Freier Fall der türkischen Lira gefährdet den Euro

Seite 2: Hilfloses Agieren in der Türkei

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Erdogan versucht die Bevölkerung in der Türkei zu beruhigen. "Macht euch keine Sorgen … Vergesst nicht, wenn sie ihre Dollars haben, dann haben wir unser Volk, unseren Gott." Nun fragt sich, für wie viel Allahs kann man sich morgen in der Türkei noch ein Brot kaufen? Die Regale in Läden mit Exportgütern sind heute schon leer, weil die Händler kaum ausländische Produkte einkaufen können.

Der Tagesspiegel berichtet in seiner Samstagsausgabe (11.08.2018) von einem Istanbuler Elektrohändler, der keine Smartphone-Ladekabel mehr zum Verkauf hat. Letzte Woche stiegen die Preise für Brot, Strom und Gas erheblich an.

Wie lange glauben die türkischen Bürger noch an die Verschwörungstheorien der türkischen Medien, dass es sich um "einen Komplott feindlicher ausländischer Mächte" handelt? Viele scheinen es nicht zu sein, denn dem erneuten Aufruf Erdogans, die Dollar-Ersparnisse in Lira umzuwandeln - "die, die Dollar, Euros, Gold unter dem Kissen haben - geht und wechselt es in türkische Lira in unseren Banken", - scheint kaum einer zu folgen.

Den USA drohte Erdogan Vergeltung an, ohne konkret zu werden. "Schade, schade. Anstelle eures strategischen Nato-Partners wählt ihr einen Priester", polemisierte er mit Anspielung auf den in den Türkei festgesetzten US-Priester Andrew Brunson.

Konkreter werden da türkische Anwälte, die der AKP nahestehen. Sie reichten eine Klage bei der Generalstaatsanwaltschaft in Adana gegen die Offiziere der US-Luftwaffe auf dem Militärstützpunkt Incirlik ein und fordern eine zeitweilige Einstellung aller Flüge der US-Luftwaffe von der Incirlik-Militärbasis. Sie werfen den US-Offizieren die Beteiligung am Putschversuch im Juli 2016 vor.

Die Luftwaffenbasis Incirlik ist neben dem Pastor ein letztes Faustpfand der Türkei. Dort lagern wahrscheinlich nach wie vor Atomwaffen der USA. Incirlik ist im Gegensatz zum Stützpunkt in Konya kein Nato-Stützpunkt, von daher kann die türkische Regierung dort mitreden. Die Bundesrepublik hatte schon 2017 die Bundeswehr aus Incirlik abgezogen, als Bundestagsabgeordneten mehrmals Besuche auf der Basis verwehrt worden waren.

Spannend bleibt, was sich die türkische Regierung nun zum NATO-Stützpunkt in Konya einfallen lässt.