Geistiges Eigentum bedeutet, dass ...
Gegen-Wettbewerb für Essays zum Thema geistiges Eigentum
Im März dieses Jahres kündigte die World Intellectual Property Organisation (WIPO) einen Essay-Wettbewerb zum Thema geistiges Eigentum an. Eine lose Gruppierung internationaler Akademiker fand die Ausschreibung etwas verdächtig und rief nun einen Gegenwettbewerb aus.
Die WIPO ist eine internationale Organisation zum Schutz des geistigen Eigentums mit Sitz in Genf. Der Vertrag zur Gründung der WIPO trat am 26.April 1970 in Kraft und zur Feier dieses Datums hat man sich einen feinen Wettbewerb ausgedacht. Studenten aus allen Ländern dieser Welt sollen Aufsätze von 2000 Wörtern Länge in den Sprachen Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch zur Frage "Was bedeutet geistiges Eigentum in meinem täglichen Leben?" schreiben. Die Ausschreibung begann am 26.April, Einsendungen sollen bis zum 31.Dezember 2001 erfolgen und am 26.April 2002 werden die Gewinner in den jeweiligen Sprachen bekanntgegeben, die jede/r 1000 Schweizer Franken erhalten.
Doch wie Alan Story von der Kent Law School an der University of Kent schreibt, "wurde uns schnell klar, welche Art von Essays die WIPO erwartet. Jeder, der schreiben würde, dass geistiges Eigentum bedeutet, 'dass ich wegen der Patentgesetze keine Anti-HIVS-Medikamente kaufen kann', oder 'dass ich mir als Landwirt keine patentgeschützten Samen leisten kann,' oder 'dass ich als Sehbehinderter aus Copyright-Gründen keine Bücher lesen kann', oder 'dass ich als Lehrer aus den selben Gründen keine Materialien an meine Schüler verteilen darf', oder jeder, der Tausend ähnlicher Antworten geben würde, keinen Preis von der WIPO gewinnen würde, ganz egal wie wohlartikuliert und gut argumentiert der Essay auch sein sollte." "Einmal mehr", fuhr Story fort, "würden die negativen Auswirkungen des geistigen Eigentums unausgesprochen bleiben und in einer Flut von Jubelrhetorik untergehen."
Um dem entgegenzuwirken, wurde ein Gegenwettbewerb zur WIPO-Ausschreibung iniziiert. Die Fragestellung ist identisch, doch es wird eine vielfältigere und kritischere Herangehensweise ermutigt. Die Aufsätze sollen auf einer Website gepostet und später von einer Jury bewertet werden. Das Preisgeld werde "zugegebenermaßen bescheiden" sein, bekennen die Initiatoren, bei denen es sich um bislang 20 Universitätsangehörige aus fünf Ländern handelt - UK, USA, Kanada, Australien, und Niederlande. Die Gruppe hofft, dass durch die Veröffentlichung persönlicher Stellungnahmen zum Thema neuer Schwung in die Debatte zu einem Thema kommt, dass für die heutige und zukünftige Gesellschaft von so elementarer Bedeutung ist und trotzdem meist nur in Expertenkreisen geführt wird. Der Wettbewerb und die dazugehörige Website sollen am 4.September 2001 eröffnet werden.
Die Fragestellung des Gegenwettbewerbs lautet: "What does intellectual property mean to you in your daily life?" Aufsätze können von jederfrau/mann eingesandt werden, man muss kein Student sein. Die maximale Länge beträgt 2000 Wörter doch die Beiträge können auch kürzer sein. Auf Grund begrenzter Ressourcen können nur Beiträge in den Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch eingereicht werden. Eine Reihe recht prominenter Personen und Organisationen haben sich bereits hinter die Ausschreibung gestellt, doch das Organisationskomitee würde sich freuen, noch weitere, vor allem tatkräftige Unterstützung zu finden. Wer sich in dieser Form einbringen möchte, wende sich an Alan Story, Kent Law School, University of Kent , Canterbury UK , CT2 NS.