Frauen in der Türkei begehren auf
Seite 2: Gewalt gegen Frauen
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Frauenorganisationen weisen seit Jahren darauf hin, dass der Staat und die Gesellschaft kein Mitspracherechtrecht haben dürfen, wenn es um die Bekleidung der Frauen geht. Das sei ihre eigene Entscheidung.
In der patriarchalen Gesellschaft, wo die Politik der AKP wieder die Männer in ihrem Machismo stärkt, gibt es einen verstärkten Trend zu Gewalt gegen Frauen: So wurde zum Beispiel unlängst eine junge Frau mit kurzen Shorts im Bus von einem Mann attackiert.
Der Mann gab vor Gericht an, sie habe ihn mit ihrer Bekleidung provoziert und wurde freigesprochen. In Istanbul gingen daraufhin hunderte Frauen zusammen mit und ohne Kopftuch auf die Straße und skandierten: "Mein Kopftuch oder meine Shorts gehen euch nichts an."
Im Januar wurde eine Frau in Istanbul von zwei Polizisten in deren Dienstwagen vergewaltigt. Die 27-Jährige befand sich in einem Taxi, das bei einer Verkehrskontrolle angehalten wurde. Die Frau wurde von den Polizisten aufgefordert, in ihr Fahrzeug umzusteigen.
Dort wurde sie vier Stunden festgehalten, vergewaltigt und ihres Geldes beraubt. Als die junge Frau Anzeige erstatten wollte, wurde sie im Polizeirevier zunächst abgewiesen. Nur aufgrund ihrer Beharrlichkeit wurde schließlich ein Ermittlungsverfahren gegen die Polizeibeamten eingeleitet.
Auch die Frauenmorde in der Türkei nehmen wieder zu: Im Jahr 2018 wurden 440 Frauen von Männern ermordet, im Jahr davor waren es 353 Frauen. Vor dem Putschversuch im Juli 2016 gab es eine ganze Menge Frauenorganisationen, die sich für die Rechte von Frauen einsetzten, gegen Zwangsheirat, Kinderehen und für Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen.
Mittlerweile sind fast alle fortschrittlichen Frauenorganisationen in der Türkei verboten. Doch die Frauen lassen sich nicht den Mund verbieten. Der Mord an der Studentin Sule in Ankara im Mai 2018 treibt die Frauen noch immer um: Die junge Frau studierte Modedesign, nebenher jobbte sie als Sekretärin.
Am Abend ihres Todes wurde sie von ihrem Chef zum Essen eingeladen, auch ein Freund des Chefs war dabei. Danach gingen sie in das Büro im 20. Stock eines Hochhauses. Plötzlich sei Sule aus dem Fenster gesprungen, so die Version der Männer, wie Euronews berichtet.
Die Männer wurden zwar festgenommen, aber wieder freigelassen. Und das obwohl Gerichtsmediziner an Sules Körper deutliche Spuren einer Vergewaltigung und Genmaterial der Männer fanden. Die Anwälte der Männer argumentierten, Sule sei keine Jungfrau mehr und betrunken gewesen. Damit habe sie ihre Zustimmung zum Geschlechtsverkehr gegeben.
Die frauenfeindliche Haltung dieser Männer, die in der türkischen Gesellschaft durch die Regierungspolitik wieder hoffähig gemacht wird, kann nicht besser dargestellt werden als an diesem Beispiel. Aber die türkischen und kurdischen Frauen bringen ihre Anliegen trotz Repression seitens des Staates nach wie vor öffentlichkeitswirksam vor.
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