Frauen sind von der Venus, Bush will auf den Mars
Trotz seiner um ihn herumtanzenden "Bushwomen" hat der US-Präsident Ärger mit dem schönen Geschlecht
"Female Bushies", "Bushettes", Bushwomen und Babes for Bush - es gibt sie, die Frauen, welche für die Wiederwahl ihres Präsidenten kämpfen, an vorderster Front, auf der Straße oder im Netz. Dennoch hat der mächtigste Mann der Welt womöglich mehr Ärger mit dem schönen Geschlecht als er verkraften kann.
Ein weiblicher Sicherheitsberater, eine Arbeitsministerin, eine Landwirtschaftsministerin, eine Innenministerin und bis letzten Sommer noch eine Umweltministerin - die Damen Rice, Chao, Veneman, Norton, Whitman und Hughes sind die Heldinnen in Laura Flanders Buch "Bushwomen". Heldinnen, die klug, kompetent, kampfbereit und zutiefst konservativ helfen würden, genau das zu zerstören, wofür sie unter anderem stehen: Die Chancengleichheit von Mann und Frau in der amerikanischen Gesellschaft.
"Die Bushfrauen sind das medienfreundliche Gesicht und die familienfreundliche Fassade einer extremistischen Regierung", schreibt Flanders, "Sie wurden für den Präsidenten das, was ein Lichtreflektor für ein Fotomodell ist - bestens geeignet, ihn in ein besseres Licht zu setzen". In dieser Eigenschaft würden die Bushwomen dazu beitragen, Bushs "entsetzliche" Politik in Sachen Frauenrechten, Kinderversorgung, sozialer Fürsorge, Bildung und Gesundheitswesen zu bemänteln. "Die von der Regierung sind keine Idioten", so Flanders, "Sie wissen, dass sie die Präsidentschaft nicht halten können, wenn sie sich nur aus Männern zusammen setzen, am besten noch aus weißen männlichen Südstaatlern".
Laut Flanders helfen sexistische und rassistische Konventionen in den Medien dabei, die Bushfrauen weniger mächtig und gefährlich darzustellen als sie in Wirklichkeit seien:
Nachdem Condoleezza Rice zur Sicherheitsberaterin ernannt wurde und damit einen Posten bekam, der unglaublich wichtig für die nationale Sicherheit ist - wovon schrieb die New York Times? Sie schrieb über ihre Haare, ihren Rocksaum und ihren Geburtsort. Ihre politischen Positionen zum Thema Sicherheit blieben in diesem langen Artikel gänzlich unerwähnt. Dassselbe würde bei Dick Cheney nicht passieren.
Dafür gibt es zu Cheney eine hübsche Anekdote: Im Wahlkampf 2000 soll er im Gespräch mit Journalisten spekuliert haben, was passiert wäre, wenn er seine Frau Lynne nicht getroffen hätte. "Dann wärst du mit jetzt jemand anderem verheiratet", so Dick zu Lynne. Lynne darauf: "Genau und dieser Jemand würde heute statt deiner für das Amt des Vizepräsidenten kandidieren".
Gegen Vorwürfe der mangelnden Political Correctness mögen die Bushfrauen ihren Bushmann schützen können, Condis Glamour wiegt jedoch nicht die Lebensrealitäten einer alleinerziehenden Frau auf. 53 Prozent der Frauen - die immerhin 54 Prozent der Bevölkerung ausmachen - würden einer Gallup-Umfrage zufolge zur Zeit Kerry wählen. Nur 43 Prozent sprachen sich für Bush aus. Eine andere Umfrage ergab, dass 65 Prozent der unverheirateten Frauen der Meinung sind, dass Bushs Politik eine falsche Richtung einschlägt. Und afroamerikanische Frauen wählen traditionell eher demokratisch.
Die Kampagne Winning Women, für die einige Millionen Dollar ausgegeben wurde, soll erfolgreiche Bush-Frauen profilieren und Bush selbst erschien letzten Monat auf einem Forum für weibliche Unternehmer und schleimte: "Als Ehemann von Laura und Sohn von Barbara fühle ich mich hier ganz zuhause". Es lässt sich nicht leugnen: Der Präsident hat ein Frauenproblem. Frauen sind von der Venus, Bush will auf den Mars, könnte man sagen (vgl. US-Präsident Bush wird angeblich Pläne für bemannte Mission zum Mond und Mars ankündigen, Der Fall Djindjic und das BKA). Seine militär- und gewaltfixierte Politik scheint bei Frauen - die tendenziell mehr an lebenserhaltenden Maßnahmen wie guten Schulen interessiert sind - nicht so gut anzukommen. Auch in Fragen wie Abtreibung, Waffenbesitz und Homosexualität sind Frauen oft eher liberal. Auch dass im Irak, in Afghanistan und Kuwait weibliche US-Soldaten von ihren Kollegen vergewaltigt wurden und der Präsident diesen Skandal nicht genug Aufmerksamkeit widmete, könnte eine Rolle für seine wachsende Unbeliebtheit beim schwachen Geschlecht spielen.
Dass das Weiße Haus unter Bush für schlecht verdienende, alleinerziehende Frauen etwa so viel übrig hat wie für saubere Luft (vgl. Es stinkt zum Himmel), mag einer der Gründe sein, warum sich im Netz zunehmend Fraueninitiativen wie Women against Bush oder Babes against Bush bilden. Einer der Slogans: Wax away Bush!