Fuchsplage in Städten
Rechtslage lässt Anwohnern kaum Bekämpfungsmöglichkeiten - Gefahr durch fuchsbandwurmverseuchtes Gemüse
Es gibt Tiere, die so adaptionsfähig sind, dass sie zunehmend in Städten leben. Zu ihnen gehört der Fuchs, der inzwischen in vielen Großstädten zu einer Plage geworden ist. In London machten die Tiere vor einigen Jahren Schlagzeilen, weil sie Säuglinge attackierten - und in den Münchner Stadtteilen Aubing, Großhadern und Nymphenburg graben sie sich unter Gartenzäunen hindurch und sorgen dafür, dass die Hausbesitzer ihren Salat und ihr Gemüse aus Angst vor dem Fuchsbandwurm wegwerfen, der in den letzten 13 Jahren alleine in Bayern 12 von 109 Infizierten tötete. In einigen Fällen betraten die Füchse sogar Wohnräume.
Will man allen Vorgaben deutscher Behörden folgen, ist die Bekämpfung solch eines Fuchsproblems gar nicht einfach: Alexander Kummerow von der Unteren Jagdbehörde im Münchner Kreisverwaltungsreferat erklärt im Gespräch mit Telepolis, dass man den Räuber höchstens mit einem Besen verscheuchen, aber nicht schlagen darf.
Den Einsatz von Schaufeln und Mistgabeln verbietet seiner Auskunft nach § 17 des Tierschutzgesetzes, der nur dann nicht greift, wenn ein Fuchs einen Menschen attackiert. Giftköder sind in § 19 Absatz 1 Nummer 15 des Bundesjagdgesetzes verboten. Und das Aufstellen von Fallen wäre eine "jagdliche Handlung in einem befriedeten Bezirk", die nach § 6 des Bundesjagdgesetzes in Verbindung mit Artikel 6 des Bayerischen Jagdgesetzes nur einem dafür zugelassenen Jäger erlaubt ist. Kummerow empfiehlt, sich an die Polizei zu wenden, wenn übelriechende Mittel, Lärm und Unruhe nichts helfen. Dieser liegt eine Liste von Jägern vor, die Beseitigungsaufträge für ein Honorar in Höhe von meist mehreren Hundert Euro annehmen.
In Großbritannien dürfen die Parlamentarier in dieser Legislaturperiode frei über eine Wiederzulassung der Fuchsjagd in England und Wales entscheiden. Ein Grund dafür ist, dass sich die Tiere seit dem Verbot vor zehn Jahren vor allem in Wales so sehr vermehrt haben, dass immer mehr Lämmer gerissen werden. Mit der weiterhin erlaubten Jagd mit höchstens zwei Hunden, die das Tier nicht erlegen dürfen, ist der Plage nicht beizukommen. Diese dauert zu lange und bietet den Füchsen im unwegsamen walisischen Gelände zu viele Fluchtmöglichkeiten. In Städten sind allerdings schon wegen des Verkehrs keine Parforcejagden möglich, weshalb eine Wiederzulassung hier nur bedingt für eine Entspannung der Lage sorgen würde.
Neben Füchsen werden zunehmend auch Rabenvögel zu einer Plage in Städten und attackieren immer wieder Kinder und Erwachsene. Rabenvögel stehen wegen einer alten EU-Vorschrift unter Schutz und dürfen ebenfalls nicht im Selbstbehelf beseitigt werden. Im Gegensatz zum Fuchs, der auch in der traditionellen Küche einen schlechten Ruf hat, galt der Rabe aber früher als Delikatesse, die lange dem Adel vorbehalten war und von diesem gejagt wurde wie anderes Wild. Anders als beispielsweise bei Hühnern zog man ihm den Balg samt Federn ab. Dann wickelte man ihn gesalzen und gepfeffert in Speck und briet ihn eine halbe Stunde unter kräftigem Wässern.
Auch ein Elch, der sich am Montag nach Niederbayern verirrte und dort überfahren wurde, soll in der Bratpfanne landen: Der Jagdpächter, in dessen Revier sich das wahrscheinlich auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen gekommene Tier mit einem Automobil zusammenstieß, ist nämlich ein gelernter Metzger und kann den Kadaver nicht nur in einem Kühlhaus genießbar halten, sondern auch fachgerecht zerlegen. Die Teile, die sich nicht für Steaks eignen, will er verwursten. Wegen der Vorschriften darf er die Roadkill-Produkte allerdings nicht verkaufen, sondern nur selbst essen.
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