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Gegen das Computerspiel Manhunt 2 formiert sich die geistig-moralische Welteinheitsfront

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Beim Klimaschützen, beim Beseitigen von Handelsrestriktionen für bedürftige Konzerne, beim Zählen von Raketen und UN-Fördergeldern, bei fehlenden Kriegstoten - immer wird auf der Welt gestritten. Plötzlich haben diverse Staaten den gemeinsamen Feind ausgemacht und belegen das heftig umstrittene Computerspiel „Manhunt 2“ nicht nur mit Verkaufsrestriktionen, sondern sogar mit einem Verbot. Daraufhin hat Take 2 den für Juli geplanten Verkaufsstart zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben. Doch gabe es nicht noch viel mehr zu verbieten?

Rockstar Games, der Entwickler von „Manhunt 2“ ist nicht gerade dafür bekannt, es sich im Umgang mit Prüfern der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien oder entsprechenden Institutionen anderer Länder besonders einfach zu machen. Da testet man gerne das Spiel ohne Grenzen. Bereits der erste „Manhunt“-Titel, in dem der Gamer aus Third-Person-Perspektive einen entlaufenen Mörder lenkte, der ferngesteuert für eine Art perverse Reality-TV-Show möglichst explizit-brutale Morde begehen musste, rief heftige Reaktionen hervor und wurde in Deutschland sogar beschlagnahmt. Da aber eine bloße Wiederholung der „Manhunt 1“-Schocks keine Sensation mehr wäre, musste natürlich nochmal eins draufgegesetzt werden - und so war es natürlich nicht besonders schwer sich auszumalen, dass „Manhunt 2“ noch erschröcklicher ausfallen könnte als der Erstling.

Der bekanntgewordene Plot erinnert allerdings doch etwas an den Vorläufer: Der Spieler steuert einen von zwei Charakteren, die, nach sechs Jahren und dem Erleiden diverser fieser Experimente mental leicht derangiert, aus einem geheimen Forschungslabor entkommen und sich nun an den Peinigern rächen wollen. Mit nachhaltig verurteilungswürdigen Mitteln natürlich, die im übrigen keineswegs auf dem Boden des Grundgesetzes stehen. So kam es, dass Großbritannien, Australien und Neuseeland Manhunt 2 bereits jetzt verboten haben – und in Deutschland, Italien und einigen weiteren Ländern ist ein Verbot sehr wahrscheinlich. In den USA drohen weitreichende Verkaufsbeschränkungen, falls Take 2 das Spiel nicht noch überarbeiten läßt.

Anstößige, brutale Killerspiele sind allerdings auch seit Jahren im Irak zu beobachten. Nach dem Hase-und-Igel-Prinzip: Die Amerikaner versuchen Bagdad zu befrieden, in der Zeit errichten „aufständische“ Koranfaschisten ungestört Scharia-Terror-Regime in den umliegenden Provinzen. Danach unternehmen die US-Boys punktuelle Vorstöße in solche Regionen und versuchen die Koranfaschisten mühsam zu vertreiben, wobei viele Zivilisten mit getötet werden. In der Zeit wird das verwaiste Bagdad wieder mit Waffenlagern und Bombenwerkstätten überzogen, die Amerikaner kommen zurück und die tägliche Menschenjagd, die Bagdad längst in eine Kriegshölle auf Erden verwandelt hat, geht wieder von vorne los. Bisher kein Verbot in Sicht.

Auch beim von Manhunt verdrängten bisherigen Top-Thema Klimaschutz könnte man von höchst bedenklichen Killerspielen sprechen. Nachdem Jahrzehnte gebraucht wurden um zur Kenntnis zu nehmen, dass das 1989 ausgerufene Ende der Geschichte von der Natur missachtet wird und diese weltweit an neuen Anschlägen arbeitet, um die neoliberale Wirtschaftsordnung zu Fall zu bringen, wird es höchste Zeit die Homeland Security gegen das Klima zu verstärken. Statt dessen wird nach dem Motto „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ alles zerredet und zukunftsträchtige Technologien wie das Salatölauto vorsätzlich verschleppt.

Zurück zu den Medien: Nicht nur Computerspiele schockieren. Was ist mit Fernsehspielen ? 1970 erregte das vom WDR ausgestrahlte visionäre "Millionenspiel" aus der Feder des „Ekel-Alfred“-Autors Wolfgang Menge die Gemüter, in dem ein Mann im Rahmen einer fiktiven TV-Show für einen Haufen Geld auf Leben und Tod gejagt wurde. Selbst wenn man - aus heutiger Sicht - bei einem von Dieter Hallervorden gespielten Killer (Nonstop Nonsens begann erst später) unwillkürlich an quietschende Schuhsohlen und den gespielten Witz und bei Dieter Thomas Heck als schmieriger Moderator an die ZDF-Hitparade denken muss - trotz aller Zeitgeist-Patina immer noch eine beklemmende Erfahrung. Lange Jahre war das Werk wegen Urheberrechtsstreitigkeiten im Giftschrank, es darf aber vermutet werden, dass von bestimmter Seite auch keine besondere Motivation bestand, das „Millionenspiel“, das gewisse TV-Entwicklungen vorwegnahm, ins Bewusstsein der TV-Konsumenten zurückzubringen.

Die werden dafür heute mit realen Casting-Shows versorgt, in denen arbeitslose Stellenbewerber dem Hund des Arbeitgebers die Wurstsemmel auf Zeit aus der Metzgerei holen müssen, wo Moderatorinnen sich ein neues Kindermädchen aussuchen können und in denen seit frühesten Kindesbeinen vom Privatfernsehen erzogene Jugendliche (inzwischen kommt netterweise auch die Nanny als Vor-Ort-Service) vor Graf Dieter und Gräfin Heidi die Leibeigenen machen dürfen, um als Sieger-“Star“ die fünf Tage bewusst zu genießen, bevor die nächste Staffel anfängt. Da wird aus Spiel schnell Ernst. Verbieten!