Front National will "Nationaler Zusammenschluss" heißen

Seite 3: Die Nichte Marion Maréchal-Le Pen: Mit ihrer Rückkehr ist zu rechnen

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Doch eine politische Figur dürfte für den Fall der Fälle im Hintergrund dafür bereit stehen. Es handelt sich um die Nichte der derzeitigen Chefin und Enkelin von Jean-Marie Le Pen, die erst 28jährige Marion Maréchal-Le Pen.

Anders als immer wieder mal irrtümlicherweise behauptet wird, ist diese derzeit nicht "als Abgeordnete des Front National aktiv". Vielmehr gab sie 2017 ihr bisheriges - während einer Legislaturperiode ausgeübtes - Parlamentsmandat auf.

Überdies verkündete die junge Frau am 09. Mai des Jahres, also genau zwei Tage nach dem Ausgang der Präsidentschaftswahlen, ihren Rückzug aus der aktiven Politik an, um sich (jedenfalls vorübergehend) ihrem Berufsleben zu widmen.

Jedoch ist mit ihrer Rückkehr auf die politische Bühne zu rechnen. Umso mehr, als Marion Maréchal-Le Pen es just verstanden hat, im richtigen Moment den Abgang zu machen, also noch bevor sie in irgendeine Mitverantwortung für das mehr oder minder als enttäuschend gewertete Abschneiden bei den Parlamentswahlen vom Juni 17 hineingezogen werden konnte. Unterdessen bleibt sie nicht untätig.

Marion Maréchal-Le Pen trägt sich dem Vernehmen mit Plänen zum Aufbau einer Privatuniversität (die heiße Frage wird dann lauten, woher das Geld dafür fließt), und am 22. Februar dieses Jahres absolvierte sie ihren mittlerweile bekannten Auftritt vor nordamerikanischen Konservativen in Washington D.C. - und dies wenige Minuten nach einer Rede von Vizepräsident Mike Pence, und am Tag vor jener von Donald Trump.

Also in dem Milieu, in dem auch Steve Bannon als Ideologe Anklang fand, bevor er sich mit Trump überwarf: Auch Letzteren umschmeichelte Marion Maréchal-Le Pen unterdessen.

Eine gewisse Blamage übrigens für ihre Tante, denn Marine Le Pen schaffte es anlässlich eines Aufenthalts in New York im Winter 2016/17 - Trump war bereits gewählt, jedoch noch ins Amt des US-Präsidenten eingeführt worden - nicht, durch ihn oder einen seiner Sprecher empfangen zu werden.

Mögliche Achsenbildung moderner Rechtsextremer

Hier zeigt sich also, zu welchen Achsenbildungen moderne Rechtsextreme noch fähig sein könnten, wohl wissend, dass der FN und seine Führung in Russland durch die Umgebung von Wladimir Putin wiederum notorisch wohl gelitten sind.

Im Unterschied zu Marine Le Pen würde ihre Nichte innenpolitisch zweifellos für eine stärkere Annäherung an konservative Rechtskräfte und vor allem an reaktionär-katholische Kreise stehen, umgekehrt würde ihre Anziehungskraft auf nicht traditionell rechtsorientierte Unzufriedene in den sozialen "Unterklassen" hingegen wohl geringer ausfallen.

Spielräume für eine stärkere Annäherung zwischen Konservativen und Rechtsextremen in Frankreich bestehen, wie eine Umfrage über Schnittmenge zwischen beiden politischen Kräften vom zurückliegenden Sonntag belegt.

Dieselbe Umfrage belegte zugleich die abnehmende Popularität der Vorstellung, Marine Le Pen könne erneut als Präsidentschaftskandidatin antreten. Ebenfalls am Wochenende plädierte der konservative Rechtsausleger Thierry Mariani, früherer Transportminister unter Nicolas Sarkozy zwischen 2010 und 2012, explizit für eine Annäherung an den FN bzw. an die Partei unter ihrem künftigen neuen Namen.

Längerfristig dürfte die Gefahr also weniger von einer irgendwie gearteten rechten Revolution - getragen von sozial Unzufriedenen - her drohen, sondern, sofern sie stattfindet, von einer Annäherung der beiden bislang verfeindeten Rechtsblöcke.