Freie Räume im goldenen Osten

Seite 2: Freiräume in den neuen Ländern

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Eine positive Entwicklung gab es in den letzten Jahren: Aus den neuen Bundesländern sind weniger junge Menschen in die alten Bundesländer abgewandert.

Ein negativer Aspekt ist: Die ländlichen Regionen überaltern. Städte wie Dresden, Leipzig, Potsdam sind wie Magnete für junge Menschen. Sie eröffnen eine funktionierende Infrastruktur, Bildung in Form von Universitäten und Hochschulen, kulturelle und konsumfördernde Angebote. Auch in diesen Städten wird die Gentrifizierung zuerst ihre Blüten sprießen lassen. Bis die Mieten steigen und steigen und die Normalverdiener und Menschen in Ausbildungen aus den Zentren vertreiben.

Während die Bevölkerungsanzahl in Städten wie Berlin, Potsdam, Leipzig und Dresden weiterhin wächst, stagniert sie in Orten wie Magdeburg, Halle, Erfurt und Cottbus.

Stetiges Wachstum ist allerdings auch kein Faktor für eine erfolgreiche Stadtentwicklung. Ohne einen überhitzten Wohnungsmarkt haben diese Kommunen die Zeit und die Ruhe ihre Attraktivität zu steigern und ein neues Image zu kreieren. In diesem Zusammenhang spricht das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung von einer Sicherung von Lebensqualität in Städten. Wichtige Rollen spielen hierbei die Teilhabe der Bewohner an der Stadtentwicklungspolitik.

So soll sich die Planung von Neubauten auch an die Bedürfnisse der Menschen anpassen. Die sozialistischen Bauten der DDR zeugen dagegen von wenig Verständnis für ästhetisches Wohlbefinden.

Wirtschaftliche Innovationen und industrielle Alternativen

Als Auszubildender oder Student in Berlin, Hamburg oder Dresden eine Wohnung zu finden, ist problematisch. Als Musiker einen Proberaum oder als Maler eine Galerie zu mieten, ist so gut wie unmöglich. In Jena, Chemnitz, Erfurt oder Cottbus existieren diese Freiräume noch.

Cottbus soll als digitale Stadt zu einer Anlaufstelle für junge Menschen und IT-Unternehmen werden. Nachdem der Abbau von Braunkohle keine Zukunft mehr hat, muss die Region umdenken. Warum sollte sich die Stadt nicht in mehreren Hinsichten neu definieren?

Bei Erfurt errichtet eine chinesische Firma zur Herstellung von Batterien ein Werk ein. Auf diese Weise entstehen Arbeitsplätze und hoffentlich auch eine modernisierte Infrastruktur, welche die Stadt mit den umliegenden Dörfern verbindet.

Ob die Umstellung auf Elektroautos in Bezug auf umweltfreundliche Technologien wirklich Sinn macht, wirft jedoch neue Fragen auf.

Das Sorgenkind der neuen Bundesländer ist die schrumpfende Bevölkerung der ländlichen Regionen. Aufgrund fehlender Witschaft und Infrastruktur gibt es außer der idyllischen Naturlandschaft kaum Gründe dort wohnen zu wollen.

Da der Staat nur kleinere und mittlere Unternehmen fördert, werden wohl keine bedeutenden Investitionen von Großunternehmen folgen. Allerdings könnten der Klimawandel und die Etablierung von neuen umweltfreundlichen Technologien dazu führen, dass weitere Produktionsstandorte entstehen würden.

Eine industrielle Revolution würde in diesem Fall eine Chance für die neuen Bundesländer bergen: auf einen funktionierenden Arbeitsmarkt und eine Vernetzung von Stadt und Land.