Gastfreundschaft 2.0

Mit Couchsurfing.com die Welt verbessern - das ist der nicht eben geringe Anspruch der derzeit am stärksten expandierenden globalen Gastfreundschaftsplattform

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Kommt sie jetzt, die Globalisierung von unten, die solidarische Begegnung zwischen Menschen aus aller Welt jenseits der Herrschaft des Nutzenkalküls und deshalb jenseits hoher Sicherheitszäune ermöglicht? Oder läuft es doch wieder nur darauf hinaus, dass die heute schon 270.000 unter solchem Anspruch Versammelten eines Morgens verkatert erkennen müssen, dass die Party vorbei ist und sie zur Kundschaft einer weiteren Welt-Kommerz-AG abgerichtet wurden?

Chris Neulinger ist glücklich. Joe Balistreri, der Gast aus Detroit ist gut am Aachener Hauptbahnhof angekommen. Noch zwei Tage vorher wusste er nicht sicher, wann Joe denn nun ankäme und ob überhaupt. Dabei wollte doch nicht nur Telepolis, sondern auch das WDR-Fernsehen bei dem Empfang des Couchsurfers durch seinen Aachener Host live dabei sein und so gab er, offenbar nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, die mehrmals geänderten Ankunftszeiten immer wieder durch.

Er wird auch einigen Aufwand betrieben haben, damit sich sein Gast bei ihm wohl fühlt. Für jemanden wie Chris ist das selbstverständlich. Genau so selbstverständlich sieht es auch aus, wie sich da zwei begrüßen und lässig zum Auto schlendern. Allerdings treffen sich hier nicht alte Bekannte. Vielmehr haben sich die Beiden nie zuvor gesehen. Der Detroiter hat einfach das Couchsurfing-Netzwerk nach einer Übernachtungsmöglichkeit in Aachen durchsucht und ist dabei auf der Seite mit dem Profil von Chris gelandet. Couch available? – Definitely! konnte er da unter anderem lesen. Und das bedeutet, dass Chris zu den etwa 5% der Mitglieder des Netzwerkes gehört, die nicht nur die grundsätzliche Bereitschaft zur Aufnahme von Gästen anzeigen, wie die meisten Couch-Server, sondern darüber hinaus verspricht, dass er seine Gastfreundschaft nicht so sehr vom persönlichen Geschmack oder der Tageslaune abhängig macht, sondern dass auf sie im allgemeinen Verlass ist, definitely!

Chris wird also gleich jemand zu seiner Wohnung fahren und sie mit ihm teilen, den er zuvor nie gesehen hat und von dem er kaum etwas weiß. Nun gut, in seinem Profil auf der CouchSurfing-Seite können wir z.B. nachlesen, dass er studiert und nebenbei als Organist in einer Kirchengemeinde arbeitet. Und das ist immerhin mehr, als der Junge wusste, der mich vor 30 Jahren, als ich genau so alt war, wie Joe heute, an einem kleinen Bahnhof in Schweden auflas:

Ich hatte einen Zug verpasst und da stand ich nun in klirrender Kälte irgendwo im Nirgendwo. Der nächste Zug würde erst am folgenden Morgen kommen; es gab keine Unterstellmöglichkeit und ich hatte kaum noch Geld. Die Frage, wie ich in dieser eisigen Einöde die Nacht überleben könnte, stellte sich da ganz real. Doch bevor mir das überhaupt klar wurde, kam schon ein auffällig gut gekleideter etwa Gleichaltriger auf mich zu und fragte, ob er mir helfen könne. Unter gewöhnlichen Umständen hätte ich ihn wohl keines Blickes gewürdigt. Schließlich war ich Sponti und wollte mit solchen angepassten Bürgersöhnchen nichts zu tun haben.

Aber so erklärte ich ihm halt kurz meine Lage, woraufhin er mich ohne zu zögern einlud, im Haus seiner Eltern zu übernachten. Eine Minute später saßen wir in seinem nagelneuen Saab, den ihm seine Eltern gerade geschenkt hatten und ein paar Stunden später schlief ich im frisch bezogenem Gästebett seiner Eltern. Sein Vater, der mir erstmal etwas zu trinken angeboten hatte, erschreckte mich dann aber mit dem Anwurf, dass er "deutsche Nazis" eigentlich nicht leiden könne. Er musste als Jude im 2. Weltkrieg von Dänemark aus nach Schweden fliehen. Trotzdem kochte er extra für mich noch mal und verbrachte dann mit mir den restlichen Abend bei Wein und Kerzenschein am offenen Kamin. Sein Sohn brachte mich am nächsten Morgen zum Zug, nicht ohne mir noch eine freundliche Reisebegleitung vorzustellen, die wohl zufällig in die gleiche Richtung fuhr und wodurch mein erstes Erlebnis echter Gastfreundschaft noch ausgedehnt wurde.

Was für einen Kontrast bildete dieses Erlebnis zu dem, was ich bis dahin als "Gastfreundschaft" kennen gelernt hatte: Da sehe ich sofort dieses kitschige Holztäfelchen mit der darauf eingebrannten Lüge "Ein froher Gast wird niemals Last", das damals nicht nur die Wohnung meiner Eltern verunzierte. "Gast" meinte hier den Verwandten, den guten Freund, so gerade noch den Nachbarn; und das "wird niemals Last" bezog sich eher auf den frühen Abend, denn auf eine Übernachtungsgelegenheit. Undenkbar wäre es gewesen, einen Wildfremden ins Haus zu lassen; da hätten nicht nur meine Eltern protestiert, sondern sogar noch die Nachbarn, wenn sie das bemerkt hätten (und das hätten sie...).

Und wenn man mich vor meinem Erlebnis in Schweden gefragt hätte, ob ich auch nur einen Menschen hätte nennen können, der das nicht für verrückt hielte, auf so eine Idee zu kommen – dann wäre mir niemand eingefallen, weil es in dem katholisch frommen Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin, auch tatsächlich niemanden gab. Gastfreiheit ist vielleicht das älteste und einst universal geachtete Menschenrecht Dabei war solche Gastfreundschaft einst selbstverständlich.

Zu welchem Volke bin ich nun wieder gekommen? Sind's unmenschliche Räuber und sittenlose Barbaren oder Freunde des heiligen Gastrechts?

Diese Frage stellt Odysseus in einer der ältesten Überlieferungen abendländischer Kultur. Sie enthält zugleich die Antwort, was er von Völkern hält, denen der Zugang zu diesem "heiligen Gastrecht" unbekannt oder abhanden gekommen ist . Selbst die verkommene Klytaimestra in der Orestie des Aischylos begrüßt den unerwarteten "Fremden" mit den Worten:

Ihr Fremden, sagt, was ihr bedürft. Hier ist bereit,
Was für ein Haus wie dieses sich geziemen mag:
Ein warmes Bad, ein Lager, das die Müdigkeit beschwichtigt...

Nun kann man das langsame Absterben des alten Gastrechtes vielfach entschuldigen: Das Christentum etwa, das ein eigenständiges Gastrecht nicht kennt, brachte uns immerhin Hospitäler. Oder man könnte gar das Verblühen der Gastfreundschaft als Zeichen besserer Zeiten feiern:

Der Sinn in den Gebräuchen der Gastfreundschaft ist: das Feindliche im Fremden zu lähmen. Wo man im Fremden nicht mehr zunächst den Feind empfindet, nimmt die Gastfreundschaft ab; sie blüht, so lange ihre böse Voraussetzung blüht.

Allerdings würde Nietzsche, von dem dieses Zitat stammt, dieser Feier sicher fernbleiben. Denn es hieße Nietzsches Begriff von Feindschaft missverstehen, wenn man ihre Abwesenheit feiert. Er gibt uns hier einen etymologischen Wink, und manchem Turnschuh-Touristen vielleicht auch einen praktischen? Ich jedenfalls hatte schon damals in Schweden gelernt, dass man mich hier zwar mit offenen Armen empfangen hatte, aber sicher nicht, weil man immer schon darauf gewartet hatte, sich mit einem verrückten langhaarigen ungepflegten Deutschen die Zeit zu vertreiben.

Seit dem denke ich immer mal wieder darüber nach, wie man, wenn man wie ich, stets in großen Städten lebt, überhaupt zum Ausdruck bringen kann, dass man kein "sittenloser Barbar" ist, sondern zu den "Freunden des heiligen Gastrechts" gehört. Würde ich mit einem Schild rumlaufen, dass ich jeden in Not aufnähme, dann hätten mir die Junkies, die ein paar Ecken weiter rumhängen, wohl in kurzer Zeit die Bude leergeräumt.

Wie soll aber ein Gastfreundschaft suchender Reisender, der hoffentlich nicht seinerseits "Räuber und Barbar" ist, mich ohne ein solches Schild vor dem Bauch überhaupt finden können? Vielleicht ist Couchsurfing ja die Antwort auf meine Fragen?

Besonders gefiel mir hier gleich, dass scheinbar kein offener Warentausch praktiziert wird, in der Art, dass man etwa ein Gastrecht nur erwirbt, wenn man auch umgekehrt zur Bewirtung bereit ist, ein Punktesystem womöglich. Es machte mir zunehmend Freude, mich durch die unzähligen Mitgliederprofile zu klicken und die Geschichten zu lesen, meist junger und oft schöner Menschen aus aller Welt. Sollte auf diesem Weg vielleicht eine Wiederbelebung des alten Gastrechtes möglich sein und müsste ich den Anspruch der Gründer dieser Seite, die Welt besser machen zu wollen, mal ausnahmsweise nicht als typisch amerikanische Drohung verstehen?

"Hedonism is a must"

Doch schon bald tauchte in mir der Verdacht auf, dass diese "Gastfreundschaft 2.0" dem archaischen Original, der Pflicht zur Beherbergung nicht nur fröhlich erwünschter Gäste, womöglich noch weniger entsprechen würde, als die Praxis hinter dem Holztäfelchenmotto meiner Eltern. Zu sehr schien hier der pure Spaß im Vordergrund zu stehen. Also gab ich einfach mal das Stichwort "Pflicht" in das globale Suchfeld ein. Das Ergebnis war eindeutig:

That search found 0 surfers. Maybe you should try a less specific search?

Ganz anders waren die Ergebnisse bei irgendwie Lust verheißenden Suchwörtern. "Hedonism is a must" stand etwa im Profil des in Dublin lebenden Pedro Bernardo, auf dessen irgendwie passendem Foto ich bei der Eingabe des Suchworts "hedonism" gestoßen bin.

Eine auf deutsche Couch-Surfer eingeschränkte Suche nach dem Stichwort "fun" führte in die Nähe von 1488 deutschen Schlafgelegenheiten. Nur bei 14 deutschen Mitgliedern ist Arbeitslosigkeit, addiert aus allen möglichen infrage kommenden deutschen und englischen Suchwörtern ein Thema und, zumindest innerhalb der CouchSurfing-Community, ist das Ziel: "Weg mit Hartz 4"! – vollständig erreicht: dieses Stichwort führt zu 0 Ergebnissen.

Wir feiern eine Party – doch du bist nicht dabei

Nun, einmal auf der Spur, stieß ich schnell auf weitere Hinweise, die meinen Verdacht nährten, dass von den Couch-Surfern wohl eine Wiederbelebung des uralten Gastrechts in keiner Weise zu erwarten wäre: Nicht nur unzureichende Englischkenntnisse, auch überhaupt Sprache und Auftreten, sprich: das symbolische Kapital der vorherrschenden Klientel dürfte zum Beispiel eine Mehrzahl der Arbeitslosen, für die ja auf dem ersten Blick ein solches Angebot eigentlich wie geschaffen sein müsste, von vornherein ausschließen.

Auch habe ich den starken Eindruck – was sich aber natürlich nicht verifizieren lässt –, dass es bei den attraktiveren Mitgliedern von Freundschaftsbekundungen und Referenzen oft nur so wimmelt, während manches Mitglied, dessen Foto bereits irgendwie Einsamkeit ausstrahlt, auch in der Community der Weltverbesserer (ich darf an das Motto erinnern?) ein Mauerblümchendasein zu fristen scheint. Allerdings wird immerhin auch innerhalb der Community zum Beispiel problematisiert, dass es für Familien mit Kindern nicht leicht wäre, einen Gastgeber zu finden und auch, dass Leute ab 50+ oft Schwierigkeiten hätten, überhaupt irgendwo unterzukommen. Nun, das kennt man ja schon vom Arbeitsmarkt...

Zunächst im Chat, später per Mail, plaudere ich mit Carolina aus West Palm Beach, Florida. In ihrer Bildergalerie, die jedes Mitglied bei Couchsurfing einrichten kann (und soll) fragt sie, warum eigentlich deutsche Würstchen nicht beschnitten sind. Sie war offensichtlich in Bayern, kannte wohl nur die Weißwurst. Sie solle es doch mal mit Frankfurtern versuchen, schlage ich also vor oder mit der preußischen Currywurst, die wäre nicht nur beschnitten, sondern sogar kastriert. Sie würde sich dann wohl doch besser gleich in Israel umsehen, antwortet die Jüdin mit einem Smiley.

Ebenfalls mit einem Smiley lenkt sie auf ihrem Portraitfoto die Aufmerksamkeit in eine Gegend, hinter der sich für Nietzsche die Wahrheit und für Evangelisten eher das Böse verbirgt. Irgendwie auch für die CouchSurfing-Community. Denn auf meine Frage, was nach ihrer Meinung das Wichtigste wäre, das man über Couchsurfing schreiben müsste, antwortet Carolina, dass immer noch viele Leute CouchSurfing mit einer Dating-Plattform wie Myspace oder Orkut verwechseln würden. "CS is a web site for travelers who want break their bubbles and see the world with a different eye, its goal is not put people in touch for dates, sex or whatever", betont Carolina. Ein Thema, das auch den CS-Gründer Casey Fenton Sorgen bereitet und dem er mit einem Überwachungstool begegnen will:

If you'd contacted like 100 women but only 1 guy, that might be a situation where the tool would take notice.

The Survival of the Fittest

Doch der eigentliche Grund, worin sich CouchSurving vom "heiligen Gastrecht" nicht nur unterscheidet, sondern es vielmehr noch in den letzten Winkeln dieser Erde, in denen es noch nicht ausgerottet wurde, bedroht, liegt schon in der Gründungsidee verborgen:

I'd often find myself a stranger in some strange city, longing for cool people to hang out with. I'd walk down the street and say to myself, 'I know that there are interesting people, all around me...I'd wish that there was a better way of making contact with these folks.

Nichts könnte weiter entfernt sein von dem, was mir vorschwebt, wenn ich an mein Erlebnis in Schweden denke, als mir jemand Gastfreundschaft gewährte, mit dem ich vorher nicht einmal freiwillig ein Bier getrunken hätte. Casey kam auf die Idee, CouchSurving zu gründen, als er einmal einen Flug nach Island gebucht hatte und sich nun fragte, was er dort eigentlich anstellen solle, da in irgendeinem Hotel rumzuhängen wohl eher langweilig wäre. Er schickte also eine Massenmail an 1.500 Studenten und fragte sie, ob sie nicht Lust hätten, dass er bei ihnen reinplatzt. Und stand dann vor einem "Problem", worauf er seine Geschäftsidee (die noch unter Gemeinnützigkeit läuft) aufbaute: die Auswahl der coolsten, interessantesten Leute aus einer Masse von Angeboten.

Und so funktioniert eben auch die Webseite wie eine riesige weltweite Selektionsmaschine der Coolen und der Schönen. Die unterschiedlichen Buttons signalisieren sofort, wie beliebt jemand ist, wie viele "Freunde" und Referenzen er hat. Und mittels der Stichwortsuche kombiniert etwa mit Angabe von Alter und Geschlecht kann man leicht eine Vorauswahl treffen, die man dann über die Fotos und Geschichten der Vorselektierten weiter verfeinern kann. Die Gastfreunde werden von der Wunschmaschine auf Waren mit zugesicherten Angebotsmerkmalen reduziert. Überraschungen, wie in den alten Abenteuerfilmen, in denen den Reisenden zu deren Schreck gerne mal Heuschrecken serviert oder die Zwangsehe mit der Häuptlingstochter vorbereitet wurde, kann die liberale Wunschmaschine weitgehend ausschließen.

Nichts Neues also unter der kapitalistischen Sonne des Kampfes um Aufmerksamkeit? Für mich könnte dieses Kästchen, das Chris auf definitely gesetzt hat, einen großen Unterschied machen. Der Hilfetext der Seite empfiehlt diese Einstellung Leuten, die damit zum Ausdruck bringen könnten, dass sie sehr gern Gäste empfangen und so ihre zunehmende Begeisterung ausdrücken könnten. Eine Nachfrage bei verschiedenen Mitgliedern, die diese Einstellung wählten, ergab bisher, dass diese es auch genau so meinen, wie der Hilfetext es vorgibt. Keine Spur von "Pflichtgefühl".

Adorno, den Carolina übrigens als einen ihrer Lieblingsautoren nennt, will ja schon in den Gastgeschenken, die der listige Odysseus hinterlässt, den homo oeconomicus erkennen und sieht daher bereits in der archaischen Gastfreundschaft den Beginn der heute alles beherrschenden Tauschökonomie, in der immer der verlieren muss, der liebt, weil zur Liebe eben immer gehört, mehr zu lieben, d.h. mehr zu geben, als nötig wäre. Auch die Gastfreundschaft 2.0 erlaubt ihren "liebenden" Teilnehmern noch, mehr zu geben, als nötig und den "listigen" Reisenden, jene mit der Suchmaschine des Systems zu selektieren.

Ob sich die Liebe oder die List hier durchsetzt? Wie wird sich Chris verhalten oder Paris, ein Serbe aus Belgrad, der trotz meiner 51+ und ohne jede Referenz oder "Freundschaft" im System, auf eine Anfrage von mir sofort mit der Einladung reagiert hat, ich sei willkommen und könne so lange bei ihm bleiben, wie ich wolle – wenn irgendwann (und ich fürchte, analog der bekannten Entwicklung etwa von eBay, in nicht allzu ferner Zeit) die Bombe platzt, die schon jetzt in den Nutzungsbedingungen für jeden unüberhörbar tickt, der sich nicht vor lauter Begeisterung die Ohren zuhält? Lesen lohnt! Selten habe ich einen Text gelesen, der in allen erdenklichen Einzelheiten immer wieder nur dasselbe sagt: Wir (die Firma) dürfen alles, ihr (die Nutzer) dürft nichts.

Gerade der Gedanke, der sich dem Fan da aufdrängen mag, dass nämlich die Idee zu solchen gruseligen Konditionen überhaupt nicht dem "Geist der Community" entsprächen und sicher nicht vom Gründer des CouchSurfing-Projekts stammen, sondern von irgendwelchen fiesen Beratern, die ihm das nur aufgequatscht haben, sollte alles andere als beruhigen: Denn schon bald werden solche Berater ihm vielleicht aufdrängen, das Projekt an den Meistbietenden zu verkaufen. Jedenfalls habe ich in den Konditionen nichts gefunden, das eine solche Übernahme irgendwie schwierig machen könnte.

Kommt es also einmal so weit, dass die jetzt noch hier und da aufscheinende verschwenderische Hingabebereitschaft der Gastfreunde von der Warenökonomie vernichtet wird, dann wäre allerdings Schlimmeres passiert als nur, dass die Welt durch Wunschmaschinen wie CouchSurfing kein Stück besser geworden wäre. Denn dann muss der Reisende noch im entlegensten Dorf in Afrika befürchten, dass seine Bewohner von solchen technischen Fangnetzen erfasst sind und auch das dort jetzt noch überall selbstverständliche Gastrecht dem Geschäft unterworfen ist. Dann hätten solche Projekte den Globus nur noch mehr dem lebensfeindlichen Kapitalismus erschlossen und eine "andere" Globalisierung hätte sich einmal mehr als Trugschluss erwiesen.