Fußball, Geld und Gewalt
Der DFB will, dass der Steuerzahler die Kosten für Polizeieisätze alleine trägt, hat aber ein Problem damit, sich von Gewaltverharmlosung zu distanzieren
Spätestens seit den 1970er Jahren ist Fußball ein Sport, der Gewalttäter in besonderer Weise anlockt: Damals prägte man dafür den Begriff "Hooligans", der inzwischen durch "Ultras" abgelöst wurde. Diese Ultras reisen durch ganz Europa und prügeln bei Fußballspielen nicht nur auf gegnerische Gewaltbereite ein, sondern auch auf Unbeteiligte: Im letzten Jahr stoppten sie in Kaiserslautern Busse und versuchten Frauen, Kinder und ältere Menschen durch die eingeschlagenen Scheiben auf die Straße zu zerren.
Die Polizei versucht seit Jahrzehnten, die Gewalt dieser Fußballfans in Grenzen zu halten - und wendet dafür enorm viel Steuergeld auf. Einem internen Bericht zufolge belaufen sich alleine die Kosten für so genannte "Fan-Eskorten" auf jährlich 28 Millionen Euro. Obwohl die Fußballvereine heute häufig profitorientierte Unternehmen sind, die ihren Spielern hohe Millionengehälter und noch höhere Prämien zahlen, werden sie an den Kosten bislang noch nicht einmal beteiligt.
Diese versteckten Subventionen kommen zu den offenen hinzu: Zu den etwa vier Milliarden Euro, die Bund, Länder und Gemeinden in Deutschland jährlich für den Sport ausgebent, zu den riesigen Stadien, die Politiker in völlig überschuldeten Kommunen bauen, um wiedergewählt zu werden, und zum beträchtlichen Anteil an den 7,7 Milliarden Euro Rundfunkgebühren, der an Vereine und Verbände und in die Berichterstattung darüber fließt.
Als das Bundesland Bremen nun einen Vorstoß wagte, die Deutsche Fußball Liga (DFL) an den Kosten für Polizeieinsätze zu beteiligen, verlegte der Deutsche Fußballbund (DFB) ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Gibraltar nach Nürnberg und kündigte gleichzeitig an, zukünftig keine Länderspiele mehr in der Hansestadt abzuhalten.
Dabei haben gerade der Dachverband DFB und seine Mitgliedsverbände eine besondere Verantwortung dafür, dass die Polizeieinsätze überhaupt nötig werden: Sie tun sich mit Distanzierungen von Gewaltverharmlosung bemerkenswert schwer. Selbst dann, wenn sie in extremer Form geschehen.
Als der beim Fußballverband Stadt Leipzig tätige Schiedsrichter und ehemalige Piratenpartei-Vorstand Klaus Peukert am 16. Juli in offenbarer Anspielung auf den Gauchotanz der Nationalmannschaft und die Bombardierung Dresdens mit weit über 20.000 zivilen Opfern twitterte: "So bombt der Harris und der Harris der bombt so …", sah der Leipziger Fußballverband auf Anfrage von Telepolis überhaupt keine Veranlassung, dazu eine Stellungnahme abzugeben. Der DFB erklärte sich ebenfalls für nicht zuständig und verwies auf den Fußballverband Sachsen, der auf Anfragen nicht reagiert.
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