Fukushima: Noch höhere Strahlung von 650 Sievert in Reaktor 2
Roboter kam kaum voran und fiel nach 2 Stunden aus, die Situation in den 3 Reaktoren, in denen es zur Kernschmelze kam, ist weiterhin nahezu unbekannt
Am 30. Januar wurde erstmals eine an einer Teleskopstange befestigte Kamera in den Sicherheitsbehälter des Reaktors des AKW Fukushima eingebracht, in dem sich wie in Reaktor 1 und 3 eine Kernschmelze ereignet hat. Festgestellt wurde dabei, dass das geschmolzene Material aus dem Druckbehälter in den Sicherheitsbehälter durchgebrochen ist und dass die radioaktive Strahlung in dem Behälter von 530 Sievert pro Stunde die Erwartungen oder Hoffnungen des Konzerns weit übertrafen. Tepco wollte 2021 mit dem Abbau und der Entsorgung des Materials beginnen.
Japanische Medien schrieben, dass ein Mensch, der einer Strahlung von 530 Sievert pro Stunde ausgesetzt würde, nach einer Minute sterben würde. Zudem würde auch ein Roboter ziemlich schnell ausfallen, bei 530 Sievert würde er nicht einmal ganz 2 Stunden funktionsfähig sein ("Radioaktive Strahlung in Fukushima-Reaktor könnte einen Menschen in einer Minute töten").
Jetzt wurde in Reaktor 2 noch einmal gemessen. Mit 650 Sievert pro Stunde übertraf sie die letzte Messung noch einmal deutlich, wie Asahi Shimbun berichtet. Allerdings handelt es sich bei der Messung nur um eine Schätzung, die die Techniker aus dem Kamerarauschen des nun erstmals eingebrachten Roboters ableiteten. Die Irrtumswahrscheinlichkeit liege bei 30 Prozent.
Der jetzt verwendete Roboter war nur dazu gedacht, den Weg für den Erkundungsroboter Sasori vorzubereiten, der über den Zugang für Wartungspersonal, eine Schiene aus Metallgittern, bis zu einem Metallgitter unter dem geplatzten Druckbehälter auf einer Schiene fahren soll, um von dort aus beobachten zu können, wie es auf dem Boden des Behälters aussieht. Das Problem ist dann allerdings, dass das Gitter unter dem Druckbehälter, in dem sich die Brennstäbe befanden, von dem durch die Kernschmelze herunterströmenden heißen Material beschädigt wurde und ein Loch aufweist, das die Beweglichkeit des Roboters behindert.
Am Dienstag musste schon ein Versuch abgebrochen werden, weil die Wasserpumpe des Hochdruckreinigers nicht funktionierte. Der jetzt eingebrachte Roboter sollte mit dem Hochdruckreiniger die sieben Meter lange und 0,6 Meter breite Schiene bis zur Mitte des Sicherheitsbehälters von dem geschmolzenem Material und anderen Hindernissen reinigen. Zu dem Zweck war ein Loch in den Sicherheitsbehälter 2 Meter vom Ausgang gebohrt worden, um ihn dort einzuführen. Allerdings konnte er den Weg in zwei Stunden nur auf einer Strecke von einem Meter säubern, dann waren die Schuttteile zu groß und schließlich erlosch die Kamera wegen der hohen Strahlung. Die Operation musste abgebrochen und der erblindete Roboter wieder herausgeholt werden. Aufgrund der Bilder stellte man dann fest, dass die Strahlung 650 Sievert betragen haben müsste. Das stimme auch damit überein, dass die Kamera eine Dosis von 1000 Sievert die Stunde aushalten kann.
Der Erkundungsroboter Sasori soll nun Ende Februar in den Sicherheitsbehälter eingebracht werden. Tepco erklärt, man werde zuvor anhand der gemachten Aufnahmen feststellen, wie weit Sasori überhaupt wegen der Ablagerungen und der Trümmer vordringen kann, und den besten Weg ausfindig machen. Damit er einen einigermaßen ausreichenden Überblick über das, was sich auf dem Boden des Sicherheitsbehälters, gewinnen kann, müsste er möglichst weit bis zur Mitte fahren. Offenbar reichen die vorhandenen Mittel auch sechs Jahre nach dem Unglück nicht aus, diese wichtige Erkundung jetzt vornehmen zu können. Sie erst würde wichtige Informationen über den möglichen Abbau des radioaktiven Materials liefern.
Tepco betont, dass die Strahlung im Reaktor nicht angestiegen sei, wie manche Medien berichtet hätten. Tatsächlich wurde sie erstmals überhaupt gemessen. Auch außerhalb des Reaktors sei keine erhöhte Strahlung gemessen worden, versichert Tepco. Man habe die notwendigen Sicherheitsmaßnehmen ergriffen, dass durch die in die Wand des Sicherheitsbehälters gebohrte Öffnung nichts nach außen dringen könne. Im Arbeitsbereich sorge Druckluft dafür, dass Luft nur von außen in den Behälter und nicht von innen nach außen gelangen könne. Überhaupt sei die Strahlenbelastung auf dem AKW-Gelände in den letzten Jahren "stark" gesunken, wodurch die Sicherheit für die Umwelt und die Arbeiter verbessert worden sei, letztere könnten nun ohne Schutzanzüge auf einem "viel größeren Bereich" arbeiten.