um Spekulationen über eine Kooperation zwischen syrischen Regierungs- und dschihadistischen Netzwerken anzustellen, kündigte Präsident Hollande innenpolitische Konsequenzen an.

Er versprach, dass Frankreich künftig alle Maßnahmen ergreifen werde, um jene, die sich zum Dschihad berufen fühlen, "abzuschrecken, abzuhalten und zu bestrafen" - mit dem "ganzen Arsenal, das dazu zur Verfügung steht, unter Verwendung aller technischen Mittel, eingeschlossen die der Cyber-Sicherheit".

Präventive Überwachung

Dass damit eine verstärkte "präventive Überwachung" gemeint ist, bestätigen heute Berichte über den Regierungsplan zur Bekämpfung der französischen Dschihad-Filialen, ohne jedoch allzu sehr in Details zu gehen.

Zu erfahren ist von dem Plan, den Premierminister Manuel Valls in seinem vorherigen Amt als Innenminister maßgeblich ausgearbeitet hat, dass man vor allem das frühzeitige Aufdecken der zum Dschihad-Erweckten intensivieren will - die Mordserie in Toulouse und Montauban, begangen von Mohamed Merah, der vor zwei Jahren vier Erwachsene und drei Kinder erschoss, im Namen eines selbstausgerufenen Dschihads (vgl. Frankreich: Islamist als Hauptverdächtiger der Anschläge) ist noch gut in Erinnerung.

Vom Schlafzimmer bis zur syrisch-türkischen Grenze

Von ihrem "Schlafzimmer, wo sie sich am Bildschirm indoktrinieren lassen, bis zur syrisch-türkischen Grenze, wo sie sich auf ihren gewalttätigen Einsatz vorbereiten" sollen die Dschihadisten auf dem Radar der nun besser organisierten Geheimdienstarbeit stehen, schreibt der Figaro.

Die Ausreisebedingungenfür Minderjährige sollen verschärft werden und Familien, wo der Nachwuchs eine "fundamentalistische Moschee" frequentiert oder auf "verdächtigen Terrornetzseiten" surft, soll eine "Krisenzelle" beigestellt werden. Die Jugendlichen sollen von professionellen Helfern betreut werden. Man beabsichtigt ein Frühwarnsystem aufzubauen, so der Figaro, das auf "starke Intuitionen" reagiert.

Darüberhinaus will man die Zusammenarbeit auf europäischem Niveau verstärken, vor allem den Austausch von Datenbanken Verdächtiger. So dass im vorgestellten Fall die Alarmglocken schrillen, wenn ein Verdächtiger auf einem Flughafen erscheint. Dass sich dies bei Busbahnhöfen schwieriger gestaltet, dürfte nicht die einzige Komplikation sein, die sich aus dem neuen Sicherheitsnetz ergibt.

Laut Le Monde schätzt man die Zahl der französischen Dschihadisten derzeit zwischen 200 und 700.