G-7-Proteste in Elmau: Der große Auftaktflop der Gipfelgegner
Seite 2: Theorie aus linker Globalisierungskritik verschwunden
- G-7-Proteste in Elmau: Der große Auftaktflop der Gipfelgegner
- Theorie aus linker Globalisierungskritik verschwunden
- Bürgerlicher Unmut über G7 in Elmau
- Auf einer Seite lesen
Jakob benannt einige der Gründe für die schnelle Flaute der globalisierungskritischen Bewegung. Dazu gehört eine verkürzte Kapitalismuskritik, der Aufstieg einer Rechten, die eine eigene reaktionäre Globalisierungskritik popularisierte, aber auch die massive Repression. Höhepunkt waren Terror und Folter gegen Globalisierungskritiker in Genua im Juli 2001.
Hier hat der globale Westen gezeigt, dass er auch weiterhin über Instrumente des Faschismus verfügt, wenn eine Oppositionsbewegung nicht kooperiert. Viele haben diese Drohung verstanden.
Bald entstanden viele moderate Nichtregierungsorganisationen und der Anspruch eines globalen Bruchs mit dem System des globalen marktradikalen Kapitalismus verlor immer mehr an Bedeutung.
Vor 25 Jahren hatten auch theoretische Schriften wie Empire von Toni Negri und Michael Hardt Konjunktur, die eine weltweite Multitude als neue Protestbewegung ausmachten, der sich viele der damals Aktiven gerne zuordneten.
Es ist schon auffällig, wie schnell die Diskussionen um Schriften wie Empire, mit denen sich damals viele progressive Strukturen beschäftigten, vergessen wurde. Das ist bedauerlich, nicht weil die Theorien so überzeugend waren.
Dem entgegen zeigte sich, dass die linken Kritiker recht hatten, die erklärten, dass es hier eben nicht um eine neue linke Kapitalismuskritik geht.
Bedauerlich ist auch, dass genau dieses Versagen nicht theoretisch erfasst wurde, was ja auch zu einer guten Theorie gehört. So kann man an dem kurzen Hype und dem schnellen Vergessen von Büchern wie Empire auch die Entwicklung der globalisierungskritischen Linken verfolgen. Sie hat keine Antworten gerade in der einer Zeit, in der die Verhältnisse im Grunde überreif für theoretische und praktische Kritik wären.
Warum nicht ein Protest gegen den Kriegskapitalismus?
Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass der Kapitalismus noch genauso in kriegerische Krisen führt wie zu den Zeiten, zu denen Rosa Luxemburg und andere Theoretikerinnen und Theoretiker der Arbeiterbewegung ihn so kritisierten.
Doch statt hieran anzuknüpfen und diese Theorien weiterzuentwickeln, schwenken große Teile der Linken auf die von Luxemburg kritisierte Linie der Vaterlandsverteidigung ein und stellen sich im Krieg zweier nationalistischer und kapitalistischer Staatenblöcke auf eine Seite.
Insofern wurde die Chance verpasst, den G-7-Gipfel zu einem transnationalen Protest der Linken zu machen. Doch eben damit wäre sie auf der Höhe der Zeit gewesen. Schließlich geht es auf dem Gipfel auch und vor allem darum, auf globaler Ebene Bündnispartner des globalen Westens in diesen Konflikt zu suchen.
Daher wurde der rechtskonservative indische Ministerpräsident Modi auf dem Gipfel auch besonders umworben. Die Kritik vor allem an seiner autoritären Herrschaft in Indien prägte die Demonstration in München.
Darin aber hätte sich der Protest hätte erschöpfen dürfen. Er hätte deutlich machen müssen, dass sich eine Linke nicht in die Kriegsfront einreihen lässt, um die Auseinandersetzung als Ausdruck des Kapitalismus zu begreifen und zu kritisieren.